STUTTGART. Der Südwestrundfunk (SWR) hat einem Mitarbeiter gekündigt, weil dieser falsche Tatsachen im Zusammenhang über die Corona-Berichterstattung des Senders verbreitet haben soll. Außerdem soll der Sounddesigner den SWR in der Öffentlichkeit „diskreditiert“ haben, berichtete der Evangelische Pressedienst unter Berufung auf einen SWR-Sprecher.
Ausschlagegebend für die Maßnahme war demnach der Auftritt des Mitarbeiters Ole Skambraks in der Gesprächssendung „Talk im Hangar 7“ des österreichischen Privatsenders Servus TV. Darin habe er „durch aus dem Zusammenhang gerissene und falsche Behauptungen das Vertrauen in die Neutralität des SWR beziehungsweise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erneut untergraben“. Die Kündigung sei nicht wegen der kritischen Meinungsäußerungen erfolgt.
Zuerst bezahlt freigestellt, dann entlassen
Bereits zuvor hatte Skambraks die Corona-Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und des SWR in einem offenen Brief mit dem Titel „Ich kann nicht mehr“ kritisiert. Darin warf er den Sendern vor, unausgewogen über die Pandemie und deren Folgen zu berichten. Beim SWR kritisierte er unter anderem „fehlendes journalistisches Grundverständnis“, das sich unter anderem dadurch geäußert habe, daß andere Sichtweisen nicht zu Wort gekommen seien.
Sein früherer Arbeitgeber kritisierte nun, Skambraks habe in dem Brief den falschen Eindruck erweckt, „daß er direkten Einblick in die redaktionelle Themenplanung und -entwicklung habe, obwohl er an solchen Redaktionskonferenzen in der Regel gar nicht teilnimmt“.
Nach der Veröffentlichung des Briefs hätten sich der Sounddesigner und der Sender auf ein „14-tägiges öffentliches Stillhalten“ geeinigt, „um die Möglichkeit zur internen Aufklärung und Befriedung zu schaffen“. Dennoch sei Skambraks dann im Servus TV aufgetreten. Daraufhin sei er zunächst bezahlt freigestellt und am Donnerstag gekündigt worden. Skambarks war nach Angaben rund eineinhalb Jahre befristet bei SWR2 angestellt.
Experten kritisieren Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
Vor allem die öffentlich-rechtlichen Medien waren wegen ihrer Corona-Berichterstattung stark in die Kritik geraten. Der Medienwissenschaftler Otfried Jarren stellte im vergangenen Jahr fest, es würden immer die gleichen Experten und Politiker auftreten und als Krisenmanager präsentiert. Auf diese Weise inszenierten die Sender Bedrohung und exekutive Macht zugleich und betrieben „Systemjournalismus“, warnte der emeritierte Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich damals.
ZDF-Chefredakteur Peter Frey räumte Ende 2020 ein zeitweise unkritisches Verhältnis zwischen Medien und Politik in der Corona-Berichterstattung ein. „In den ersten sechs Wochen der Pandemie, etwa von Mitte März bis Ende April, gab es in der Tat eine gewisse Übereinstimmung zwischen politischer und medialer Landschaft, wie sie in demokratischen Verhältnissen der Ausnahmefall sein sollte.“ Das Ansehen der Medien nahm im ersten Corona-Jahr meßbar ab. (ls)