Konsensdemokratie: „Die Wissenschaft“ als allumspannende Ersatzreligion
Konsensdemokratie: „Die Wissenschaft“ als allumspannende Ersatzreligion
Konsensdemokratie: „Die Wissenschaft“ als allumspannende Ersatzreligion
Virologe Christian Drosten (links) und der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU): Politik und Wissenschaft sind eng verflochten Foto: picture alliance/dpa | Michael Kappeler
Konsensdemokratie
„Die Wissenschaft“ als allumspannende Ersatzreligion
„Die Wissenschaft“ ist längst zum Autoritätsargument schlechthin geworden. Wer sich auf sie bezieht, ist im Recht und auf der Seite der Vernünftigen. Doch der Raum für ergebnisoffene, demokratische Debatten wird dadurch immer kleiner.
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Daß Wissenschaften keine ehernen Wahrheiten liefern können, müßte seit Karl Raimund Popper Allgemeingut sein. Daß andererseits gerade an den Bildungsinstitutionen eine naive Wissenschaftsgläubigkeit sich in ideologischen Bewegungen kundtut, zeigt den Bildungsverfall in unserem Lande an. Ich bin immer noch erstaunt, daß man einer verpönten Richtung der Geschichtswissenschaft den Ehrennamen „Revisionismus“ zugesteht, wo doch Revision von scheinbar sicheren Erkenntnissen das tägliche Brot der Geschichtswissenschaft sein müßte. In den ÖRR-Medien herrscht eine Experteritis, die bestimmte Behauptungen als fraglos richtig erscheinen lassen soll. So werden in Sendungen mit Zuschauerbeteiligung regelmäßig „Experten“ einsetzt, um bestimmte Vorstellungen von vornherein auszuschalten. Das ist eine totalitäre Methode gegen die Meinungsvielfalt und den wissenschaftlichen Pluralismus. Wenn allerdings sich das BVerfG nicht zu schade ist, der Politik vorzuschreiben, daß das gesamte staatliche Handeln unter dem Vorbehalt des Klimaschutzes zu stehen habe, dann weiß man, daß es gegen diesen Totalitarismus keine legale Möglichkeit des Widerstandes mehr gibt und Klimaterrorismus systemkonform ist.
„wo doch Revision von scheinbar sicheren Erkenntnissen das tägliche Brot der Geschichtswissenschaft sein müßte.“ Sehr richtig erkannt. Und gilt nach wie vor weltweit. Ausser in Deutschland seit 1968.
Was für eine Überschrift …
Eine unsinnige Überschrift.
Mit Verlaub!
Mindestens hätte da ein Fragezeichen hin gehört.
Dass „Wissenschaft“, besser gesagt ein paar ausgesuchte/willfähige Leute aus der Wissenschaft, gezielt von Politik missbraucht wird ist offensichtlich.
So offensichtlich wie dass die „Diskussion um die beste Lösung eines Problems“ ganz gezielt ideologisch „verengt“ wird ebenso.
Dass „die Wissenschaft“ ein Problem hat mit der Art und Wertung von Veröffentlichungen/Preprints usw. (dem Zitieren) ist ein Problem auf einer ganz anderen Ebene.
Etwas woraus Politik sich tunlichst raushalten sollte. Was sie aber leider nicht tut. Siehe z.B.Fördergelder und Ehrungen.
Dass Politik sich „für ihre nicht immer lauteren Zwecke“ die charakterlich Anfälligsten, die nicht zwangsläufig die besten ihres Fachs sind, sucht … wen wundert das!!!
Dass das alles so geschieht wie es geschieht liegt an der gnadenlosen ÜBERFORDERUNG ach so Vieler mit den technischen Errungenschaften „moderner Welt“.
Indem Politiker sich selektiv(!) auf Wissenschaft/Wissenschaftler berufen nutzen sie geschickt einerseits die Überforderung Vieler und andererseits die „Anbetung von“ Vielen.
….die Überforderung Vieler“. gefällt mir, nur ist diese leider eine selbstverschuldete , durch Faulheit, Bequemlichkeit, Bestechlichkeit und mangelnde Selbstreflektion denn Information konsumieren ist einfacher als diese zu hinterfragen, zu prüfen und zu beurteilen. Wir sind Tierchen und nur wenige besitzen die notwenidige Intelligenz der zu erwartenden Katastrophe zu entgehen. Die Intelligenz einzelner reicht bestfalls zur Vorh3resage selbiger!!
