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ZDF-Produktion über Flüchtlings-WG: Die Filmemacher kennen ihr Pro-Asyl-Milieu

ZDF-Produktion über Flüchtlings-WG: Die Filmemacher kennen ihr Pro-Asyl-Milieu

ZDF-Produktion über Flüchtlings-WG: Die Filmemacher kennen ihr Pro-Asyl-Milieu

Club Europa
Club Europa
ZDF-Film „Club Europa“: Krisensitzung in der Multikulti-WG Foto: ZDF Mediathek
ZDF-Produktion über Flüchtlings-WG
 

Die Filmemacher kennen ihr Pro-Asyl-Milieu

Das junge Filmgenre des Flüchtlingsdramas ist um einen Beitrag reicher. Im ZDF-Film „Club Europa“ will eine hippe WG sich beweisen, wie gut sie ist, indem sie einen afrikanischen Asylbewerber aufnimmt. Der soll das bunte Idyll abrunden, wenn nicht der böse Nachbar und die Behörden wären.
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Der ZDF-Film „Club Europa“ zeigt, daß Produktionen wie „Stunden der Entscheidung – Angela Merkel und die Flüchtlinge“ oder der Arte-Serie „Eden“ Unrecht getan wurde. Denn während die Macher dieser rührseligen Volkserziehungstücke sich zumindest noch bemühten, so etwas wie einen dramaturgischer Spannungsbogen aufzubauen, ist das neueste Werk aus dem noch recht jungen Genre des Flüchtlingsdramas vor allem langatmig. Im Zentrum steht eine junge, hippe Multikulti-WG, die sich entschließt, einen afrikanischen Flüchtling bei sich aufzunehmen. Nach mehreren realen Fällen, in denen dieser Schritt teilweise dramatische Folgen für die Gastgeber hatte, wäre hier durchaus Potential für eine interessante Handlung vorhanden gewesen.

Stattdessen verlegten sich die verantwortlichen Filmschaffenden auf eine Milieustudie. In der Anfangsszene bauen ein paar Mitt- und Endzwanziger Möbel auf. „Wieso nehmt ihr nicht die Anleitung“, fragt eine der Frauen ihre Mitstreiter. Es wäre doch so viel einfacher mit all den Bildern und Zahlen. „Das ist sooo deutsch. Wir machen das Schritt für Schritt“, erwidert ein junger blonder Mann. Die Szene ist in Englisch mit deutschen Untertiteln. Denn die WG ist auch ohne den anrückenden neuen Mitbewohner aus Afrika schon derartig international, daß man auf jedem SPD-Parteitag ein Loblied auf sie anstimmen würde.

Die Deutsch-Französin Martha (Sylvaine Faligant), die von der in Teheran geborenen Schauspielerin Maryam Zaree gespielte Yasmin und der US-Amerikaner Jamie (Artjom Gilz) haben sich ein kleines – nicht selten bekifftes – Utopia der Willkommenskultur aufgebaut, in dem alle Kulturen und Nationalitäten supergut miteinander auskommen. Ein Film der dermaßen lahm losgeht, kann sich eigentlich nur noch steigern; sollte man denken.

Natürlich studiert der Asylbewerber

In einer wohl als stilistischen Bruch gemeinten Interviewpassage sagt Martha über die Entscheidung, den Flüchtling aufzunehmen: „Ich wollte einfach Teil der Lösung sein. Ich wollte nicht nur das Problem sehen. Ich wollte nicht sein wie alle anderen.“ Das gespielte Interview ist zwar insofern unrealistisch, daß Frauen wie Martha in der Regel weder die Probleme sehen, noch Teil der Lösung sein wollen, die sie anderen auferlegen möchten. Aber zumindest der selbstgerechte Tonfall trifft die Stimmungslage im klassischen Willkommens-Milieu schon ganz gut.

Auch die nächste Filmsequenz hat wieder deutsche Untertitel. Aber dieses mal wird Französisch gesprochen. Erneut treffen die Macher zumindest atmosphärisch die Lebenswelt der meisten Multikulti-Ideologen, in der jeder mehrere Fremdsprachen spricht, weil alle permanent rund um die Erde reisen. So ist dann eben auch die Kommunikation mit dem afrikanischen Gast kein Problem.

Der freut sich und ist dankbar, daß er ein ganzes Zimmer für sich alleine hat. Samuel, so der Name des jungen Mannes, ist keiner von den Typen, die hier in Deutschland eine eigene Wohnung oder gar ein ganzes Haus erwarten. Auch würde er seinen Gastgebern nie die Bude abfackeln, nur weil es kein Brötchen mehr gibt. Noch ein gemeinsames Selfie mit einer seiner Gastgeberinnen (Zitat: „Die Köpfe abgeschnitten. Egal.“) und die so kitschig-ereignislose Geschichte kann weitergehen.

Der Afrikaner, der natürlich studiert und bereits in seiner Heimat einen Deutschkurs belegt hat, beeindruckt die anderen WG-Bewohner samt ihrer Familien und Angehörigen regelmäßig durch seine Kochkünste. Er hilft sogar beim Kartoffelschälen, dem wichtigsten Punkt bei der Integration im „Kartoffelland“, während Jamie bei Google Maps nachschaut, wie weit der Kameruner für seine Flucht gelaufen ist.

Der Nazi-Nachbar stört die bunte Idylle

Die Figur des Samuel ist derartig harmlos gezeichnet, daß es schon fast an filmische Kastration grenzt. Die blonde Martha richtet ihm auf ihrem Konto ein Unterkonto ein, für die Beiträge fürs Fitneßstudio und das Geld vom Amt. Immer wieder feiert die WG Partys mit Drogen, Alkohol und lauter Musik. Aber selbst dabei schaffen sie es, sich und die Zuschauer maßlos zu langweilen. Gestört wird die Harmonie allenfalls durch den bösen Nazi-Nachbarn. Der beschwert sich über die laute Musik und gibt anonyme Hinweise an die Polizei, auf vermeintlich illegale Einwanderer im Haus.

Am Ende wird der Film dann noch ein bißchen – interessant wäre sicherlich zu viel gesagt – weniger uninteressant. Der Asylantrag des „Flüchtlings“ wird abgelehnt, weil die Behörden in diesem „Scheißland“ nur nach Gründen gegen und nicht für Asyl suchen. Die WG diskutiert kurz darüber, ob sie ihn dennoch weiter beherbergen sollte, entscheidet sich dann aber in Anbetracht der Konsequenzen, die das für das eigene Leben bedeuten könnten, dagegen. Zumindest ihr eigenes Milieu scheinen die Filmemacher in der Tat sehr gut zu kennen.

ZDF-Film „Club Europa“: Krisensitzung in der Multikulti-WG Foto: ZDF Mediathek
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