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Christliche Botschaft: Pfingsten: „Ich werde euch einen Tröster senden“

Christliche Botschaft: Pfingsten: „Ich werde euch einen Tröster senden“

Christliche Botschaft: Pfingsten: „Ich werde euch einen Tröster senden“

Pfingstwunder Ausgießung des Heiligen Geistes, Karlskirche, Innenansicht, Gemälde an der obersten Spitze, Barock Wien, Österreich, Europa. Pfingsten ist für viele Menschen eine Zeit des Trostes.
Pfingstwunder Ausgießung des Heiligen Geistes, Karlskirche, Innenansicht, Gemälde an der obersten Spitze, Barock Wien, Österreich, Europa. Pfingsten ist für viele Menschen eine Zeit des Trostes.
Die Ausgießung des Heiligen Geistes in der Wiener Karlskirche. Pfingsten ist für viele Menschen eine Zeit des Trostes Foto: picture alliance / imageBROKER | Alexander Pöschel
Christliche Botschaft
 

Pfingsten: „Ich werde euch einen Tröster senden“

Kriege, Krisen und andere Katastrophen – die vergangenen Jahre waren für viele Menschen sehr belastend. Gut, daß bald Pfingsten ist und wir alle von der Botschaft Jesu Christi lernen können.
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Generation Hanno nannte der ARD-Reporter Markus Spieker in seinem Buch „Übermorgenland“ die Jugend des Instagram-Zeitalters und spielte damit auf die dem Untergang geweihte dritte Generation der Buddenbrooks an. Der sensible, musisch begabte Hanno, Enkel des vitalen Johann Buddenbrook, verstirbt erschreckend früh an einer unheilbaren Krankheit, dem Typhus. „Die erste Generation baut auf“, schreibt Spieker mit Blick auf Thomas Manns Dekadenzgemälde in Romanform. „Die zweite Generation genießt die Früchte und verwaltet den Wohlstand. Die dritte Generation verspielt ihn wieder.“

Und er findet gleich noch eine ganze Reihe weiterer Dekadenz-Kandidaten: Ulrich, den Mann ohne Eigenschaften, aus Robert Musils gleichnamigem Roman, der am Vorabend des Ersten Weltkriegs in eine inzestuöse Beziehung mit seiner Schwester Agathe schlittert, die in den morbiden geschlechtsrevisionistischen Verirrungen unserer Gegenwart ihre Entsprechung findet, und natürlich Kafkas traurige Helden, „Vertreter einer verunsicherten Geistes-Elite, die gegen Stalin, Mussolini und Hitler chancenlos war“.

Auch in der Generation der „Wirtschaftswunder-Enkel“ macht der Journalist und promovierte Historiker viele Schwächlinge aus, die „sich auf bizarre Weise konträr zu ihren Interessen verhalten“. Außerdem zeigt er sich besorgt über die massive Zunahme von Depressionserkrankungen und selbstverletzendem Verhalten unter Jugendlichen. Das Internet spielt dabei eine unrühmliche Rolle: Viele laufen falschen Schönheits- und Mode-Idealen hinterher, um die die digitale Welt herumtanzt wie die Israeliten ums goldene Kalb.

Reslienz als Konsequenz von Corona

Während sich dort jedoch eine Gesellschaft austobt, die immer schon das Extravagante angebetet hat, als Teil des unverzichtbaren Unterhaltungsprogramms, wird es tatsächlich bedrohlich, wenn junge Menschen bei ihrer Identitätsfindung so verunsichert sind, daß sie ihrem eigenen Körper irreversiblen Schaden zufügen, etwa durch eine Geschlechtsumwandlung.

Nach der Einschätzung des Soziologen Andreas Reckwitz von der Berliner Humboldt-Universität ist das Einüben von Resilienz die Lehre, die die westlichen Gesellschaften aus dem globalen Covid-19-Drama ziehen sollten. Eigentlich gemeint ist damit das Verhalten eines Gummiballs, der, physikalisch betrachtet, im Moment des Aufpralls einer starken Kontraktion ausgesetzt ist, danach aber umgehend in die alte Form zurückkehrt.

