Die E-Mail kam am späten Freitag abend. Unter dem Betreff „Dein Video wurde von Youtube entfernt“ teilte die Videoplattform uns mit, daß sie die jüngste JF-TV-Dokumentation über die Identitäre Bewegung (IB) gelöscht habe. Die Reportage „Inside IB“ war vor knapp zwei Wochen auf Youtube veröffentlicht worden und hatte sich rasch verbreitet. Innerhalb kurzer Zeit wurde sie mehr als 70.000 mal aufgerufen und angesehen.
Doch dann war am Freitag plötzlich Schluß. Das Video sei zur Überprüfung gemeldet worden, schrieb Youtube. Im Ergebnis sei ein Verstoß gegen die Richtlinien festgestellt und die Doku deshalb entfernt worden. Worin der Verstoß genau liegt, verriet Youtube nicht. Dafür ganz allgemein, daß „Videos mit gewalttätigen oder grausamen Inhalten, die sensationslüstern präsentiert oder in ausbeuterischer Absicht erstellt werden“, verboten seien. „Dazu gehören Videos, Audioinhalte oder Bilder mit Kriegsszenen, Folgen von Terroranschlägen oder ähnlichen Szenarien, die Zuschauer schockieren oder Ekel hervorrufen sollen.“
Ist Christchurch-Szene der Grund?
Stein des Anstoßes könnte möglicherweise ein kurzer und teilweise sogar verpixelter Ausschnitt des Christchurch-Massakers sein. In der JF-Reportage war eine knappe Sequenz des Attentäters Tarrant Brenton zu sehen – ist dessen Spende an den österreichischen IB-Chef Martin Sellner doch einer der derzeitigen Hauptkritikpunkte an den Identitären.
Allerdings verzichteten wir bewußt aus Respekt vor den Opfern und ihrer Angehörigen, die tödlichen Schüsse oder den Ablauf der Tat zu zeigen. Und wie soll man über einen Anschlag berichten, wenn man keine Bilder des Täters zeigen kann?
Nach diesen Kriterien müßte Youtube jede Dokumentation über die Anschläge vom 11. September 2001 oder auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016 löschen. Schließlich enthalten diese Filmaufnahmen, wie die Terroristen Flugzeuge in die beiden Türme des World-Trade-Centers steuern oder wie Anis Amri den LKW in die Glühweinstände auf dem Breitscheidplatz lenkt. Hier jedoch wird die Video-Plattform nicht tätig, und das völlig zu Recht. Im Fall der JF reichten dagegen offenbar Aufnahmen von wenigen Sekunden des Christchurch-Attentäters Tarrant Brenton, um die gesamte Dokumentation über die IB zu löschen.
Doch eine Beschwerde der JF bei YouTube hatte überaschend Erfolg. So schnell wie die Reportage verschwunden war, war sie nach unserem Protest wieder da. Die Videoplattform hatte ein Einsehen und stellte unsere Dokumentation samt der 70.000 Aufrufe und mehr als 800 Leserkommentare wieder her.