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Ein Schüler, der zum Meister wurde

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In der öffentlichen Wahrnehmung steht der preußische Architekt Ludwig Persius häufig im Schatten seines berühmten Vorgängers und langjährigen Lehrmeisters Karl Friedrich Schinkel. Das liegt vor allem daran, daß Persius über ein Jahrzehnt zwischen 1826 und 1838 unter der Leitung Schinkels an der Erstellung von Entwürfen und der Überwachung der Ausführung von Auftragsbauten des Königs Friedrich Wilhelm III. und Mitgliedern der königlichen Familie, insbesondere des Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm IV., beteiligt war und erst seit Mitte der dreißiger Jahre sein eigenständiges Schaffen stärker in den Vordergrund rücken konnte. Dennoch wäre es eine stark verkürzte Betrachtungsweise, würde man Persius‘ Tätigkeit in diesen Jahren allein auf eine Vermittlerrolle zwischen den Ideen des Königs bzw. des Prinzen und den Vorgaben Schinkels reduzieren. Bereits seit Mitte der zwanziger Jahre brachte Persius nachweislich in seine Entwürfe zahlreiche eigenständige Ideen ein, die er – soweit sie sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht verwirklichen ließen – kontinuierlich weiterentwickelte und schließlich bei späteren Arbeiten umsetzte. Friedrich Ludwig Persius wurde am 15. Februar 1803 in Potsdam geboren. Nach dem Besuch von Bürgerschule und Gymnasium absolvierte er von 1819 bis 1821 ein Feldmesserstudium an der Berliner Bauakademie, wo er erstmals in Kontakt mit Schinkel kam. Von 1821 bis 1826 war er als Baukondukteur bei der Potsdamer Regierung tätig. Im April 1826 legte Persius seine Baumeisterprüfung an der Bauakademie Berlin ab. Unter Schinkels Leitung war er von 1821 bis 1840 unter anderem an der Anfertigung von Zeichnungen, der Entwurfsbearbeitung und der Bauleitung der Schlösser in Glienicke, Charlottenhof, Babelsberg und Petzow beteiligt. Persius‘ erste eigene Vorschläge sind in seinen Planungen zur Neugestaltung des Gutshauses Glienicke zu erkennen. Der Auftrag ging von Prinz Carl von Preußen aus, dem Bruder Friedrich Wilhelm IV., der das Gut am 1. Mai 1824 erworben hatte. Nach den Vorgaben von Schinkel entwickelte Persius eine Entwurfsserie mit sämtlichen projektierten Arbeiten. Dabei fügte er als architektonische Besonderheit an der östlichen Schmalseite einen gequaderten zinnenbekränzten Turm hinzu, der allerdings beim Umbau nicht verwirklicht wurde. In späteren Jahren sollte Persius dieses an norditalienische Kastelle erinnernde Motiv noch häufiger als räumliches Gestaltungselement einsetzen. Im Zuge des Umbaus des Gutshofes Charlottenhof zum Schloß und der Ausgestaltung des Geländes mit Gärtnervilla, Gewächs- und Maschinenhaus kam Persius erstmals direkt mit Friedrich Wilhelm IV. in engeren Kontakt, der zu Weihnachten 1825 das weitläufige Areal von seinem Vater als Geschenk erhalten hatte. Wiederum fiel der junge Baukondukteur durch die Einbringung eigener Ideen auf. Besonders imponierte jedoch dem späteren König, daß es Persius gelang, den Bau der Charlottenhofer Gärtnervilla trotz eines äußerst knapp bemessenen Zeitrahmens termingerecht zu vollenden. Bereits am 22. April 1830 wurde Persius daher zum „Bauinspektor Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen“ ernannt. Bei dem nach Plänen von Schinkel entworfenen Schloß Babelsberg, das als Sommerresidenz für Prinz Wilhelm konzipiert und erbaut wurde, überwachte Persius in einem ersten Bauabschnitt von 1834/35 die Bauausführung. Dadurch war er, als wenige Jahre nach der Fertigstellung Wilhelm den Anbau eines Festsaales wünschte, mit den Gegebenheiten bereits vollkommen vertraut. Persius entwarf für den Anbau einen mächtigen Achteckturm, der den Gesellschafts- und Tanzsaal als zweigeschossige Halle aufnahm und das neue Kernstück des Schlosses bilden sollte. Die Ausführung des zweiten Bauabschnitts konnte allerdings erst nach Persius‘ frühem Tod erfolgen. Ebenfalls nach Plänen von Persius wurde das nur wenige Meter