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Liebeserklärungen

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Nicht, daß es einen besonders überrascht hätte. Das von Wolfgang Kraushaar, dem Chronisten der 68er-Bewegung, jüngst vorgestellte Dokument eines aus Papierschnipseln zusammengesetzten und teilweise verschlüsselten Briefes der „Rote Armee Fraktion, Bundesrepublik und Westberlin“ an die Führung der „Partei der Arbeit der Volksrepublik Korea“, in der die RAF um militärische Ausbildung in Nordkorea bittet, ist -wenn man es genau nimmt – nur als ein weiteres Mosaiksteinchen in einer höchst peinlichen Geschichte der Linken zu sehen. 1970, ein Jahr zuvor, reiste eine Delegation der Roten Panther, einer Vorfeldorganisation der terroristischen „Revolutionären Zellen“ nach Nordkorea, um dort geflissentlich die Gulags, den chronischen Hunger der Bevölkerung und den alltäglichen Terror zu übersehen. Die nahezu endlose Geschichte dümmlicher bis perverser Liebeserklärungen der Linken aller Schattierungen an die übelsten Terror- und Henker-Regime reicht von den grotesken „Großen Gesängen“ (Gerd Koenen) zeitweilig offenbar schwer geistesverwirrter Literaturschaffender an den Massenmörder Stalin bis hin zu den leidenschaftlichen Befürwortern bzw. notorischen Leugnern des kambodschanischen Holocausts, mit denen Außenminister und Vizekanzler Joseph Fischer schließlich das Auswärtige Amt besetzte. Während jedoch das RAF-Papier eher die Psychiater beschäftigen sollte, hätte man die Sache mit Fischers AA-Kameraden sehr viel ernster nehmen müssen. Immerhin wurde in den siebziger Jahren in Kambodscha etwa ein Drittel der Bevölkerung auf Befehl der kommunistischen Führung massakriert. Das ist selbst in den dunkelsten Kapiteln der an Völkermorden und Massenausrottungen wahrlich nicht armen Weltgeschichte ein ziemlich einmaliger Vorgang. Vielleicht möchte der ehemalige AA-Chef den „Studierenden“ an der Universität Princeton darüber etwas erzählen, anstatt sie mit Anekdötchen seiner Erlebnisse auf Madeleine Albrights Schoß zu langweilen.

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