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Mitten im Leben

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Andreas Martin, 1953 in Ost-Berlin geboren, aber im Rheinland aufgewachsen, erlebte mit dem romantisch-treibenden Großstadtpop „Amore Mio“, bei dem besonders das ungewöhnliche Mundharmonikasolo Wiedererkennungswert garantierte, im Oktober 1982 mit einem guten Rang 25 in den deutschen Hitlisten und umjubelten Auftritten in der „ZDF-Hitparade“ seinen Durchbruch. Mit einer deutschen Version des Drafi Deutscher/Mixed-Emotions-Evergreens „You want Love“ unter dem Titel „Du bist alles – Maria, Maria“ konnte der Sänger mit der kräftigen und zugleich einschmeichelnden Stimme 1987 einen zweiten Hit landen. Daneben komponierte der gelernte Industriekaufmann für andere bekannte Künstler wie Wolfgang Petry, Brunner & Brunner, Nino de Angelo, Juliane Werding, Roger Whittaker oder Engelbert, ohne jedoch seine eigene Karriere aus den Augen zu verlieren. Als einer der Pioniere des bis heute beliebten Disco-Fox-Schlagers der neunziger Jahre erschuf der Multiinstrumentalist tanzbare Pop/Disco-Dauerbrenner à la „Herz an Herz“ (1989), „Deine Flügel fangen Feuer“ (1991) oder „Verbotene Träume“ (1993). Zum Millennium war es allerdings weitaus ruhiger geworden um Andreas Martin. Dies änderte sich erst 2003/04, als er einen Vertrag bei der Diepholzer DA Music unterschrieb und ihm mit den poppigen Eigenkreationen „Niemals zu alt“ und „Dieses Leben ist schwer“ zwei Rundfunk- und Partyhits gelangen. Diesen Montag nun stellte er sein aktuelles Studioalbum „Wir leben nur einmal“ (DA Music) vor: eine stilsichere, gediegene und facettenreiche Sammlung deutscher Pop/Rock-Schlager. Die auf dem CD-Titel abgebildete E-Gitarre weist optisch Martins akustischen Weg: Fast alle Lieder basieren auf frechen, durchaus kräftigen Gitarrensounds, die vom Interpreten selbst eingespielt wurden. Das Album enthält elf bisher unveröffentlichte Lieder sowie zwei rund fünfminütige Maxi-Versionen des auch als Single ausgekoppelten Titelstücks bzw. der aufmunternden Midtempo-Nummer „Wir sind immer noch gut“. Zu den besten Liedern zählen gerade diejenigen, die man von dem 52jährigen am wenigsten erwartet hätte, so der gemütlich-erotische Blues „Wir müssen heut gar nichts tun“ oder der knackige, lyrisch sehr kesse Boogierocker „Zieh doch das rote Kleid an“. In „So wie früher“ erinnert Martin sanft-verträumt an seine Jugendzeit in den Wirren der ausgehenden sechziger Jahre, als er mit einer Rockband durch die Lande tourte, „im Kopf Revolution und im Herz so’n Traum von Glück“. Romantisch, aber mit einer deutlichen Prise Ironie verfeinert, wird’s dagegen in der verregneten Ballade „Sag mir bitte wie“. Der hintergründig rockende Folkpop „Gib bloß niemals Deine Träume auf“ klingt sehr amerikanisch und erinnert entfernt an John Cougar-Mellencamp. Gehobenen Poprock bietet „Du hast es immer gewußt“, kompositorisch in der Nähe des Cock-Robin-Klassikers „The Promise you made“ hält sich die dunkle Popballade „Da sind dieselben Fragen“ auf. Zum Schluß besingt Martin in „Tränen der Nacht“ still und eindringlich eine Frau, die vor ihrem gewalttätigen Partner geflohen ist und den Glauben an die Liebe verloren hat. Im eher konventionellen Disco-Fox-Stil à la Wolfgang Petry verbleibt allerdings „Das weiß doch jeder“, der einzig wirklich flache, weil klischeehafte Beitrag auf der CD. Die von Martin selbst komponierten und zumeist von Schlagermogul Bernd Meinunger getexteten, durchweg kurzweiligen und ansprechenden Lieder zeigen einen mitten im Leben stehenden Künstler, der sowohl mit großem Spaß an seiner Arbeit als auch mit radikaler musikalischer Ernsthaftigkeit belegt, daß er noch längst nicht abgeschrieben werden kann.

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