Ich hab erstmal nur den ersten Absatz gelesen, aber es ist doch wohl eher ein Trugschluss zu meinen der Debattenraum würde sich verkleinern, weil man sich auf die Wissenschaft beruft. Nirgendwo sitzen soviele Nerds (außer bei der Gaming-Community) wie in der Wissenschaft. Die machen manchmal den ganzen Tag gar nix anderes als Theorien zu debattieren. Also das genaue Gegenteil von einem eingeengten Raum. Eine Diskussion gefällt mir besonders: Die von einem holografischen Universum. Fantastisch. Und es lässt soviel Spielraum……. Oder die Theorie der Gravitation als thermodynamischer Prozess. Hervorragend. Also bitte, die Wissenschaft nicht als solches verunglimpfen.
Ich hätte da ein Gegenargument zur Anziehungskraft: das Fallgesetz, nach dem jeder Körper so lange in Richtung eines gedachten Mittelpunktes fällt, bis er auf eine Materie trifft, die eine höhere Dichte aufweist. Als Beispiel nehme ich einen Stein und lasse ihn ins Wasser fallen – er wird solange sinken, bis er auf ein Medium gleicher Beschaffenheit oder Dichte treffen wird. Wenn mir nun jemand entgegenhält, daß so ein Stein durchaus auf Pflanzen treffen kann und dort liegen bleibt, so kontere ich das mit dem Faktor Zeit: die Pflanze verrottet sicher schneller als der Stein, welcher dann weiter sinkt.
da steht: „die Wissenschaft“, in Anführungszeichen.
Wir alle wissen, was „wissenschaftlich“ wirklich bedeutet.
Leider halten sich etliche Vertreter mit Anspruch auf dieses Attribut NICHT daran.
Wir leben im Zeitalter der Umdefinitionen. Es gilt nicht mehr „Es ist wie es ist“, es gilt „Wenn mit Mehrheit beschlossen wird, daß etwas ist, dann ist es“.
Die Mehrheit (der gesellschaftlich Mainstream) hat beschlossen, daß unter Demokratie „Verhältnisse unter denen die Anhänger der Linken Weltanschauung alle Macht haben“ zu verstehen ist
Die Macht bedarf der Legitimation. Aus dem Geist der Aufklärung (der Vernunft) ergibt sich, daß jedem Menschen, dem Individuum, alle Macht zukommt. Daraus ergibt sich, daß Individuen, die sich untereinander als „ihresgleichen“ ansehen, als ein Staatsvolk darstellen und ein Staatswesen betreiben können, in dem sie legitim alle Macht haben. Nennt sich Republik
In vorvernünftigen Zeiten gab es den de facto Konsens, daß alle Macht von Gottes Gnaden sei. Das war die Legitimation.
Da geht es wieder hin. Die Vernunft wird durch Mehrheitsbeschlüsse ersetzt.
Darum muß nun auch Wissenschaft neu definiert werden. Früher praktizierten Wissenschaftler ein Ethos von Vernunft und Wahrheit, unter der Prämisse, daß Vernunft und Wahrheit der Macht (dem Mehrheitsbeschluß) entzogen seien.
Das gilt heute nicht mehr. Die Wissenschaft giert nach Forschungsgeldern
Ich bin schon lange keine Freund der Vernunft mehr, weil Vernunft etwas Kalkulatorisches an sich hat – etwas, das berechnet, ob etwas von Nutzen ist oder nicht. In meinen Augen handeln vernünftige Wesen entsprechend ihrem Nutzen aus einer Sache. Vernunft hat auch etwas Erklärendes, warum etwas getan werden muß. Ich habe es daher mit dem Verstand, der den Kern von Sachen erkennt und deshalb so agiert, wie es für die Sache gut ist – auch wenn er dabei keinen Nutzen hat.
Vernunft und Verstand sind aber insoweit zunächst einmal dasselbe als sie von Erkenntnis (und nicht von Wunschdenken „Alle Menschen sind Gleich“) ausgehen und daraus sich zu entsprechenden Handlungen entschließen.
Man kann nun sagen, der Vernünftler sei der Egoist und entschließe sich zu dem für ihn vorteilhaften, ohne eventuellen Schaden für das Kollektiv zu bedenken. Der Verständige wäre dann der Altruist, der den Schaden für sich nicht bedenkt, sondern nur das Wohl des Kollektivs.
