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Interner Leitfaden des ZDF: Mit dem Zweiten gendert man besser

Interner Leitfaden des ZDF: Mit dem Zweiten gendert man besser

Interner Leitfaden des ZDF: Mit dem Zweiten gendert man besser

Gender ZDF
Gender ZDF
„heute Journal“-Moderator Claus Kleber Foto: ZDF-Screenshot/JF-Montage
Interner Leitfaden des ZDF
 

Mit dem Zweiten gendert man besser

Der Einzug des Gender-Sprechs macht auch vor dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht halt. Längst haben sich Gendersternchen, Binnen-I und geschlechtsneutrale Bezeichnungen in den Redaktionen etabliert. Das ZDF betont zwar, es gebe keine verbindlichen Vorgaben für die Gender-Sprache, doch ein interner Leitfaden, der der JF vorliegt, zeigt, wohin die Reise geht.
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Die vermeintlich geschlechtergerechte Sprache greift immer weiter um sich. Politik, Verwaltung und Medien haben sich den Kampf für die gendersenible Sprache, die niemanden diskriminiere und alle mitdenke, auf die Fahne geschrieben. Dabei macht der Einzug des Gender-Sprechs auch nicht vor dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und seinen Nachrichtensendungen halt.

Der Moderator des „heute Journals“, Claus Kleber, beispielsweise spricht regelmäßig das Gender-Sternchen mit, in dem er bewußte Pausen zwischen den männlichen und weiblichen Bezeichnungen bestimmter Gruppen setzt.  „Künstler – (Pause) – innen“, „Bürger – (Pause) – innen“ oder „Soldaten – (Pause) – innen“. Doch damit nicht genug: Als in Klebers Sendung kürzlich mehrere Wehrbeauftragte der vergangenen Jahre (alles Männer) abgebildet wurden, stand als Bildunterschrift „Wehrbeauftragte*r“.

Viele Zuschauer reagieren genervt angesichts solcher sprachlichen Spreizungen. Das ZDF verweist jedoch darauf, daß man als Sender gern „möglichst diskriminierungsfrei kommunizieren“ wolle. Hierfür gebe es beim ZDF aber „keine Vorgaben“, schrieb der Sender Angang November auf Facebook.

„Gendern Sie mit Sinn und Verstand“

Ausschnitte (3) aus dem ZDF-Leitfaden für gendersensiblen Sprachgebrauch Fotos: JF

Allerdings existiert ein interner „Leitfaden für gendersensiblen Sprachgebrauch“, auf den sich die Geschäftsleitung des ZDF verständigt hat und der – von den Gleichstellungs- und Diversitybeauftragten des Senders, Marita Lewening, verantwortet – für alle Mitarbeiter des ZDF im Intranet zugänglich steht.

Der JUNGEN FREIHEIT liegt der Leitfaden vor. Darin mahnt Lewening, die sprachliche Gleichbehandlung der Geschlechter sei für eine erfolgreiche Gleichstellung „unerläßlich“. Der Leitfaden solle für den Umgang mit Sprache sensibilisieren und Orientierung geben. Die Anwendung geschehe zwar auf freiwilliger „Basis“, schreibt Lewening.

Zugleich fordert die Gleichstellungsbeauftragte jedoch: „Gendern Sie mit Sinn und Verstand und mit Bedacht auf Ihre Zielgruppe! (…) Sie unterstützen damit die Gleichstellung und Vielfalt im ZDF!“

Man braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, was das im Umkehrschluß bedeutet: Wer sprachlich nicht gendert, setzt sich dem Verdacht aus, er sei gegen Gleichstellung und Vielfalt.

Der aus neun Kapitel bestehende Leitfaden mahnt die Mitarbeiter des ZDF daher, darauf zu achten, keine Klischees und Rollenzuschreibungen zu übernehmen. Zum Beispiel seien Formulierungen wie „Putzfrau“, „Mädchenname“ oder „seinen Mann stehen“ veraltet. Auch sei mehr Differenzierung notwendig. Frauen in Männerdomänen sollten mit Formulierungen wie „die Ingenieurin, die Kamerafrau“ oder „die Vorsitzende der Arbeitsgruppe“ sprachlich sichtbar gemacht werden.

Geschlechtsneutrale Bezeichnungen wie „Teilnehmende“ oder „Mitarbeitende“ hätten daneben den Vorteil, daß sie keine Gruppe unsichtbar machten. Statt „Alle Nutzer dieses Programms“ könne man „Alle, die dieses Programm nutzen“ schreiben. Statt „Der Antragssteller muß das Formular vollständig ausfüllen.“ „Es wird gebeten, das Formular vollständig auszufüllen.“

Leitfaden rät zum Genderstern

Kapitel VIII. widmet sich der Leitfaden dem Unterstrich (Gendergap), dem Doppelpunkt sowie dem Gendersternchen, um in Texten alle Personen anzusprechen, also auch jene, die sich geschlechtlich nicht positionieren. Die Handreichung rät dabei zum Genderstern, da er, anderes als der Unterstich, bei Unterstreichungen optisch nicht verschwinde und der Doppelpunkt sich bislang nicht etabliert habe. Bei Moderationen und gesprochenen Beiträgen könne er „durch eine gesprochene Pause nach der Grundform des Substantivs ausgedrückt werden“.

Zum Schluß bietet der Leitfaden noch eine Checkliste. Anhand dieser sollen sich die ZDF-Mitarbeiter fragen, ob sie unter anderem auf geschlechtergerechte Sprache geachtet, weibliche Personen- und Berufsbezeichnungen verwendet sowie Farben und Männer in Bildern gleichberechtigt dargestellt haben.

Ebenso gelte es zu prüfen, wie ausgewogen das Geschlechterverhältnis in den einzelnen Beiträgen und Sendungen war und ob möglicherweise Männer und Frauen ohne Not in typischen Rollen gezeigt wurden.

„Seien Sie kreativ und nutzen Sie die Möglichkeiten der deutschen Sprache“, empfiehlt der Gender-Sprech-Leitfaden des ZDF und gibt den doppeldeutigen Rat: „Fühlen Sie sich angesprochen!“

„heute Journal“-Moderator Claus Kleber Foto: ZDF-Screenshot/JF-Montage
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