PARIS. Mehrere arabische Unternehmen haben französische Produkte aus ihrem Sortiment entfernt. Sie protestieren damit gegen die Reaktion von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf die islamistisch motivierte Tötung des Lehrers Samuel Paty, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Der Staatschef hatte in dem Zusammenhang die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen verteidigt.
Paty war am Freitag von einem 18jährigen Tschetschenen in der Nähe einer Schule in Conflans-Sainte-Honorine nordwestlich von Paris enthauptet worden. Der Täter hatte dabei „Allahu Akbar!“ (Allah ist groß!) gerufen. Der Geschichtslehrer hatte zuvor in seinem Unterricht das Thema Meinungsfreiheit besprochen und dabei auch Mohammed-Karikaturen gezeigt.
In Kuwait haben nun 50 Konsumgenossenschaften einen Boykott französischer Waren gestartet, heißt es in der Zeitung Al-Qabas. Auch in Katar seien entsprechende Produkte aus Supermärkten entfernt worden.
Twitter-Nutzer befeuern Ablehnung
Auf Twitter kursiert zudem ein Video, das jordanische Bürger zeigen soll, die französische Artikel aus den Regalen räumen.
محلات تجارية في الأردن تسحب البضائع الفرنسية#إلا_رسول_الله_يا_فرنسا pic.twitter.com/4n9Z9TjUUb
— خالد الجهني (@KhaledEljuhani) October 24, 2020
Einige Nutzer teilten zudem Namen französischer Marken und riefen dazu auf, diese zu boykottieren. „Wieso schweigen islamische Länder? Könnt ihr nicht mehr tun, als Frankreich für die Beleidigung eurer Religion anzuprangern? Wir Mosleme werden in dieser Situation nicht schweigen. Wir boykottieren französische Marken“, appellierte ein Pakistani an seine Glaubensgenossen.
Why are Islamic countries silent? Can’t you go beyond blaming France for insulting your religion?
We Muslims will not remain silent on this situation. We boycott French brands.
To participate in the boycott, post with this tag.
⬇️#BoycottFrance pic.twitter.com/bo1wGsTm4z— Syed Hamza Gillani🇵🇰 (@S_H_Gillani) October 26, 2020
Auch Erdoğan fordert Boykott französischer Produkte
Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan rief zu einer Ablehnung entsprechender Produkte auf. „So wie in Frankreich einige sagen ‘kauft keine türkischen Marken’, richte ich mich an meine Nation: Achtet nicht auf französisch gekennzeichnete Waren, kauft sie nicht“, forderte er in einer Ansprache.
Zuvor hatte er Macron für seine Aussage attackiert, der Islam befinde sich in einer Krise. Er warf seinem französischen Amtskollegen vor, ein Problem mit der Religion und seinen Anhängern zu haben. Seiner Ansicht nach gehöre Macron in psychologische Behandlung.
Der französische Präsident bezeichnete Erdoğans Anschuldigungen laut der Nachrichtenagentur AFP als „inakzeptabel“. Er habe deswegen seinen Botschafter in Ankara zu Konsultationen zurückgerufen. „Wir lassen uns nicht auf unnütze Auseinandersetzungen ein und akzeptieren keine Beleidigungen.“ (zit)