In der Psychologie ist Resilienz zu einem neuen Schlagwort geworden. Was damit gemeint ist, also Widerstandsfähigkeit und, damit verbunden, ein prinzipieller Pessimismus, der damit rechnet, daß mir Widriges widerfahren kann, kontrastiert auffällig mit den deutlich optimistischeren psychologischen Leitlinien der Wirtschaftswunderzeit, als es vor allem um die Entfaltung des Selbst ging. In einem Spiegel-Essay spricht Reckwitz von „negativen Zukunftserwartungen“, von einer Gesellschaft, die „immer wieder heftigen Störungen ausgesetzt ist“.

Gesellschaftliche Risiken lassen sich nicht auf null senken

Vordergründig kann man darauf mit Präventions- und Abwehrmaßnahmen reagieren. Die Erhöhung der Intensivbettenkapazität während der Covid-19-Pandemie oder die Corona-Warn-Anwendung für Mobiltelefone sind Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit. Infolge des Kriegsgeschehens geht es aktuell darum, energetisch autark oder wenigstens unabhängiger von unsicheren Export-Giganten zu werden. Allerdings wirken solche Maßnahmen im Rückblick oft wie die Sandsackrettungsaktionen bei einem drohenden Deichbruch: Man doktert an Symptomen herum, ohne das große Ganze im Blick zu haben. Und nie kann man wissen, aus welcher Richtung das nächste Unheil droht. 

Reagiert der Staat allzu resolut auf das Sicherheitsbedürfnis seiner Bürger und redet er ihnen überdies durch Kampagnen „Sicherheitsphantasien“ ein, um die Akzeptanz der von ihm verfügten Maßnahmen zu erhöhen, sinke im Volk die „Risikotoleranz“, warnt Reckwitz. „Auf der Ebene von Staatlichkeit ist der Grat schmal zwischen den Präventionsregimen und einer Hochsicherheitspolitik, die Bürgerrechte auf Dauer zugunsten der Risikominimierung einschränkt.“

Wie drastisch sich das auswirken kann, davon vermittelt Juli Zehs kafkaeske Dystopie „Corpus Delicti“ einen Eindruck. Der Roman persifliert eine mild-faschistoide Gesundheitsdiktatur (JF 43/20). Manches, was darin als groteske Übertreibung gedacht war, ist in der Person Karl Lauterbachs der Realität erschreckend nah gekommen. Reckwitz rät: „Man muß es aushalten, daß sich gesellschaftliche Risiken nicht auf null reduzieren lassen.“ Und: „Gesellschaften kommen besser aus Krisen heraus, wenn in der Bevölkerung Vertrauen in die Verläßlichkeit und Fairneß der Institutionen herrscht und wenn man politisch über Lagergrenzen hinweg in der Lage ist zusammenzuarbeiten.“

Das Christentum bietet Trost

Sind die Länder Skandinaviens auch deswegen besser durch die Covid-Krise gekommen, weil sie darauf verzichten, einem politischen Lager die Legitimation abzusprechen und so einen Keil in die Bevölkerung zu treiben? Und was bedeutet das nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine für die erneut sich auftuenden Gräben? „Waffenlieferungen ja oder nein?“ lautet diesmal der Kern des Spaltpilzes. Das verschiebt den Blick auf einen ganz anderen Aspekt von Resilienz: Sollte man die Meinung Andersdenkender nicht lieber an sich abprallen lassen, als massiven Widerstand dagegen zu mobilisieren? Sonst droht nämlich ein Bürgerkrieg in den Köpfen.