Jedenfalls ist es immer und für Alle vorteilhafter, sein Handeln aus Erkenntnis (der Realität, des Faktischen) abzuleiten, statt aus Hirngespinsten.
Ich habe meine Ansicht weiter unten mit den Worten von Dilthey dargelegt, der mMn einen Unterschied zwischen dem Verstand = verstehen (etwas selbst erleben) und der Vernunft = erklären (etwas beobachten, messen und daraus Schlüsse ziehen) macht. Dem Altruist sind die Folgen seines Tuns für das eigene Seelenleben klar, während der Egoist nur den materiellen Nutzen sieht. Wir sind doch gar nicht so weit voneinander entfernt, werter Diogenes. Danke für die Antwort.
Vernunft hat aber auch einen Schutzfaktor. Mit Vernunft schütze ich mich vor Gefahren die drohen. Seien sie körperlicher, geistiger oder monetären Gestalt.
Nicht jeder Staat ist eine Republik. Im übrigen, res publica – öffentliche Sache. Also bei mir klingelts da. Wer hat sich das denn ausgedacht?
„Nicht jeder Staat ist eine Republik“
Natürlich nicht. Die wenigsten Staaten sind echt eine Republik. Der „natürliche“ Staat ist der Obrigkeitsstaat. Es ist sogar so, daß jeder Staat, der nicht sowieso ein Obrigkeitsstaat ist, keine Republik ist sobals man nur „steng“ genug hinsieht. Denn die Republik ist zunächst einmal eine Idee, etwas Ausgedachtes.
Es kann versucht werden, eine Idee in die real-existierende Welt umzusetzen. Das kann recht gut gelingen, so daß man sich entschließen kann, das als „genug“ anzusehen, aber ich glaube, auch dann findet sich noch was von Obrigkeitsstaat.
In unserer Bundes“republik“ ist das republikanische mit der Zeit immer weniger geworden. Die Großen Fünf und ihr Mainstream beanspruchen, das Staatsvolk zu sein und konzentrieren den traditionell-gesinnten Staatsvolk-Rest hinter der Brandmauer.
Übrigens, wenn ich sage „die“ Wissenschaft, dann soll das keine Verallgemeinerung sein sondern auf eine Modeströmung verweisen („spätrömische Dekadenz“). Traditionelle Wissenschaftler gibt es einstweilen weiterhin
Wobei auch bedacht sein will, daß Naturwissenschaftler geringeren Versuchungen ausgesetzt sind als der Rest. Sind Virologen Naturwissenschaftler?
Bei dem Bild der zwei Pandemie-Treiber bekomme ich das 🤮.
Der Wissenschaft wurde sich bedient, was ja nicht schlecht ist, aber wenn nur die Stimmen zugelassen werden, welche das vorbestimmte Ziel vertreten, dann hat das totalitäre Züge.
Erinnert sei in Bayern an Herr Pürner und eine weitere Person vom Expertenrat, der im April 2020 einberufen wurde, die aufgrund der falschen Meinung schnell wieder raus war. Den Namen finde ich aktuell nicht mehr.
Arg einseitiger Artikel: Es gibt sicherlich Mißbrauch in dieser Richtung. Aber es gibt auch Wissenschaft, die der Staat durchsetzen muß, etwa Gesetze der Statik für Brücken. Und was die Coronapolitik angeht, hat es neben Mißbrauch vor allem eine sehr heftige Diskussion darüber unter Wissenschaftlern und bei Sonstigen gegeben. Und es gibt auch problematischen Bezug auf Wissenschaft bei Rechten: Ob es naturwissenschaftlich nur 2 unveränderliche Geschlechter gibt, darf jedenfalls bei Mündigen nicht die Freiheit und rechtliche Gleichheit derer einschränken, die Schranken der Biologie für sich weitestmöglich überwinden wollen, so fern mir diese schon aus Glaubensgründen sind. Und gerade Rechte haben von von früher bis heute oft Einschränkungen von Religions-/Glaubensfreiheit gefordert…
@ „Glaubensgründen“ Vervollständigen Sie den Satz mal bitte…….. Woran glauben Sie denn? An 60 Geschlechter?
