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Heillos

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Fat City“, 1972 gedreht, gehört zweifellos zu den irritierendsten Filmen John Hustons. Er erzählt von den Gemeinheiten des Lebens in all ihrer Härte und schafft es trotzdem ohne jeden Zynismus, eine Welt mit doppeltem Boden und doppelter Moral zu zeigen. Ähnlich wie in John Schlesingers weltberühmt gewordenem „Asphalt Cowboy“ (1968) geht es auch hier um die Desillusionierung von Outcasts, von Verlierern in einer unbarmherzigen Stadt. Doch bleibt für Sentimentalitätsausbrüche und ein versöhnliches Ende diesmal kein Raum: Der legendäre American dream ist in Hustons Film endgültig ausgeträumt. Stockton, Kalifornien, Anfang der siebziger Jahre. Billy Tully (Stacy Keach), ein heruntergekommener und von Resignation und Hoffnungslosigkeit gezeichneter Ex-Boxer, der sich, um überleben zu können, hin und wieder als Obstpflücker verdingt, träumt immer noch von seinen früheren Kämpfen. Er ermuntert den jungen Ernie (Jeff Bridges) zu trainieren und beginnt selbst auch wieder mit dem Training. Als er in einer Kneipe die Alkoholikerin Oma (Susan Tyrrell) kennenlernt und mit ihr zusammenzieht, rafft sich der Gescheiterte noch einmal auf, um seinen Traum von einer Karriere als Profiboxer zu verwirklichen. Mehr zufällig gewinnt er tatsächlich den Kampf gegen einen mexikanischen Boxer, der eigentlich gar nicht im Ring stehen dürfte, da er nierenkrank ist. Doch als Oma ihn verläßt, um wieder mit ihrem Mann zu leben, der im Gefängnis saß, ist Tullys Abstieg nicht aufzuhalten. Huston läßt den Zuschauer die Hoffnungen und Niederlagen der beiden Freunde intensiv miterleben, wenn sie mit einer geradezu unglaublichen Naivität ihren Traum zu leben versuchen. In jeder Phase bewegen sie sich in einem ausgesuchten Rahmen, der ihre heillose Situation schlagartig beleuchtet: ob bei ihrem nächtlichen Aufbruch in die riesigen kalifornischen Obstplantagen, der durch wenige Bilder von verrotteten Fabriken und überwachsenen Bahngleisen begründet wird, oder in der Anonymität schäbiger Kaschemmen, schmutziger Straßen- und Parkecken, in denen die Männer fröstelnd auf den Hauch einer Chance warten. Statt dessen erhalten sie immer wieder nur die harte Lektion, daß sie ganz unten auf der sozialen Stufenleiter stehen. Die Schwierigkeiten beim Umgang mit Gefühlen, die Thematisierung psychischer Grenzsituationen und das Scheitern ihrer Bewältigung wird durch Hustons Inszenierungsstil sinnfällig gemacht. Sein Gleichnis vom ewigen Kampf des Menschen gegen Mißerfolg und Verzweiflung, die zuvörderst in jedem selbst und erst dann im unerbittlichen Leistungsprinzip der Gesellschaft begründet sind, lebt nicht zuletzt von den exzellenten Schauspielerleistungen: Stacey Keach als abgehalfterter Boxer, Jeff Bridges als draufgängerischer Verlierer und Susan Tyrrell, die für ihre Rolle als einsame, unglückliche Säuferin 1972 eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin erhielt. Genial ist auch die Filmmusik: Dusty Springfield singt „The Look Of Love“, und Kris Kristofferson bringt mit „Help Me Make It Through The Night“ das Elend auf den Punkt.

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