LEIPZIG. Der Streit um den Umgang mit Homosexualität in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens verschärft sich: Eine neue Initiative fordert einen offeneren Umgang mit gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften. Das „Forum für Gemeinschaft und Theologie“ versammelte am 27. August in Leipzig mehr als 200 Sympathisanten.
Es versteht sich nach eigenen Angaben als Gegenpol zur konservativen Sächsischen Bekenntnisinitiative, die sich 2012 als Reaktion auf die Zulassung homosexueller Partnerschaften im Pfarrhaus formiert hatte. Ziel des Forums ist es nach eigenen Angaben, einen Glauben zu leben, „der einleuchtet: frei und fromm“. Wie der Sprecher der Initiative, Pfarrer Christoph Maier, sagte, gibt es innerhalb der Landeskirche keine Mehrheit „für eine rigorose Schriftauslegung“.
Landesbischof Rentzing dagegen
Und das solle auch so bleiben: „Wir setzen darauf, daß die Landessynode in absehbarer Zeit eine Agende zur Trauung gleichgeschlechtlich Liebender beschließen wird. Ich bin mir sicher, daß die Mehrheit der Basis das akzeptieren würde.“ Über die Frauenordination habe es vor 50 Jahren auch „heiße Debatten“ gegeben, heute sei sie allgemein akzeptiert.
Landesbischof Carsten Rentzing, der seit Ende August 2015 im Amt ist, erteilte der Homo-Trauung im Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea gerade erst eine Absage: „Bei uns wird es keine Traugottesdienste für gleichgeschlechtliche Partner geben.“ Über mögliche Formen der Segnung werde gegenwärtig allerdings debattiert, betonte Rentzing. Trauungen homosexueller Partnerschaften sind bislang in vier EKD-Mitgliedskirchen möglich: Baden, Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Hessen-Nassau und Rheinland.
Warnung vor Rechtspopulismus in der Kirche
Pfarrer Maier betonte, daß man nichts gegen den Landesbischof persönlich habe: „Wir sind keine Protestbewegung gegen Bruder Rentzing. Er ist auch unser Bischof.“ Allerdings wünsche er sich „Mut zur Position, ohne schon Kompromisse zu machen, und Mut zur Konfrontation, ohne schon Versöhnung zu wollen“. Das Forum engagiere sich für eine „aufklärende Theologie“ in den Gemeinden, die Frömmigkeit und aktuelle Herausforderungen zusammenbringe.
Er regte einen eigenen Kanal auf der Internet-Plattform Youtube an: „Martin Luther hatte den Buchdruck. Laßt uns das Internet nutzen!“ Zudem ermutigte er Kirchenmitglieder dazu, sich in Entscheidungsgremien innerhalb ihrer Gemeinden wählen zu lassen. Nach Maiers Worten ist Fundamentalismus „nicht nur dem Nahen Osten vorbehalten“. Auch in christlichen Kreisen gebe es Tendenzen zur Abschottung: „Wir müssen uns zumindest fragen lassen, wie Rechtsextremismus und das Populärmachen bestimmter Bilder zusammenhängen.“
So seien Homosexualisierung und Genderwahn „Kampfbegriffe“. Es gehe dem Forum nicht um ein Abspalten von der Landeskirche. Vielmehr suche man die Verständigung: „Wir brauchen nicht für den interreligiösen Dialog einzutreten, wenn wir die eigenen Brüder und Schwestern nicht mehr verstehen können.“ (idea/ho)