ERFURT. Kriminelle armenische Clans agieren deutschlandweit, ihr Zentrum liegt in Mitteldeutschland. Das ergaben Recherchen des MDR Thüringen für die Sendung „Exakt – Die Story“. Laut den Journalisten Axel Hemmerling und Ludwig Kendzia konnten die Clans lange Zeit unbemerkt ihre Strukturen in Thüringen entfalten und Erfurt zu ihrer Schaltzentrale aufbauen.
Grundlage der Recherchen waren mehrere tausend Seiten Ermittlungsmaterial des Bundeskriminalamtes (BKA). Sechs Jahre lang hatten die Beamten in der thüringischen Landeshauptstadt gegen die armenische Mafia wegen Drogengeschäfte ermittelt. Die Ermittler hörten rund 70.000 Telefongespräche ab, verwanzten Autos und überwachten dutzende Clan-Mitglieder.
Teil einer europaweit agierenden Organisation
Die abgehörten Telefonate lassen den Schluß zu, daß die Clans über sehr viel Kapital verfügen. In den Gesprächen ging es unter anderem um den Kauf eines Hotels in Monaco von einem bekannten Formel-1-Fahrer und um eine Millioneninvestition in Kölner Immobilien.
Die Gruppierung in Mitteldeutschland, deren Anführer ein Mann namens Howan B. sein soll, ist dem Bericht zufolge Teil einer größeren europaweiten Organisation, die aus Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Tschechien gesteuert wird.
Ohne eine einzige Anklage erhoben zu haben, hatten die Staatsanwaltschaft Erfurt und das BKA 2015 die Ermittlungen eingestellt. Nach Informationen des MDR Thüringen sollen die gesammelten Daten und Informationen jedoch an eine neue Ermittlergruppe gegen die armenische Mafia weitergeleitet werden. (gb)