BELIN. Der Sender ZDFkultur hat mehreren bekannten Kinderliedern potenziell rassistische Inhalte attestiert. „Sprache formt Denken“, heißt es in einem Instagram-Beitrag des gebührenfinanzierten Kanals. Musikstücke reproduzierten mitunter Klischees und Stereotypen.
Dies sei Kritikern zufolge auch beim Kinderlied „Wer hat die Kokosnuß geklaut“ der Fall. Bei diesem stehe das auf Dunkelhäutige projizierte „kolonialistische Klischee vom kriminellen und triebgesteuerten Affen“ besonders im Fokus.
Laut dem Volksliedforscher ist das Musikstück wohl nach 1945 entstanden. In den frühen Fünfzigern tauchte es ihm zufolge erstmals in Liederbüchern konfessionsgebundener Jugendgruppen auf. Inhalt des Liedes ist eine Affenbande, die durch den Urwald zieht und nach einer Kokosnuß sucht, die ihr anscheinend gestohlen wurde. Menschen kommen im Text nicht vor.
„Aramsamsam“ soll Abwertung arabischer Kultur sein
Auch im Lied „Aramsamsam“, das überwiegend aus einem Fantasietext besteht zu dem rhythmische Bewegungen ausgeführt werden, sieht das ZDF Diskriminierungspotenzial. Dieses stamme ursprünglich vermutlich aus Marokko. „In der Kritik steht das Lied, weil es als Verballhornung der arabischen Sprache gedeutet wird“, heißt es in dem Beitrag. „Zudem wird die gebetsähnliche Verbeugung während des Liedes als Abwertung des Islams gewertet.“
Problematisch scheint dem Sender überdies das Musikstück „C-a-f-f-e-e“. Der Liedtext ist ein Appell an Kinder, keinen Kaffee zu trinken, weil dieser ungesund sei. So heißt es etwa, dieser schwäche die Nerven und mache „blaß und krank“. Das ZDF moniert die Formulierungen „Nicht für Kinder ist der Türkentrank“ und „Sei doch kein Muselmann, der ihn nicht lassen kann!“
Instagram-Nutzer werfen ZDF vor, selbst rassistisch zu denken
Neben den bereits erwähnten Liedern greift der Sender in seinem Beitrag zwei Beispiele auf, die jüngst in die Kritik geraten waren. Das bekannte Stück „Drei Chinesen mit dem Kontrabaß“ gebe „antiasiatische Ressentiments“ wieder. Darin würden drei Ausländer ohne Paß von der Polizei aufgegriffen. Die Stelle könne als „Racial Profiling“ gedeutet werden.
Im Lied „Alle Kinder lernen lesen“ fielen die vermeintlich rassistischen Begriffe Indianer und Eskimo. Überdies schüre es Kritikern zufolge das „postkoloniale Stereotyp“, nach dem besagte Gruppen schwerer Lesen lernten.
Instagram-Nutzer werfen dem ZDF indes vor, Dunkelhäutige mit dem Beitrag selbst zu beleidigen. „Wenn du bei einem Text über Affen direkt an schwarze Menschen denkst, dann liegt das Problem eher bei dir und ganz bestimmt nicht beim Text selbst“, heißt es in einem Kommentar. „Wer überall Rassismus wittert, wo keiner ist, hat ein psychisches Problem. Wir haben all diese Lieder gesungen ohne entsprechende Gedanken“, schreibt ein anderer Nutzer. (zit)