Man könnte fast auf den Gedanken kommen, daß abstruse Diskussionen zur Tradition des Kölner Karnevals gehören. Hatte man vergangenes Jahr noch über die Einrichtung von „Brauchtumszonen“ in der Rheinmetropole gestritten, fetzt man sich dieses Jahr über die Vor- und Nachteile des Schnitzelessens.
Der Hintergrund: Das Duo „Zwei Hillije“ (Kölsch für „Zwei Heilige“) hatte mit dem Lied „Et letzte Schnitzel“ unter Veganern und Vegetariern für Furore gesorgt. Sie hatten sich mit dem Song für den Kölschen Liedwettbewerb „Loss mer singe“ beworben und es damit unlängst bis in die Endauswahl geschafft.
Vorwurf: Der Song verherrliche Fleischkonsum
„Ein Gast ist auf mich zugekommen und meinte, der Song verherrliche Fleischkonsum“, berichtete der Moderator des Wettbewerbs dem WDR über die Reaktionen auf das Lied von Wolfgang und Bernd Löhr, die sich selbst als „eineiige Kusängs“, also „eineiige Cousins“, bezeichnen.
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„Da haben sich Veganer beschwert, man solle das Lied aus dem Contest nehmen, aber auch Fleischfresser, die das auch nicht toll fanden“, erzählte Wolfgang Löhr. Die vielkritisierte Textpassage aus dem Schnitzellied lautet ins Hochdeutsche übersetzt:
„Das letzte Schnitzel, das steht in meinem Stall. Ich passe gut darauf auf, denn gesetzt den Fall, daß Fleisch verboten wird, ist das meine Notration. Und alle meine Freunde kriegen dann eine große Portion.“
Im Gespräch mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk betonten die beiden, nichts von der Sprengkraft ihres Liedes geahnt zu haben. Doch im Internet finden die beiden „Krätzche“-Sänger – das sogenannte Krätzche ist ein traditionelles Kölsches Spaßlied – auch Zuspruch für ihr augenzwinkerndes Werk. „Veganer hier: Witziges Lied. Frohe fünfte Jahreszeit!“, kommentiert etwa ein Nutzer auf der Video-Plattform YouTube.
Die „Zwei Hillije“ glänzen mit Klamauk
Auch der Präsident des Festkomitees des Kölner Karnevals, Christoph Kuckelkorn, stellte sich vor die beiden Liedermacher. „Der Karneval erfüllt ganz besondere Funktionen. Eine der wichtigsten Funktionen ist fast schon politisch. Nämlich den Menschen den Spiegel vorzuhalten. Da gehören alle aktuellen Themen dazu – in dem Kontext auch Ernährung“, unterstrich der Karnevallist, der im Hauptberuf übrigens als Bestatter arbeitet.
Letztendlich wirkt die Aufregung um die Verherrlichung von Schnitzeln also wie ein sprichwörtlicher Sturm im Kölschglas. Zumal die anderen Songs der „Zwei Heiligen“ mindestens ebenso klamaukig daherkommen wie „Et letzte Schnitzel“. Beispielhaft zu nennen wäre die Nummer „Kastenwagen“, in der es heißt:
„Ich kauf mir einen Kastenwagen und fahr damit zu dir und lade in den Kastenwagen einen Kasten Bier. Die erste Flasche gleich im Wagen, die andre dann bei mir. Weil wir beide was vertragen: Prost aufs Jetzt und Hier.“
Daß es sich bei dem abstrusen Streit um das Verhältnis von Musik und Fleischwaren mittlerweile um eine harmlose Kölner Tradition handelt, zeigt unterdessen auch der Titel eines anderen Liedes, wegen dem man sich jüngst am Rhein gestritten hatte: „Blutwurst, Kölsch und lecker Mädchen“.