DRESDEN. Die Staatliche Kunstsammlungen Dresden haben 143 ihrer Ausstellungstücke umbenannt. Unter den veränderten Bezeichnungen finden sich unter anderem Begriffe wie „Mohr“, „Zwerg“ oder „Zigeuner“, wie aus der Antwort des Tourismusministeriums auf eine kleine Anfrage der sächsischen AfD-Landtagsfraktion hervorgeht. Der Name des Gemäldes „Landschaft mit mohammedanischen Pilgern“ von Christoph Ludwig Agricola (ca. 1710) wurde beispielsweise in „Landschaft mit betenden Muslimen“ abgeändert.
Bei elf Exponaten wurde der Titel nicht umgeändert, sondern durch Sternchen unkenntlich gemacht. Die Statuette „Mohr mit der Smaragdstufe“ wurde so etwa zum „**** mit Smaragdstufe“. Bei den veränderten Werktiteln handelt es sich in keinem Fall um von den Künstlern selbst ausgewählte Namen. Die meisten der Bezeichnungen richten sich nach zeitgeschichtlichen Konventionen, wie aus der Antwort zu entnehmen ist. Seit 2020 hatte das seit 1560 bestehende Museumsensemble seinen Bestand auf „rassistische oder anderweitig diskriminierende Begriffe oder Inhalte“ geprüft.
Historiker rügt Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Der kulturpolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion Sachsen, Thomas Kirste, zeigte sich entsetzt von den Umbenennungen: „Es ist mir unbegreiflich, wie hier sächsisches Kulturgut von europäischer Bedeutung verunstaltet wird. Was ist an der Bezeichnung ‘Eskimo’ oder ‘Eingeborener’ rassistisch oder abwertend? Noch abenteuerlicher wird es bei den Bezeichnungen ‘dunkelhäutig’ und ‘afrikanisch’. Diese linke Bilderstürmerei muß umgehend gestoppt werden.“
Auch der Historiker Michael Wolfssohn sieht die Umbenennungen kritisch. Der Bild-Zeitung sagte er: „Die Schwarze Bürgerrechtsbewegung in den USA war da in den 1960er-Jahren viel klüger: ‘Schwarze’ war lange ein Schimpfwort. Sie drehten den Spieß um und machten daraus: ‘Schwarz ist schön.’“ Die Staatlichen Kunstsammlungen merkten gar nicht, wie sie sich und ihre eigentlich gute Absicht zum Gespött machten. Kunsthistoriker fürchten, daß die Umbenennungen zu erheblicher Verwirrung in den wissenschaftlichen Katalogen führen werden.
Der weltberühmte Bestand der Dresdner Kunstsammlungen steht immer wieder in den Schlagzeilen. Erst im November 2019 wurden bei einem spektakulären Kunstraub im Grünen Gewölbe elf Ausstellungsstücke erbeutet. Der Wert des bis heute nicht zurückerstatteten Beuteguts ist nicht abschätzbar. (fw)