Holger_ Lachmund: Offenkundig haben Sie nicht genau gelesen. Falls Sie das bitte nachholen wollen, sehen Sie, daß ich eindeutig erkläre, daß mir schon aus Glaubensgründen die fremd sind, die sich nicht an die biblisch gebotene strikte Zweigeschlechtlichkeit halten wollen… Toleranz ist Duldung, nicht unbedingt Billigung! Linke wie Rechte sind dazu aber oft nicht fähig!
Auch das gab es schon, mich interessiert nur noch, in welcher Form Wissenschaft gleichgeschaltet oder der Entwickelten realsatirischen (realsozialistisch gab es schon) angepasst wird. Als einführenden Satz jeder wiss. Dokumentation schlage ich vor: „Die Entdeckung der Vielfalt, insbesondere auch der Geschlechter, erfordert eine neue, einfältigere Betrachtung, schon allein deshalb, um in Summe eine Überkomplexizität zu vermeiden“.
„……schon allein um Überkomplexität zu vermeiden.“ Diese Erkenntnis löst den gordischen Knoten.
Oh, i’d missed „in Summe“……. Im sorry for that.
Die Wissenschaft …. sie krankt auch daran, daß es Wissens-Schaffler gibt, die sich mit dem geschaffenen Wissen eine Daseins-Berechtigung schaffen, womit sie nicht besser sind als die Beauftragten, die die gegenwärtige Regierung einsetzt. Ich kann in diesem Zusammenhang nur auf Dilthey hinweisen und sein Gegensatz-Paar verstehen – erklären: „Die Natur erklären wir – aber das Seelenleben verstehen wir“. Das Erstere ist das Äußere, das erklärt wird – das Zweite ist das Innere, das erlebt werden kann. Ich bleibe deswegen im Konjunktiv, weil die meisten der gegenwärtig lebenden Menschen auf das Äußere fokussieren. Dilthey legt weiter offen: im verstehenden Verfahren werde das Objekt der Erkenntnis als geistiges Objekt konstruiert und in seinem konkreten Zusammenhang aufgefaßt – im Gegensatz dazu sei ein Nacherleben der Natur nicht möglich, natürliche Vorgänge seien vielmehr auf der Grundlage von Annahmen zu beobachten und zu erklären. Sehen Sie den Unterschied? Man macht Beobachtungen und sucht anhand dieser nach Erklärungen. Das geistige Verstehen aber bedarf keiner Erklärung, weil das Erleben bereits Gewißheit erzeugt. Drosten ist ein Beobachter und Spahn nimmt Erklärungen entgegen
Das wussten schon die Marxisten. Nicht umsonst sprachen sie immer vom Marxismus-Leninismus als ‚wissenschaftlicher Weltanschauung‘. Das Praktische daran liegt auf der Hand: wer sich auf vermeintliche Wissenschaftlichkeit seiner Überzeugung beruft, braucht keine lästigen Debatten mehr zu führen. Denn alle Andersdenkenden sind dann nur noch Leugner der alleinigen Wahrheit. Was uns heutzutage ja sehr bekannt vorkommt. Denn nachdem sich der Marxismus-Leninismus als Scharlatanerie entpuppt hat, haben sich mit den Themen ‚Klima‘ und ‚Gender‘ längst neue ‚Wissenschaften‘ herausgebildet, auf die sich besonders linksgedrehte Zeitgenossen gerne berufen. Auch hier dient die vermeintliche ‚Wissenschaftlichkeit‘ nur dazu, die eigene Diskurshoheit abzusichern und Andersdenkende unter dem Deckmantel der alleinigen Wahrheit zu diskreditieren.
Die Wissenschaft ist für den Politbetrieb in gewissen Fragen längst Mittel zum Zwecke der Staatslenkung zur dienlichen und unhinterfragbaren Religion geworden. Wer es wagt, gegen die Wissenschaft („Wissenschaft“) zu sein, der wird mit dem Bannstrahl der Exkommunikation getroffen; im besten Falle, im schlimmsten Falle erfolgt eine umfassende Inquisition, die zum (sozialen) Tod eines Menschen führen kann.
Ausser er bekennt sich schuldig, („…und die Wissenschaft hat doch recht!“), und er kriecht zu Grabe und bekennt sich als Ketzer. Solche Ablassrituale sind (wieder) gang und gäbe.
Es ist tiefstes Mittelalter und die Römische Kirche lacht.
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Virologe Christian Drosten (links) und der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU): Politik und Wissenschaft sind eng verflochten Foto: picture alliance/dpa | Michael Kappeler