BERLIN. Der Kabarettist Dieter Nuhr hat den Weltretteranspruch der Deutschen als überheblich kritisiert. „In Deutschland glaubt man immer noch, daß jeder Einzelne die Welt retten muß. Aber die Welt will gar nicht von uns gerettet werden. Kein Mensch in China ruft: ‘Oh, diese Probleme, was helfen uns endlich die Deutschen?!‘ Ich habe auf Reisen gelernt, wie vermessen diese Weltretterattitüde ist“, sagte er dem Tagesspiegel.
Für den 59jährigen befindet sich die Rede- und Meinungsfreiheit in Deutschland auf dem Rückzug. „Wenn Sie bei uns etwas sagen, was dem Mainstream links und rechts widerspricht, kommen Sie zwar nicht ins Gefängnis, aber es wird massiv versucht, sie sozial zu vernichten. Man wird bewußt falsch etikettiert, beleidigt, bedroht.“ Zudem gab und gebe es im Land zahlreiche Menschen, die keine Haltung, sondern einen Gerichtshof im Kopf hätten und andere schnell verurteilten.
Kabarettist kritisiert Kollegen
Nuhr, der in der Vergangenheit wegen Witzen über Greta Thunberg bereits Ziel eines Shitstorms wurde, erklärte, als Kabarettist widersetze er sich dem Zeitgeist. „Ich lasse Moral und Wirklichkeit aufeinanderprallen. Ich mache die, die glauben, alles zu wissen, lächerlich. Ich sehe keinen Sinn darin, die üblichen Erwartungen zu bedienen. Ich breche gerne scheinbar Selbstverständliches auf. Ich konfrontiere Anspruch und Wirklichkeit.“
Zugleich warf er seinen Kollegen im Unterhaltungsbetrieb vor, es sich zu leicht zu machen. „Als Kabarettist hat man es natürlich einfacher, wenn man das Übliche losläßt: Die da oben sind doof, die da unten sind gut, die Regierung ist schlecht, der Wähler wird betrogen.“ So werde ein plattes Bedürfnis nach Erregung befriedigt.
Der Unterhaltungskünstler gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Grünen. Er erlangte Aufsehen, als ihn 2014 ein Moslem anzeigte, nachdem sich Nuhr satirisch über den Islam geäußert hatte. (ag)