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Vortrag in Berlin: Der Konservatismus in der permanenten Revolution

Vortrag in Berlin: Der Konservatismus in der permanenten Revolution

Vortrag in Berlin: Der Konservatismus in der permanenten Revolution

Ulrich Vosgerau in der Bibliothek des Konservatismus: Links und Rechts haben die Rollen getauscht Foto: JF
Ulrich Vosgerau in der Bibliothek des Konservatismus: Links und Rechts haben die Rollen getauscht Foto: JF
Ulrich Vosgerau in der Bibliothek des Konservatismus: Links und Rechts haben die Rollen getauscht Foto: JF
Vortrag in Berlin
 

Der Konservatismus in der permanenten Revolution

Was ist Konservatismus? Wie unterscheidet er sich in verschiedenen Ländern? Und was hat Dagobert Duck mit Volkswirtschaft zu tun? Ulrich Vosgerau gibt in der Bibliothek des Konservatismus in Berlin die Antworten. Eine linksextreme Demo gegen den Auftritt floppt.
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„Die Wirtschaftstheorie der heutigen Linken basiert auf Dagobert Duck“, sagt Ulrich Vosgerau den mehr als 100 Zuhörern in der bis auf den letzten Platz ausverkauften Bibliothek des Konservatismus. Der heutige Linke glaube, es sei genug da, es müsse nur anders verteilt werden. Würden die gierigen Milliardäre nicht ihr Gold in privaten Schwimmbädern horten, um darin zu baden. Das sei Folge der allgemeinen Verblödung, die meisten jungen Leute heutzutage seien kaum in der Lage, Karl May zu lesen – von Marx ganz zu schweigen.

Ähnlich launig und kurzweilig verläuft der gesamte Vortrag. Thema: „Der Konservatismus der Zukunft – Deutschland in der permanenten Revolution.“ Vosgerau hat den Eindruck, „Rechts und Links hätten die Rollen getauscht“. Früher waren Konservative staatstragend, heute sind es die Linken, die die Interessen von Regierung und Besitzenden gegen die renitenten Massen verteidigen.

Unterschiedliche Spielarten in verschiedenen Ländern

Doch was genau ist Konservatismus? Für Vosgerau vor allem: eine realistische Gesellschaftstheorie, die auf der Welt aufbaut, wie sie ist – nicht, wie sie sein sollte. Dazu die Überzeugung, daß Menschen in Familien, Muttersprachen und Nationen hineingeboren werden und erst als Teil dieser Kollektive ihre Freiheit entfalten können. Konservative sehen die individuelle Vernunft als Mittel der Erkenntnis, nicht als Quelle. Die Quelle der Erkenntnis ist für sie die reale Welt.

Der Konservatismus unterscheidet sich dabei von Land zu Land. Die Franzosen sparen sich – anders als die Deutschen – jegliche Kritik am Absolutismus. Bei den Konservativen in Großbritannien herrscht traditionell ein gewisser Pragmatismus. Statt des Kampfes gegen gesellschaftliche Veränderungen fragt sich der Brite lieber: Wie kann ich trotz der unvermeidbar stattfindenden Veränderungen meine Macht erhalten? Die US-Konservativen wiederum neigen zu einem konsequenten, beinahe anarchistischen Liberalismus, oft in Kombination mit streng-christlichen Positionen.

Konservatismus als Verteidiger der Vernunft

Doch obwohl der Konservative sich das Bewahren auf die Fahne geschrieben hat, haben sich seine Positionen gewandelt, sagt Vosgerau. Das liege vor allem daran, daß sein Gegenspieler, der Linke, sich stark verändert habe. Früher argumentierte der Konservative hauptsächlich mit der Natur und ihrer Unveränderbarkeit, heute eher juristisch. Weil er erkannt habe, daß der Linke das Rechtssystem nutze, um seine Macht zu zementieren. Früher setzte der Konservatismus auf Moral, in Abgrenzung an den seiner Meinung nach überbordenden Liberalismus. Heute, in Zeiten von Haßredegesetzen und allgegenwärtigem Gesinnungsterror, verteidige er die Freiheit des Einzelnen gegen linken Autoritarismus.

Früher war der Linke atheistisch und agitierte gegen die Kirche. Heute ist der Linke selbst zutiefst religiös, denn Wokeismus ist in den Augen Vosgeraus eine streng puritanische Religion. Der Konservative sehe sich fundamentalistischen Eiferern ausgesetzt und argumentiere areligiös mit Appellen an die Vernunft. Auch die Skepsis gegenüber der Demokratie aus Zeiten der Französischen Revolution habe der europäische Konservative inzwischen abgelegt. Heute streite er für mehr Volksentscheide und gegen eine sich immer weiter ausbreitende EU, wissend, daß die Machtinstitutionen des Westens fest in linker Hand sind.

Apropos Linke: Auch diese Bewegung habe sich stark verändert. Weil die heutige Woke-Bewegung in den 1960er-Jahren in den USA entstanden sei, trage sie keinerlei Klassenkampf in sich. Dafür viel Identitätspolitik, viel Moral und keinerlei Sachargumente. Das sei früher anders gewesen, sagt Vosgerau. Man könne von ihnen halten, was man möchte, doch die klassischen Kommunisten konnten noch Argumente formulieren, die zumindest innerhalb des marxistischen Weltbilds Sinn ergeben. Heutzutage seien Geschlechter nicht definierbar, dennoch brauche es Frauenquoten. Es gebe keine Menschenrassen, aber überall Rassismus.

Vom Raubtier zum Parasiten

War die Linke dem Kapitalismus früher ein Raubtier, der die Produktionsverhältnisse zerreißen wollte, ist er heute ein Parasit, der ihn langsam von innen aufsaugt. Sie hat sich bequem eingerichtet in den Personalabteilungen von Großunternehmen und in den unzähligen halb staatlich, halb von Konzernen finanzierten Stiftungen und Denkfabriken.

Apropos Linke: Die wollte eigentlich gegen den Vortrag des beim Potsdamer Treffen anwesenden Juristen Vosgerau demonstrieren. Der Instagram-Kanal „antifanordost“ schrieb, es liege an ihnen, „Druck auf rechte Akteure aufzubauen und sie gesellschaftlich zu ächten, um sie zu schwächen, aber auch um ihnen ihre Erzählung zu unterlaufen, daß sie es sind, die eine ‚schweigende Mehrheit‘ repräsentieren würden“. Dazu der Aufruf, „Faschos anzupöbeln“.

Vielleicht wegen des kühlen Berliner Wetters, vielleicht aus Müdigkeit wegen der vielen Anti-Rechts-Demonstrationen der vergangenen Wochen, es kamen acht wackere Linksextremisten. Nach etwa anderthalb Stunden endet ein interessanter Vortrag ohne weitere Zwischenfälle und die Zuhörer gehen nach Hause zu ihren mit Gold gefüllten Schwimmbädern.

Ulrich Vosgerau in der Bibliothek des Konservatismus: Links und Rechts haben die Rollen getauscht Foto: JF
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