Auch Peter Handke hat als Pop-Literat begonnen, 1966 mit einem spektakulären Auftritt beim Treffen der „Gruppe 47“. Doch da muß wohl noch ein bißchen mehr sein. Benjamin von Stuckrad-Barre ist nach einem Jahr schon fast wieder vergessen, während Handke ein Klassiker geworden ist, der sich kürzlich sogar den weltberühmten Rückzug aus der Öffentlichkeit leisten konnte. Über den 1942 geborenen Autor ist eine ganze Bibliothek kopflastiger Literatur entstanden, aber, von einem Buch über seine frühen Jahre abgesehen, noch keine Biographie. Diese Lücke hat jetzt der Journalist Georg Pichler zu schließen versucht. Seine Handke-Biographie hat er aus Quellenmaterial, fiktiven Texten und Gesprächen zusammengestellt, wobei nicht ganz klar wird, wieweit der Schriftsteller tatsächlich Anteil an seiner Arbeit genommen hat. Manchmal ist der optische Eindruck interessanter als die verbale Beschreibung. Ein Foto zeigt Handke als korrekten Jura-Studenten mit Brille, Kurzhaarschnitt und Krawatte: der Anarchist im Frühstadium, eingezwängt in Konventionen! Merkwürdig, man könnte ihn sich auch als scharfen Staatsanwalt vorstellen. Pichler beschreibt und zitiert zwar auch literarische Texte, verzichtet aber auf ein literaturwissenschaftliches Instrumentarium. Er informiert kaum über literarische oder gesellschaftspolitische Kontexte oder über Handkes Sprachskepsis. Das ist eindeutig ein Manko, denn aus dem Zusammenhang gerissen und ohne Handreichungen klingen viele Äußerungen – etwa zum Jugoslawienkrieg – lediglich delphisch oder geschmäcklerisch. Manchmal aber lassen sie an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. In Richtung Deutschland sagte der in der Nähe von Paris lebende Autor: „Nach landläufiger Meinung sind die Kreaturen, die aus dem Schoß krochen, die Rechtsradikalen (…) für mich ist das, was aus dem Schoß kroch, etwas anderes: Die Grünen, der Typ, der Bundeskanzler ist, und der Bombenminister. Das ist das grausig-ewige Deutschland.“ Von außen sieht man eben klarer. Pichlers Buch ist zwar noch keine vollwertige Biographie, aber ein Baustein dazu. Georg Pichler: Die Beschreibung des Glücks. Peter Handke. Eine Biographie. Überreuther, Wien 2002, 207 Seiten, 19,90 Euro
- Ausland