unterhalb des Schlosses Babelsberg befindliche Maschinenhaus in den Jahren 1843 und 1844 errichtet. Schon einige Jahre zuvor war ihm mit dem Maschinen- und Gärtnerhaus in Glienicke sowie dem Dampfmaschinenhaus für Sanssouci an der Neustädter Havelbucht eine herausragende Verbindung von moderner Technik und architektonischer Schönheit gelungen: Einerseits erfüllten diese Bauten den konkreten Zweck, die Parkanlagen kontinuierlich mit Wasser zu versorgen. Andererseits tragen sie bis heute den Charakter von Kunstwerken, die sorgsam in die Potsdamer Gartenlandschaft integriert wurden. Mit seinem maurischen Stil stellt gerade das Dampfmaschinenhaus bis heute einen klassischen Blickfang dar. Zu den bekanntesten von Persius geplanten und erbauten Objekten zählen ferner die Heilandskirche in Sacrow, die Friedenskirche in Potsdam und der Kuppelbau der Nikolaikirche sowie private Repräsentationsbauten, wie die Villen Tieck, Illaire, Tiedke, Jacobs und Schöningen, die er im italienischen Stil unter Verwendung von Flachdächern ausführte. Das bekannte Ball-Lokal „Krolls Etablissement“ am Berliner Tiergarten basierte ebenso auf Plänen von Persius wie der Umbau von Heckers Kalkofen in der Teltower Vorstadt und der Zuckersiedelei Jacobs. Persius entwickelte eine Landschaftsarchitektur, die sich an den natürlichen Bedingungen des Baustandortes orientierte. Er wählte dort, wo er düsteren Fichtenwald vorfand, einen stärker mittelalterlich geprägten Stil mit Zinnen und Erkern. An hellen, mit Birken und Laubhölzern gesäumten Bauplätzen orientierte er sich dagegen an den italienischen Landbauten des 15. und 16. Jahrhunderts. Ein gutes Beispiel bietet hierfür die Gestaltung der drei Förstereien im Potsdamer Wildpark. Zum Zwecke einer möglichst engen Verbindung von Gebäuden und Gärten arbeitete er eng mit dem Gartenarchitekten und -gestalter Peter Joseph Lenné zusammen. Eine besonders enge Beziehung entwickelte sich von Anfang der dreißiger Jahre bis zum Tode Persius zwischen dem Architekten und Friedrich Wilhelm IV, vor allem da beide eine Begeisterung für romantische Stimmungen teilten. 1842 wurde ihm der Titel „Architekt des Königs“ verliehen – den sein ehemaliger Lehrmeister unter Friedrich Wilhelm III. angestrebt, jedoch nicht erhalten hatte -, am 7. Februar 1845 auch der Titel „Königlicher Oberbaurat“. Wenige Monate später, am 15. Juli 1845, starb er an den Folgen einer Typhusinfektion. Ein Kernstück der Ausstellung bildet das Tagebuch von Persius, in dem er zwischen dem 12. Oktober 1840 und dem 12. Mai 1845 insgesamt 156 Gespräche mit dem König festhielt und die besprochenen Bauvorhaben auflistete. Zwar ist es nicht immer möglich, den konkreten Zusammenhang zu seinen Plänen festzustellen, da der größte Teil seiner Zeichnungen, die sich bis 1945 als Nachlaß in den Beständen des Architekturarchivs der Technischen Hochschule Charlottenburg (heute TU Berlin) befanden, seit Kriegsende als verschollen gilt. Trotzdem kann sich der Besucher einen guten Eindruck von diesen interessanten Stücken verschaffen, da von einer Reihe der Zeichnungen in den Jahren 1935-1940 aus Gründen der Archivierung Fotografien angefertigt wurden, die nunmehr erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Planungen, die nicht zur Umsetzung gelangten, wie ein Denkmal für Friedrich den Großen auf dem Mühlenberg, welches den Charakter einer zweiten Walhalla tragen sollte. Ansicht von Schloß Babelsberg (Carl Graeb, um 1848/49): Begeisterung für romantische Stimmungen Die Ausstellung „Ludwig Persius, Architekt des Königs. Baukunst unter Friedrich Wilhelm IV.“ wird bis zum 19. Oktober 2003 im Schloß Babelsberg, Potsdam, gezeigt. Während der Dauer der Ausstellung besteht an den Wochenenden zwischen 12 und 17 Uhr die Möglichkeit, die ansonsten nicht zugänglichen Maschinenhäuser am Schloß Babelsberg sowie das Dampfmaschinenhaus an der Neustädter Havelbucht zu besichtigen.

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Marc Jongen, ESN Fraktion
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