MÜNCHEN. Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben eine positive Zwischenbilanz zur Flüchtlingswelle von 2015 gezogen. Rund die Hälfte der damals Gekommenen sei heute in Arbeit oder Ausbildung, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm am Mittwoch laut der katholischen Nachrichtenagentur KNA in München. Das seien 500.000 Menschen. „Davon hätten viele vor fünf Jahren nicht zu träumen gewagt mit Blick auf die notwendigen Qualifikationen und Sprachkenntnisse.“
Der katholische Münchner Kardinal Reinhard Marx ergänzte: „Auch die von manchen Untertönen begleiteten Befürchtungen, daß dadurch die Kriminalitätsrate in Deutschland steigen würde, haben sich nicht bewahrheitet. Bedroht wird unser Gemeinwesen nicht von Migranten, sondern von Rechtsaußen.“ Das bestätige auch der kürzlich veröffentlichte Verfassungsschutzbericht.
Bedford-Strohm: Kircheneintritte wegen Seenotrettung
Lobend äußerten sich die beiden Kirchenmänner über Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während der Krisensituation im Spätsommer 2015. Ihre Botschaft „Wir schaffen das“ sei „absolut richtig“ gewesen, sagte Marx. „Die Kanzlerin wollte ja Mut machen, diese Herausforderung anzunehmen, die sich keiner ausgesucht hat.“ Dem schloß sich Bedford-Strohm an: „Wer politische Verantwortung trägt, muß Zuversicht verbreiten und nicht Angst.“
Zudem berichtete Bedford-Strohm der KNA, die EKD verzeichne wegen ihres Engagements für die Seenotrettung derzeit Kircheneintritte. „Die Leute sagten, ich bin stolz auf meine Kirche“, sagte der bayerische Landesbischof. Er habe „noch nie so viele positive Nachrichten bekommen“ wie nach der Entscheidung der EKD, ein Bündnis für ein eigenes Rettungsschiff ins Leben zu rufen. Die Sea Watch 4 soll Anfang August in See stechen. (krk)