BERLIN. Der Deutsche Museumsbund hat Träger von Museen und Politiker dazu aufgefordert, ihr Engagement bei der Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe zu forcieren. „Die Aufarbeitung des kolonialen Erbes ist eine notwendige Aufgabe der Museen. Dies kann nur gelingen, wenn die Museen durch die Träger mit entsprechenden Mitteln ausgestattet werden, um ihren grundlegenden Aufgaben nachzukommen, zu denen Provenienzforschung und Digitalisierung als zentrale Bausteine gehören“, teilte der Präsident des Museumsbunds, Eckart Köhne, am Dienstag mit.
Der vom Bund geförderte Verband präsentierte am Dienstag einen Leitfaden mit dem Titel „Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“, der ebenfalls von der Bundesregierung finanziell unterstützt worden war. Die Leiterin der Arbeitsgruppe, die vier Jahre lang an dem Papier saß, Wiebke Ahrndt, betonte: „Der Leitfaden wurde mit Expert*innen aus elf Herkunftsgesellschaften grundlegend diskutiert, um deren Blickwinkel entsprechend Raum geben zu können.“
Sammlungsgut könne „koloniale oder rassistische Ideologien widerspiegeln“
Der Leitfaden soll eine „praktische Arbeitshilfe für den Umgang mit Objekten aus kolonialen Kontexten und bei der Zusammenarbeit mit Herkunftsgesellschaften“ geben. Fast alle Museumssparten seien davon betroffen. In dem 111seitigen Papier heißt es unter anderem: „Der Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten erfordert einen von Respekt, Verantwortung und Sensibilität geprägten Dialog mit Herkunftsgesellschaften und anderen Interessenvertreter*innen.“
Das Papier solle sensibilisieren, denn die Erwerbung von Sammlungsgut „kann in kolonialen Kontexten in Zusammenhang mit Ausübung von Gewalt und/oder ausgeprägten Abhängigkeitsverhältnissen stehen“, schreiben die Autoren weiter. „Zudem können sich in Sammlungsgut, das kolonialen Kontexten zugeordnet werden kann, diskriminierende Darstellungen und koloniale oder rassistische Ideologien widerspiegeln.“
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) mahnte, entscheidend sei im Umgang mit solchen Beständen „eine offene Haltung gegenüber möglichen Rückführungen als auch eine zukunftsgewandte, respektvolle Verständigung mit den Herkunftsgesellschaften“. (ls)