„Die Schützen bewahren altes Brauchtum und bieten mit ihrem Vereinsleben viele Begegnungsmöglichkeiten für jung und alt. Für dieses ehrenamtliche Engagement gilt den Schützenvereinen mein herzlicher Dank: Sie leisten viel für unser Land.“ Soweit der damalige Bundespräsident Horst Köhler im März 2009.
Der Kontrast könnte kaum schärfer sein. Wenige Wochen später galten Sportschützen zumindest in der öffentlichen Darstellung pauschal als Sicherheitsrisiko. Mit Bezug auf die registrierten Besitzer legal besessener Schußwaffen – die anderen kennt ja niemand – bezeichnete sie etwa die Saarbrücker Zeitung als „potentielle Amokläufer“. Die Grünen, allen voran Claudia Roth, forderten: „Waffen raus aus Privathaushalten!“ Forderungen nach Verboten des Schießsports mit großkalibrigen Waffen machen seither die Runde und finden Eingang in Gesetzesinitiativen der Grünen.
Legaler Waffenbesitz zum Problem stilisiert
Was war geschehen? Die Wahnsinnstat eines 17jährigen, der mit der vom eigenen Vater entwendeten Pistole in Winnenden und Wendlingen ein Massaker mit zahlreichen Toten angerichtet hatte, hatte die Öffentlichkeit aufgewühlt. Die Suche nach einfachen Erklärungen für das Unerklärliche setzte wenige Tage nach der Tat ein. Die Tatsache, daß Millionen Sportschützen, Jäger und Waffensammler ganz legal Millionen von Schußwaffen besitzen, wurde in den Medien zum Sicherheitsrisiko und Politskandal hochstilisiert und in einen ursächlichen Zusammenhang mit solchen Blutrauschtaten gestellt. Es ging nicht um Ursachenforschung beim Täter, um die Frage nach dem Haß und der Energie, die den Täter zum Massenmörder werden ließ.
Doch warum eine komplexe Diskussion führen, wenn es auch einfach geht: Die „Waffenarsenale“ in Privathand seien das Problem. Sportschützen den Besitz von Schußwaffen zu verbieten, zumindest von großkalibrigen Pistolen, Revolvern und Büchsen – das wird seither massiv von der politischen Linken, insbesondere von den Grünen und weiten Teilen der SPD gefordert.
Kriminologische Realitäten werden bewußt ausgeblendet
Die Massenmedien, vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen bis hin zu den Online-Ausgaben großer Nachrichtenmagazine, boten und bieten bis heute die Resonanzkörper für diese Forderungen. Auffällig daran ist, daß sie als Begründung immer auf das Tatmittel Schußwaffe, nie aber auf den Täter und seine Motivation fokussieren. Auffällig ist auch, daß sich diese Forderungen massiv gegen Sportschützen und die Existenz des gewachsenen Schützenwesens richten. Die kriminologischen Realitäten werden bewußt ausgeblendet.
In Deutschland gibt es rund 1,5 Millionen aktive und passive Mitglieder in Schützenvereinen. Hinzu kommen rund 340.000 Jagdscheininhaber, die als solche Waffen besitzen dürfen. Weiterhin gibt es eine beträchtliche Anzahl von Sammlern „kulturhistorisch bedeutsamer“ Schußwaffen. All diesen Nutzergruppen gemein ist, daß ihr Waffenbesitz erst nach dem Überwinden sehr restriktiver gesetzlicher Vorgaben möglich ist.
97,5 Prozent aller Straftaten werden mit illegalen Waffen begangen
Interessant ist nun die Antwort auf die Frage nach der Rolle, die in legalem Besitz befindliche Waffen spielen. Laut Kriminalitätsstatistik des Bundeskriminalamtes hat sich die Anzahl der mit Schußwaffen begangenen Straftaten seit 1996 nahezu halbiert. Einer Studie des Institutes für Rechtspsychologie der Universität Bremen zufolge sind nur bei 2,5 Prozent aller mit Schußwaffen begangenen Straftaten solche aus legalem Besitz involviert, in 97,5 Prozent der Fälle sind es illegal besessene Waffen.
Wenn Waffen aus dem legalen Besitz bei schweren Gewalttaten gegen das Leben tatsächlich einmal eine Rolle spielen, handelt es sich in der Regel um sogenannte Beziehungstaten, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie unabhängig von der Verfügbarkeit bestimmter Tatmittel stattfinden – Küchenmesser, Werkzeuge oder die bloße Hand werden hier zehnmal häufiger eingesetzt.
Sportschützen sind überdurchschnittlich gesetzestreue Bürger
Sportschützen sind – wie alle Besitzer legaler Waffen – der Bremer Studie zufolge weit überdurchschnittlich gesetzestreue Bürger. Im Schützenverein finden sich Vertreter aller gesellschaftlichen Schichten: Arbeiter wie Rechtsanwälte, Ingenieure und Arbeitssuchende, Chefärzte und Landwirte. Für Senioren und Behinderte gibt es spezielle Angebote. Die Pflege der großen, teilweise bis zurück ins Mittelalter reichende Tradition spielt eine wichtige Rolle.
Stolz erinnert man sich an die Rolle der Schützenvereine bei der bürgerlichen Revolution 1848/49. Deutsche Spitzenschützen gewinnen olympische Medaillen, Welt- und Europameisterschaften. Hunderttausende von Schützen betreiben Breitensport, integrieren Jugendliche und neu zugezogene Bürger, pflegen Brauchtum, sind Kernbestandteil des Sozialgefüges ungezählter Dörfer und Städte.
Der traditionsbewußte Bürger als eigentliches Haßobjekt
Unwissenheit und Vorurteile können der Grund für diese Anfeindungen nicht sein, dazu ist die Faktenlage zu klar. Mit illegalen Schußwaffen verübte Gewalttaten in Kreisen Zugewanderter aus dem orientalischen Raum sind allenfalls eine Nachricht am Rande ohne Hinweise auf die Täter wert. Besteht aber auch nur die Vermutung, daß eine Tat mit der Waffe eines Sportschützen ausgeübt worden sein könnte, läuft die publizistische Maschinerie gegen den Waffenbesitz von Schützen und Jägern an.
Hinter den manchmal geradezu verhetzenden Berichten gegen Schützen, hinter der Verschärfungswut eines ohnehin sehr restriktiven Gesetzes steckt vor allem linke Ideologie. Mit den Schützen werden bodenständige, liberale und wertkonservative Bürger angegriffen. Denn Schützen sind mit ihrer Bodenhaftung, Heimatliebe, Tradition und Rechtschaffenheit typische Repräsentanten des alten Klassenfeindes, gegen die man heute, nach erfolgreichem Marsch durch die Institutionen hinein in Chefredaktionen und hohe politische Ämter, den Kampf mit großer Schlagkraft führen kann.
——————–
Walter Schulz ist Herausgeber und Chefredakteur des „Deutschen Waffen-Journals“.
JF 32/12