In Berlin sorgt derzeit ein Denkmalstreit für diplomatische Verwicklungen. Beteiligt sind die ehemaligen Achsenmächte des Zweiten Weltkriegs, Deutschland und Japan, sowie das damals von Japan besetzte Südkorea. Stein des Anstoßes ist ein Denkmal für die sogenannten Trostfrauen, die während des Krieges als Zwangsprostituierte den Truppen des japanischen Kaisers zu Diensten sein mußten.
Schätzungsweise 200.000 Frauen erlitten auf dem pazifischen Kriegsschauplatz bis 1945 dieses Schicksal. Durch Täuschung oder Verschleppung landeten sie in den japanischen Armeebordellen. Erst in den Neunziger Jahren entschuldigte sich Japans Regierung für diese Vorgänge. Bis heute laufen Verhandlungen mit Südkorea und anderen davon betroffenen südostasiatischen Staaten über Entschädigungen.
Am 28. September hatte die Arbeitsgruppe „Trostfrauen“ des Korea-Verbandes die Statue im Berliner Stadtteil Moabit aufgestellt. Die japanische Regierung beschwerte sich daraufhin bei Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD). Der zuständige Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) war laut Berliner Zeitung daraufhin vom Senat der deutschen Hauptstadt um die Entfernung der Skulptur gebeten worden, was wiederum Proteste und eine Demonstration nach sich zog.
„Trostfrauen“ bewegen Öffentlichkeit mehr als eigene Opfer
Ungeachtet des Protestes der Unterstützer des Korea-Verbandes widerrief das Bezirksamt die Genehmigung zur Aufstellung des Denkmals. Dagegen zog der Verband vor das Berliner Verwaltungsgericht, womit die bis Mittwoch gesetzte Abbaufrist hinfällig ist. Nun ist eine juristische Hängepartie zu erwarten.
Unabhängig von den diplomatischen Verstimmungen in Fernost zeigt der Vorgang wieder den neurotischen Umgang mit historischen Opfern und dem Gedenken an sie hierzulande. Während Denkmäler für die eigenen zivilen Toten des Weltkriegs wiederholt geschändet werden, streben Lobbygruppen danach, auch Mahnmale zu Kriegsverbrechen ohne deutsche Täter aufzustellen.
Neue Erinnerungsorte auch für fremde Verbrechen
Das damalige Bündnis zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und dem Reich der aufgehenden Sonne ist in dem Zusammenhang freilich der praktische Hebel, um die Aufstellung solcher Skulpturen durchzusetzen. Neben den nun gegebenen diplomatischen Verwicklungen würde diese Praxis den deutschen Schuldkomplex weiter zementieren.
Scheinbar reichen Erinnerungsorte für die eigenen historischen Untaten nicht aus. Da linke Organisationen zur Zeit vehement die Schleifung deutscher Denkmäler mit positiven Bezügen zur eigenen Geschichte verlangen, entstünde nach ihrem Kalkül wohl wieder Platz für weitere Gedenkorte nicht nur für die Untaten der eigenen Nation, sondern auch fremder Staaten. Dem Verhältnis auch zur eigenen Geschichte, die in der öffentlichen Wahrnehmung ohnehin oftmals wie ein Verbrecheralbum und eine Abfolge von moralischen Tiefpunkten erscheint, wird dies weiteren Schaden zufügen.