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Mittelmaß

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Seit bald zehn Jahren hat Deutschrocker Peter Maffay kein klassisches Rockalbum mehr veröffentlicht. Dabei gehört das Album „Sechsundneunzig“ mit seinen Kinks- und Stonesbeeinflußten Hämmern wie „Ich sag ja“, „Es hat keinen Zweck“ oder „Siehst Du die Sonne“ zum Besten und Authentischsten, was Maffay je aufgenommen hat. Seither blieb keine Zeit für traditionellen, schnörkellosen Rock, mit dem sich Maffay nach einigen fast ebenso umjubelten Jahren im Schlagermetier ab 1979/80 in die höchsten Sphären einheimischer Musikkultur gespielt hatte und zeitweise – noch vor Grönemeyer oder Westernhagen – als erfolgreichster deutscher Rockmusiker galt. Jetzt ist Peter Maffays aktuelle Produktion erschienen, auf der er – laut Presseinfo – „zu seinen Wurzeln zurückkehrt“ und „den Fokus wieder auf puren Rock“ legt. „Laut & Leise“ (BMG) beinhaltet 18 brandneue Maffay-Songs, die auf zwei Silberscheiben thematisch strikt getrennt wurden. Ruppige Melodien mit oft politisch angehauchter Lyrik intoniert der sozial engagierte Rockstar auf der ersten CD, während er im zweiten Teil zu musikalisch ruhigeren Stilmitteln greift, wobei hier die Texte persönlich bleiben und sich ausnahmslos um Zwischenmenschliches drehen. Neu ist dieses Konzept nicht. Schon 1984 ließ Maffay auf der A-Seite seines Albums „Carambolage“ den zynischen Politrocker heraushängen, der zu wüsten Rock- und Bluesorgien gegen Nachrüstung und Umweltzerstörung wetterte, während die B-Seite fast ausschließlich nachdenkliche, musikalisch bedächtige Kompositionen enthielt. Leider jedoch reichen zu wenige Songs von „Laut & Leise“ an die Qualität von Maffays 1980er-Evergreens heran. CD eins präsentiert zunächst also den „lauten“ Maffay. Guter, alter Bluesrock mit Hymnencharakter („Hoch und Höher“), heiße R’n’B-Riffs („Erkennst Du Dich wieder?“) und rockende Bluesballaden („Weck mich bloß nicht auf“) wechseln sich ab mit grellen, krachenden Stücken, die – mit allerlei Rhythmusspielereien unterlegt – dem 55jährigen nicht immer („Der Kreis“, „Die Hölle ist hier“) gut zu Gesicht steht. Hip-Hop-Beats und verzerrte Sologitarren können den seit über 30 Jahren gefeierten Rock-Entertainer durchaus der Lächerlichkeit preisgeben. Häufig klingen die Songs, als sei das Mischpult vor der Studiotür geblieben; gegen dröhnende, gerne auch schiefe Gitarrenwälle kommt Maffays kräftige Stimme kaum an. So bleibt der laute Teil dieses Doppelalbums eher ein laues Vergnügen. Auch die zweite CD mit dem „leisen“ Maffay kann nicht wirklich überzeugen. Ausnahmen sind die Kaminzimmerballade „Früher, Später“ oder der wehende, eingängige Up-Tempo-Rocker „Halt Dich an mir fest“, die beide das Zeug zum Maffay-Klassiker haben. Nahezu unplugged bleiben auch die Inszenierungen von „Die Ruhe vor dem Sturm“, „Lebenswert“ oder „Mit Dir“. Manches bleibt allerdings auch im „leisen“ Spektrum pures Mittelmaß („Wer schenkt uns ein Wunder“, „Ich werd Dich begleiten“). Vielleicht hat Maffay mit diesem Doppelalbum einfach zuviel des Guten gewollt. Achtzehn neue, manchmal sehr gewöhnungsbedürftige Lieder mit einer Gesamtspielzeit von etwas über 80 Minuten führen rasch zur Übersättigung. Eine CD mit zwölf bis 14 der ansprechendsten Lieder von „Laut & Leise“ hätte vollkommen ausgereicht, um zu belegen, daß Peter Maffay einerseits auch 2005 immer noch vorzüglich rocken kann und andererseits in der Lage ist, massenkompatible Gefühls- oden zu schreiben, die auch noch nach Jahren beim Hören wohlige Schauer über den Rücken laufen lassen. Solche Stücke gibt es zwar auch auf „Laut & Leise“, sie gehen aber in der Masse des Mittelmaßes zu leicht unter.

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