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Marc Jongen, ESN Fraktion
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Ein Europa der hundert Fahnen

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Im März 1964 erschien aus dem Umfeld des Hamburger Diskussionszirkels „Donnerstagrunde“, an dem unter anderem Lothar Penz und Henning Eichberg beteiligt waren, und dem von Penz initiierten „Arbeitskreis Junges Forum“ als erstes eigenständiges Organ einer „jungen Rechten“ die Zeitschrift Junges Forum. Das zunächst im Abzugsverfahren vorzugsweise unter Oberschülern und Studenten verbreitete Blatt in Form einer Schriftenreihe mit vierteljährlichem Erscheinen und jeweils einem Schwerpunktthema stellte sich bereits in seiner ersten Ausgabe mit einer klaren Abgrenzung von der alten Rechten und ihren ressentimentgeladenen Themen vor: „Junges Forum soll all jenen volksbewußten Kräften offenstehen, die sich über neue Formen und neue Grundlagen Gedanken machen. Leute mit Vorurteilen, die gestrigem Erleben und Denken entspringen, sollen nicht angesprochen werden.“ Noch deutlicher wurde dieser sich als revolutionär verstehende Kurs einer „Neuen Rechten“ in den programmatischen Aufsätzen von Lothar Penz, in denen er seine Absage an die „alten weltanschaulichen Kräfte“ und ihrem „Gefühlsnationalismus“ Ausdruck verlieh. Penz rief dagegen die „jungen Kräfte“ zur „sittlichen und politischen Erneuerung unseres Volkes und Vaterlandes“ auf. Um „wieder Geborgenheit in natürlicher Gemeinschaft zu finden“, müsse ein „Dritter Weg“ als Synthese zwischen „Rationalismus“ und „Emotionalismus“ gewagt werden. Entsprechend beherrschten korporativistische und volksgemeinschaftliche Sozial- und Ordnungsvorstellungen die ersten Jahrgänge der Zeitschrift, zu der später als wichtigste Autoren Henning Eichberg und Wolfgang Strauß hinzutraten. Besonders durch die Mitarbeit von Eichberg avancierte Junges Forum in den siebziger Jahren zum Theorieorgan einer „Neuen Rechten“, das sich immer heftiger sowohl von der alten Rechten, als auch vom „Gärtner“- bzw. „Demutskonservativismus“ (Armin Mohler) distanzierte. Gleichwohl deuteten Themenspektrum und Autoren auf das vornehmliche Bemühen um Bündnispartner aus dem wertkonservativen, national-neutralistischen und links-nationalistischen Umfeld hin. In der Welt vom 21. November 1975 stellte Armin Mohler Junges Forum als „bekanntestes Organ der Neuen Rechten“ vor: „Mit Drittem Reich oder NPD hat diese ‚Rechte‘ nichts zu tun. Da herrscht eine kühle, unsentimentale Luft, fern von Romantizismus und Ressentiment, die noch am ehesten an gewisse ‚Nationalrevolutionäre‘ der Weimarer Zeit, etwa Niekisch, erinnert.“ In der Tat zeigt ein Blick auf die Themenschwerpunkte der siebziger, achtziger und neunziger Jahre die eindeutige Dominanz ethnopluralistischer, regionalistischer und befreiungsnationalistischer Überlegungen, die Möglichkeiten eines Dritten Weges, ökologische Fragestellungen, daneben aber auch die Rezeption der französischen „Nouvelle Droite“ um Alain de Benoist, die mit ihrem Konzept des Kampfes um die kulturelle Hegemonie großen Einfluß auf die Zeitschrift ausübte. Vor vier Jahren mußten die bis dahin verantwortlichen Herausgeber, der Verlag Deutsch-Europäische Studien, aus Altersgründen die Zeitschrift einstellen. Doch glücklicherweise hat sich nach langem Suchen nun ein neuer Herausgeber für Junges Forum gefunden. Zukünftig wird das traditionsreiche Blatt in Zusammenarbeit mit der deutschen Sektion der europäischen Synergien/Synergon und dem Regin-Verlag wieder alle drei Monate erscheinen. Auch an der Programmatik soll sich nichts grundlegendes ändern, die Idee eines Europäischen Reiches der 100 Fahnen, Regionen und Traditionen wird weiterhin vertreten. Bereits die erste Ausgabe des neuen Jungen Forums widmet sich diesem Thema. Alexander Dugin, Philosoph, Nationalbolschewist, Chefideologe der „Internationalen Eurasischen Bewegung“ und Autor des Buches „Grundlagen der Geopolitik“ befaßt sich mit der „Ideenkrise im modernen Rußland“ und stellt Manifest und Programm der neo-eurasischen Intellektuellenbewegung vor. Dugins Bewegung ist im heutigen Rußland keineswegs isoliert, sondern hat Sympathisanten und Mitglieder bis in höchste Regierungskreise. Tatsächlich sind seine Vorstellungen vom „alten“ Europa, in dem die europäischen Schüler ihre amerikanischen Lehrmeister an Hedonismus, Utilitarismus, Ökonomismus, Pazifismus und Dekadenz längst übertroffen haben, jedoch zum Teil idealistisch und illusionär, sein Amerikabild oberflächlich und ungenau. Dies gilt auch für seine recht pauschale Einschätzung der „Anti-Globalisierungsbewegung“. Dugins Versuch, unterschiedliche Weltanschauungen, Ideologien und Religionen wie Orthodoxie, Islam und Judentum zu vereinen, endet spätestens beim antirussischen Terrorismus der tschetschenischen Banditen-Rebellen. Ob die „neo-eurasische Idee“ daher in der Lage ist, die unterschiedlichen nationalen, kulturellen und geopolitischen Interessen ihrer potentiellen Bewerber und Mitglieder unter einen Hut zu bringen, bleibt fraglich. Dennoch ist dieser Versuch einer Sammlung aller „antiliberalen und antiatlantischen Kräfte“ ein hochinteressanter Ansatz. Junges Forum, c/o Markus Fernbach. Am Mühlenbach 3b, 23847 Bliestorf bei Lübeck. Der Einzelpreis beträgt 5,50 Euro, das Jahresabonnement für vier Ausgaben kostet 20 Euro. Internet: www.regin-verlag.de .

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