GREIFSWALD. Die Greifswalder Ernst-Moritz-Arndt-Universität gibt sich nun doch einen neuen Namen. Darauf hat sich der Senat der Hochschule verständigt. Allerdings soll der Name laut dem Beschluß „optional“, etwa für Abschlußdokumente, erhalten bleiben. Von 35 Senatoren stimmten 27 für die Umbenennung, acht dagegen. Zuvor war ein Antrag gescheitert, auf den Namenszusatz „Arndt“ komplett zu verzichten, berichtet das Nachrichtenportal svz.de.
Der Dichter war 1933 vom damaligen preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring zum Namenspatron der Hochschule erhoben worden. Kritiker werfen ihm antisemitische und nationalistische Äußerungen vor. Arndt (1769-1860) lehrte dort im 19. Jahrhundert.
Holm: „Finde ich zum Kotzen“
Zuletzt hatten am vergangenen Samstag Hunderte Greifswalder für die Beibehaltung des Namens demonstriert. Lokalpolitiker quer durch alle Parteien hatten sich gegen eine Änderung ausgesprochen. Auch von der AfD kam heftige Kritik. Der stellvertretende Vorsitzende der AfD-Fraktion im Bundestag, der Greifswalder Abgeordnete Leif Erik Holm geißelte die Entscheidung als „Bilderstürmerei“. Dies sei „eine Schande für Mecklenburg-Vorpommern“, sagte er auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT.
„Es ist zum Fremdschämen, wie geschichtsvergessen ein großer Teil des Senats handelt – und dann auch noch gegen den erklärten Willen eines Großteils der Greifswalder Bürger.“ Ein Land, das so rücksichtslos seine historischen Wurzeln abräume, könne keine gute Zukunft haben. Holm: „Diese Säuberungswellen in Kasernen, Universitäten oder auf Straßenschildern finde ich nur noch zum Kotzen.“
Im Dezember hatten in einer internen Umfrage 49 Prozent der Professoren, Hochschulmitarbeiter und Studenten für die Beibehaltung des Namens gestimmt. 34 Prozent waren dagegen. 15 Prozent der Teilnehmer gaben an, beide Namen seien für sie gleichermaßen akzeptabel. Zwei Prozent enthielten sich.
Mitarbeiter gegen Kompromißlösung
Im zweiten Teil der Umfrage wurde gefragt, ob eine Kompromißlösung gut für die Hochschule wäre. Dies beantworteten 57 Prozent mit Nein und 30 Prozent mit Ja. Laut der Universität beteiligte sich gut ein Drittel der Stimmberechtigen an der Online-Abstimmung. Im Januar 2017 hatte der Senat der Uni die Ablegung des Namens Ernst-Moritz Arndt bereits beschlossen. Die Entscheidung wurde allerdings vom Bildungsministerium wegen formaler Mängel nicht anerkannt. (tb)