Eine an Dauer-Alarmismus gekoppelte Resilienz, die stets mit dem Negativen rechnet, hält der Soziologe für defizitär. Wie sollen die Bürger am Übel der Zeit genesen, wenn das Negative zur Norm erklärt wird? Die Politik müsse raus aus dem Krisenmodus und hin zu „positiven Gestaltungszielen“. Hier trifft sich der Autor von „Die Gesellschaft der Singularitäten“ mit dem von „Eden Culture“, Johannes Hartl (JF 2/22). Der Seelsorger und Philosoph malt als positives Gestaltungsziel ein neues Morgen vor Augen, in dem der Mensch, der zerstörerischen Dekadenz entrissen, wieder eins wird mit dem Schöpfer. Der war es schließlich, der ihn einst in ein Jenseits von Eden verbannt hat; modern ausgedrückt: ins Reich der Krisen.

Auch Hartl, gläubiger Katholik, ist in großer Sorge um die junge Generation. Er hält aber wenig von Lösungsansätzen, die ohne Spiritualität auszukommen meinen. Gerade das Christentum mit seiner klaren eschatologischen Perspektive bietet schließlich einen Trost an, der über ein trostloses Diesseits hinausweist auf ein, so nennt es Hartl, „Eden 2.0“. Die Heimkehr zum „Schöpfer des Universums“, zu einem Vater, bei dem man „wieder wie ein Kind“ werden könne, sei der Kern der Botschaft Jesu. 

„Tröster“ ist ein Synonym für den Heiligen Geist

Der Autor bezieht sich auf die Offenbarung des Johannes, auch Apokalypse genannt. Das ist übrigens kein Synonym für „endzeitliche Katastrophe“, sondern lediglich das griechische Wort für „Offenbarung“. Tatsächlich gilt das Buch, auch wenn der Seher Johannes in bildhaften Darstellungen zunächst grauenhafte Heimsuchungen schildert, als Trostbuch für diejenigen Christen, die im Römischen  Reich Verfolgung erlitten. Sein Schlußbild gilt dem „neuen Jerusalem“, der heiligen Stadt, in der Gott wieder, wie vor der Vertreibung aus dem Paradies, bei den Menschen wohnen und „der Tod nicht mehr sein wird“.

Der Messias selbst versprach einen „Tröster“. Als er vor dem Osterfest erkannte, daß seine Stunde gekommen war, versammelte er seine Anhänger, um sie in Abschiedsreden auf das Kommende vorzubereiten. „Tröster“ ist ein Synonym für den an Pfingsten herabgekommenen Heiligen Geist, den laut Gottessohn „die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht“ (Johannes 14,17). Ausgehend von dem Wort, das im griechischen Originaltext steht, nennen Theologen diesen Tröster auch Paraklet, wörtlich den „Herbeigerufenen“, auch als „Beistand“ oder „Verteidiger“ zu übersetzen.

Jesus wollte seinen Jüngern die Gewißheit mit auf den Weg geben, daß nach seiner Himmelfahrt die Verbindung zum Vater im Himmel, die er durch sein Wirken hergestellt hat, nicht abreißt: Die Position des leiblich Entschwundenen nimmt der von ihm gesandte Geist ein. Hartl nimmt an, daß bei verunsicherten Jugendlichen dieses spirituelle Band zerrissen ist oder wegen des säkularen Driftens der westlichen Gesellschaften nie da war. Das Fehlen des damit korrelierenden Geborgenheitsgefühls gerade bei der jungen Generation betrachtet der Philosoph als zentrales Problem unserer Zeit. Es fehlt ein Paraklet, der „bei euch bleibt“, wenn die Grundfesten der Welt zu wanken beginnen.

Die fundamentale Existenzangst, die ja der Kern der vergangenen wie auch der aktuellen Krise des Westens ist, der lästige Gevatter Tod, mit dem sowohl Covid als auch Krieg uns konfrontieren, kann nicht durch Resilienztrainings bezwungen werden. Schließlich verhindern ein paar Sandsäcke auch keinen Deichbruch, wenn der Deich überall marode ist.

JF 22/23

Die Ausgießung des Heiligen Geistes in der Wiener Karlskirche. Pfingsten ist für viele Menschen eine Zeit des Trostes Foto: picture alliance / imageBROKER | Alexander Pöschel
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