BERLIN. Der S. Fischer Verlag hat die Zusammenarbeit mit seiner Stammautorin Monika Maron nach 40 Jahren beendet. Als Grund vermute sie ihre Äußerungen über den Islam und die Flüchtlingspolitik, sagte die 79 Jahre alte Schriftstellerin der Welt. Ihre Ansichten reichten aus, „um als neurechts oder sogar rassistisch zu gelten“.
Marons Verlag hatte die Veröffentlichung ihres Essaybands in einer „neurechten Edition“ mit dem Namen „Exil“ kritisiert. Dieser war von einer Dresdner Buchhändlerin herausgegeben worden. Der S. Fischer Verlag hatte beanstandet, daß auch der Verleger Götz Kubitschek den Essayband vertreibt.
Die Buchhändlerin sei eine Freundin, bei der sie seit über zwanzig Jahren Bücher vorstelle, schilderte Maron. „Für mich ist sie nicht neurechts, sondern eine Oppositionelle, die manchmal auch übers Ziel hinausschießt. Daß Kubitschek ihre Bücher vertreibe, habe sie hingegen nicht gewußt. Er vertreibe aber auch ihre Fischer-Romane. Dagegen könne ihr ehemaliger Verlag nichts unternehmen.
Maron kritsiert Gendersprache
Der S. Fischer Verlag habe bereits 2018 eines ihrer Bücher beanstandet. Bei „Munin oder Chaos im Kopf“ habe es „allerlei Bedenken“ gegeben. Ihr sei damals gesagt worden, man wolle sie vor sich selbst schützen, sagte Maron.
Sie sei mit einigen politischen Entwicklungen nicht einverstanden. Beispielsweise wehre sie sich gegen Gendersprache, weil ihr dieses „Kauderwelsch“ zusetze. Zudem störe sie das islamische Kopftuch, das sie als Zeichen der Unterdrückung, nicht als Symbol religiöser Freiheit betrachte, verdeutlichte die Autorin.
„Neue Feministinnen“ griffen unliebsame Personen aggressiv an
Das sorge für Empörung bei „neuen Feministinnen“. Diese griffen unliebsame Personen aggressiv an. Grund dafür sei ein Kampf um die Deutungsmacht, schilderte Maron.
Vielen sei das Argumentieren zu mühsam. Eine moralische Ausgrenzung verkürze die Debatte aber, mahnte Maron.
Sie höre auf ihren Lesungen wiederkehrend drei Sorgen als Konsequenz dafür, etwas vermeintlich Falsches zu sagen: Die Angst vor Ausgrenzung, Streit mit der Familie oder davor, die Arbeit zu verlieren.
Achtundsechziger seien Establishment geworden
Schuld an der vermeintlich unversöhnlichen Debattenkultur seien ihrer Ansicht nach Entwicklungen seit 1968. „Die Achtundsechziger traten ihren Marsch durch die Institutionen an und besetzen heute wichtige Positionen in den Medien, in Schulen, Universitäten und zum Teil auch in der Politik. Sie sind Establishment geworden, empfinden sich aber immer noch als Opposition“, verdeutlichte Maron. Folglich gelte ein Angriff auf sie als reaktionär.
Es gebe eine Opposition der Mächtigen gegen andere Überzeugungen. Damit schafften sie „ein Klima, in dem alle dreimal überlegen, was sie sagen dürfen, ohne daß man über sie herfällt. Repressionen sind dazu gar nicht nötig“, beanstandete die Autorin. Darauf reagierten besonders DDR-Bürgerrechtler empfindlich. „Wer das damals nicht aushalten konnte, kann und will es heute, in einer freien Gesellschaft, erst recht nicht aushalten.“
Erinnerung an DDR
Maron hatte fast die Hälfte ihres Lebens in der DDR verbracht. Dort war 1981 auch ihr erster Roman „Flugasche“ veröffentlicht worden. Nachdem dieser in der DDR verboten worden war, hatte der S. Fischer Verlag das Buch im Westen veröffentlicht. Die Tatsache, daß ihr Verlag sie nun in eine Lage versetze, in der sie sich schon vor vierzig Jahren mit „Flugasche“ befunden habe, mache sie „traurig und fassungslos“.
Maron hat zahlreiche Bücher beim Fischer Verlag veröffentlicht. Darunter auch ihr neuestes Werk „Artur Lanz“, das von einem Mann handelt, der sich danach sehnt, ein Held zu sein. (zit)