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Kritik an Entscheidung von Chefredakteur Reichelt: „Bild“ verweigert AfD Interviews: „Es ist unfaßbar“

Kritik an Entscheidung von Chefredakteur Reichelt: „Bild“ verweigert AfD Interviews: „Es ist unfaßbar“

Kritik an Entscheidung von Chefredakteur Reichelt: „Bild“ verweigert AfD Interviews: „Es ist unfaßbar“

„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt Foto: picture alliance/Norbert Schmidt
„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt Foto: picture alliance/Norbert Schmidt
„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt Foto: picture alliance/Norbert Schmidt
Kritik an Entscheidung von Chefredakteur Reichelt
 

„Bild“ verweigert AfD Interviews: „Es ist unfaßbar“

Die AfD hat die Entscheidung von Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, keine Interviews mit AfD-Politikern zu führen, scharf kritisiert. „Es ist unfaßbar, daß ein Medium wie die Bild-Zeitung sich derart in den Dienst der etablierten Politik stellt und sich von der größten Oppositionspartei, der AfD, derart distanziert.“
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BERLIN. Die AfD hat die Entscheidung von Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, keine Interviews mit AfD-Politikern zu führen, scharf kritisiert. „Es ist unfaßbar, daß ein Medium wie die Bild-Zeitung sich derart in den Dienst der etablierten Politik stellt und sich von der größten Oppositionspartei, der AfD, derart distanziert“, sagte der medienpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bundestag, Martin Renner, am Montag der JUNGEN FREIHEIT.

Die Aufgabe der vierten Gewalt sei die Kontrolle von Exekutive und Legislative. „Doch stattdessen werden die meisten Medien zu Lobpreisern und Herolden der politisch Mächtigen“, ergänzte Renner. „Und wenn man sieht, wie vor kurzem Millionenbeträge zur Unterstützung von Medien durchgewunken wurden, fragt man sich schon, ob das etwas miteinander zu tun hat.“

Reichelt hatte im Branchenportal „Quotenmeter“ angekündigt, sein Medium werde der AfD „keine Fläche und keine Reichweite bieten. Wir werden ihnen nicht ermöglichen, sich zu inszenieren. Ein klassisches Interview mit der AfD wird bei uns also nicht stattfinden.“ Auch während des Wahlkampfs zur Bundestagswahl 2021 werde die AfD beim TV-Format des Springer-Mediums außen vor bleiben, betonte Reichelt.

„Das grenzt an Hohn“

Zudem kritisierte der Journalist den Rundfunk Berlin-Brandenburg, der mit dem brandenburgischen AfD-Landeschef Andreas Kalbitz ein „malerisch inszeniertes Interview“ geführt habe. Er verstehe zwar, daß die öffentlich-rechtlichen Medien einen gewissen Proporz erfüllen müßten. Er habe aber das Gefühl, daß es auch bei Talkshows „ein quotenorientiertes Denken gibt, um Krawallbrüder dieser Parteien einzuladen“.

Der AfD-Politiker Renner wies dies zurück. „Das grenzt an Hohn.“ Die AfD werde höchst selten in Gesprächsrunden öffentlich-rechtlicher Sender eingeladen. „Ich war sehr verwundert, als ich das gelesen habe.“ Eine derart „explizit ausgesprochene Ausgrenzung“ vom könne nur einen Grund haben: „Man will nicht, daß demokratisch berechtigte politische Gegenpositionen und Gegenmeinungen zu aktuellen und grundsätzlichen politischen Entscheidungen der Exekutive bekannt werden und durch die Darlegung im politischen Interview für die Bürger und Wähler nachvollziehbar beziehungsweise erwägenswert werden.“

„Über die Medienlandschaft in Ungarn und Rußland nicht mehr aufregen“

Auch der medienpolitische Sprecher der AfD-Fraktion in Rheinland-Pfalz, Joachim Paul, kritisierte Reichelts Entscheidung scharf. „Die Aussagen Reichelts stellen einen journalistischen Offenbarungseid dar. Aus dem Bild-Motto ‘Bild Dir Deine Meinung’ wird im Zuge der Bundestagswahl wohl ‘Wir wollen Dir Deine Meinung bilden’.“

Bislang sei dieser „Haltungsjournalismus“ die Domäne der Öffentlich-Rechtlichen gewesen. Daß nun die Bild-Zeitung nachziehen wolle, verwundere ihn. „Als wäre der Vertrauens- und Auflagenverlust der etablieren Medien nicht bereits förmlich mit den Händen zu greifen.“

Paul, der auch Beisitzer im AfD-Bundesvorstand ist, mahnte: „Wer so in Wahlkampfzeiten berichten will, sollte sich über die Medienlandschaft in Ungarn und Rußland nicht mehr aufregen. Ihm fehlt jede Glaubwürdigkeit.“

Reichelt: „AfD relativiert Holocaust“

Reichelt begründete seine Entscheidung unter anderem damit, daß die AfD vom Verfassungsschutz beobachtet werde und es sich dabei um eine Partein handle, „die den Holocaust, also das schlimmste Verbrechen, das je von deutschem Boden ausging, in vielen Teilen relativiert, ja mit Aussagen wie Hitler sei nur ein Vogelschiß in der deutschen Geschichte, fast schon leugnet“.

Reichelt lobte den früheren CSU-Chef Franz Josef Strauß, der eine Zusammenarbeit mit den Republikanern konsequent ausgeschlossen und betonte habe, rechts der CSU dürfe es in Deutschland keine Partei geben. „Ich weiß auch, daß es Debatten darüber gibt, ob es solche Parteien nicht eher stärker macht, wenn sie geächtet werden. Mir ist aber immer die Option lieber, daß eine solche Ächtung auch etwas bringt.“

AfD-Wähler hätten sich vor allem aus politischem Frust für diese Partei entschieden, nicht aus einer echten politischen Überzeugung heraus. „Die Gewählten werden nun aber freundlich in deutschen Talkshows beherbergt, während der wählende Bürger quasi verunglimpft wird. Diese Bürger werden alle als Neonazis abgestempelt. Es ist aber genau anders herum“, betonte der Bild-Chef. (ls)

„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt Foto: picture alliance/Norbert Schmidt
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