NÜRNBERG. Das Spielzeugmuseum in Nürnberg hat nach Rassismus-Vorwürfen mehrere Spielzeuge aus seiner Ausstellung entfernt. Es gehe um insgesamt zehn Stücke, die „klar rassistisch bis zumindest kompliziert“ seien, sagte Museumsleiterin Karin Falkenberg dem Portal inFranken. Zudem gebe es noch etwa 70 weitere Exponate im Museumsdepot, die kritikwürdig seien.
Das Spielzeugmuseum reagierte damit auf die Kritik einer Besucherin aus den USA mit afroamerikanischen Wurzeln. Stein des Anstoßes war eine tanzende Blechaufziehfigur, die den Aufdruck „Alabama Coon Jigger“ trug. „Coon“ ist ein Schimpfwort für Schwarze in den USA, „Jigger“ ein Parasit aus der Familie der Sandflöhe. Das stelle schwarze Menschen herabwürdigend als Untergebene der weißen Bevölkerung dar, erläuterte Falkenberg.
Laut Falkenberg sei diese Beschwerde bereits im Sommer 2017 eingegangen. „Das ist purer Rassismus, den Sie da zeigen! Dieses Objekt verletzt mich und alle Menschen mit afroamerikanischen Wurzeln!“, habe die Besucherin geäußert.
Hauptausstellung ist überarbeitet
Die Spielzeugfirma Ernst-Paul Lehmann habe das kritisierte Ausstellungsobjekt „Alabama Coon Jigger“ um 1912 hergestellt. „Die Spielzeughersteller waren nicht alle Rassisten“, erklärte Falkenberg dem Nachrichtenportal, aber sie hätten die Ansichten ihrer Zeit auch im Kinderspielzeug gespiegelt.
Als Reaktion hätten die Verantwortlichen des Spielzeugmuseums 2017 und 2018 sogenannte diversitätssensible Besucher mit Diskriminierungserfahrungen durch das gesamte Spielzeugmuseum geführt. Danach wurde entschieden, die Hauptausstellung im Nürnberger Spielzeugmuseum zu überarbeiten.
Jeder trage Alltagsrassismus in sich
Ab dem 15. Juli könne der Besucher nun auf einem „Rassismus-sensiblen Weg mit fünf Stationen“ die Ausstellungsstücke betrachten. Sie seien mit Kommentaren oder Aktionen zu dem Spielzeug versehen. Das Museum sei überzeugt, daß man die Figuren zeigen solle, um darüber zu sprechen. Schließlich trage jeder Alltagsrassismus in sich. „Auch ich habe trennendes Gedankengut in mir, das ist normal“, bekannte Falkenberg.
Anfang März 2020 nahmen die Angestellten des Museums zudem an einem Anti-Rassismus-Workshop teil. Wichtig war dabei laut Falkenberg, sich des „Rassismus in uns“ bewußt zu werden. Man solle nicht die irrige Meinung vertreten, man würde sich ausreichend mit Themen wie Nachhaltigkeit, Diversitätssensibilität oder „queeres“ Leben beschäftigen. „Wir können diese Themen eben in der Regel nicht, insbesondere nicht als weiße Deutsche der Mehrheitsgesellschaft“, äußerte sie. (hl)