Der Tod des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat große Empörung ausgelöst – zurecht. Doch das Leid von Julian Assange zeigt, daß auch der Westen nicht zimperlich ist. Thorsten Hinz über die Macht von Propaganda und die Heuchelei der Macht.
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Der eine Tot, der andere seit Jahren im „Exil“. Denke die Zahl der Nachahmer, wird sich proportional zu den aufzudeckenden Informationen, im Bereich zwischen marginal und dem Vakuum bewegen.
Vor allem sehe ich eine deutliche Parallele zwischen Julian Assange und Carl von Ossietzky.
Julian Assange hat militärische Geheimnisse der USA öffentlich gemacht.
Carl von Ossietzky hatte militärische Geheimnisse der Weimarer Republik öffentlich gemacht.
Aber das scheint zugleich auch der fundamentale Unterschied zu sein:
Militärische Geheimnisse eines von Grund auf bösen und illegitimen Landes wie Deutschland publik zu machen = gut?
Militärische Geheimnisse eines guten und legitimen Landes wie den USA publik zu machen = böse?
Nawalnys Tod hat mich emotional enorm berührt, in einem Ausmaß, dass ich dafür keine Erklärung finde. Er hat mit seinem Leben bezahlt, ich denke er war sich des Risikos vollständig bewußt, der andere bezahlte bislang nur mit Lebensjahren.
Der Strippenzieher ist bei Nawalny klar, einer der übergelaufene Piloten im Ausland exekutieren lässt und dessen Ex-Agenten im Ausland an rätselhaften ratioaktiven Vergiftungen sterben. Mögen er und seine Mitläufer einen genau so schlimmen Tod finden.
Diese Klarheit fehlt bei Assange völlig. Wer genau, als Person, zeichnet für seine Verfolgung verantwortlich? In seiner Haft gab es mehrere US-Präsidenten aus unterschiedlichen Parteien, doch bei ihm spielte das keine Rolle. Der tiefe Staat, Geheimdienst und Behördenstrukturen in denen winselnde Emporkömmlinge den Scharfmacher spielen und Hauptabteilungsleiter die dann mitlaufen müssen – ob sie wollen oder nicht? Oder einfach kafkaeske Zustände, bei denen Anordnungen exekutiert werden ohne dass sich ein Verantwortlicher jemals festmachen lässt.
Man wird es uns nie wissen lassen und damit wird sich für die Vernichtung von Lebensjahren keiner verantworten müssen.
Schade, daß sich der geschätzte Herr Hinz diesmal verhoben hat. Nach allem, was ich über Nawalny gelesen habe, war dies eine jahrelange Geheimdienstsache eines westlichen Geheimdienstes.
Da Herr Hinz nicht auf diese Dinge eingeht, kann er einen Vergleich machen, der seltsam nebulös wirkt.
Dass der ukrain. Geheimdienstchef behauptete, Nawalny sei eines natürlichen Todes gestorben, macht das tertium comparationis noch schwächer.
Über die Sache mit dem Gift habe ich mehrere überzeugende Artikel gelesen, die nicht vorteilhaft für Nawalny waren.
Hochverrat gegen Oppositionsarbeit…mir fehlen die Worte.
Sehr guter Artikel.
Vielen Dank !!
Ja. Treffender, umfassender und gerechter kann man einen Kommentar nicht schreiben!!
Ja, danke – ich bin auch stark berührt von der sachlichen Empathie Ihres Artikels.
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