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Wochenschau

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Sonntag, 25. Mai 2014

Europawahl. Abends an der Friedrichstraße im Maritim-Hotel bei der AfD. Links von mir der Publizist Hugo Müller-Vogg. Als Lucke mit seiner gesamten Familie das Podium betritt, entgegnet er auf meine lakonische Bemerkung „Familienaufstellung“ schmunzelnd, wie dubios das sei: als dezidiert nationale Partei ein amerikanisches Modell nachzuahmen. Wenig später berichtet ein AfD-Mann von einem Kandidaten seiner Partei, der – wegen der ständigen Plakatabrisse – an ein und derselben Stelle das Wahlplakat insgesamt zehn Mal aufgehängt habe. Als die neuesten Stimmenzahlen durchgegeben werden, allgemeines Kopfschütteln: bei der Tierschutzpartei mit 1,1 Prozent.

An anderer Stelle der beflissene Reporter eines öffentlich-rechtlichen Regionalsenders zu einer jungen Mutter: „Darf ich Sie um ein Interview bitten? Weil Sie das Kind auf dem Arm haben – das ist ein bißchen ungewöhnlich.“ Völlig überfordert scheint auch das ZDF, das gleich mit einer Handvoll Kamerateams vor Ort ist. Dabei auch Lutz van der Horst, der Vogel von der „heute show“, der in der linken Hand ein zu einer Geißel geknüpftes Seil hält und unentschlossen wirkt – offenbar hadert er mit der Dramaturgie des weiteren Abends. Eine Redakteurin des ZDF mosert am Tisch neben mir, daß für einen solchen Wahlsieg doch eigentlich viel zu wenige Leute da seien: „Wo sind die denn alle?“. Darauf ich: „Wenn es anders wäre, wäre es Ihnen doch auch wieder nicht recht: Dann wären das die Bilder von dem gefährlichen Zulauf, den die ‘Populisten’ und ‘Europafeinde’ erhalten.“

Montag, 26. Mai 2014

Realityrest Südafrika (U-Bahn-Bildschirm): Den Oscar hat Pistorius zumindest sicher.

Dienstag, 27. Mai 2014

„Deutschland grenzenlos“. In der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung Ausstellungseröffnung des Fotografen Jürgen Ritter, der seit den achtziger Jahren über 40.000 Aufnahmen von der DDR-Grenze gemacht hat. In der Podiumsdiskussion berichtet er von der Bespitzelung durch die Staatssicherheit der DDR, sichtlich emotional bewegt: „Es waren nur Westdeutsche, die mich bespitzelt haben, unter anderem ein Redakteur der Lübecker Nachrichten.“ Der Schriftsteller Marko Martin lakonisch über seine Herkunft, die DDR: „Es gibt ja Leute, die glauben im falschen Körper aufzuwachsen, bei mir war es das Land.“

Gespräch zweier alter Männer in der U-Bahn, mit ihrem Gehör hadernd. Der eine erklärend zum andern: „Komponist oder Kommunist – das ist nicht so’n großer Unterschied, ist fast das gleiche.“

Mittwoch, 28. Mai 2014

Abends im Deutschen Historischen Museum: „Der Erste Weltkrieg“ wird eröffnet – und ist gleich wegen Überfüllung geschlossen. Aus Feuerschutzgründen wird der Zutritt in den Lichthof verweigert. Anschließend ergießt sich das Premierenpublikum über die Schau im Untergeschoß. Dabei erscheint Thomas Krüger, Leiter der Bundeszentrale für politische Bildung, wie eine Karikatur: Unter einem Plakat mit dem Motto „Es werde Licht“ beugt sich Krüger, wie eine lange Bohnenstange, vornüber, eine Schautafel betrachtend – und gibt selbst ein Bild ab, das mich an ein Motiv aus der Kunstgeschichte erinnert, das ich gerade nicht zuordnen kann. Schräg gegenüber flaniert derweil Shermin Langhoff, Intendantin des „migrantischen“ Maxim-Gorki-Theaters, und verteilt Rabattkarten für den patriotischen Liederabend „Hätte klappen können“. Annonciert als „eine schräg-pathetische Revue der gemischten Gefühle“ mit Liedern auf deutsch, russisch, jiddisch, armenisch und türkisch, kurz: „postpatriotisch“. Vorläufig letzte Termine: 12. und 23. Juni 2014.

Donnerstag, 29. Mai 2014

Im Morgenprogramm von Deutschlandradio Kultur, der „Ortszeit“ wie auch den nachfolgenden Magazinen, werden nahezu ausschließlich angloamerikanische Rock- und Popsongs gespielt oder als neue Produktionen vorgestellt – auch so kann „man“ den Programmauftrag verfehlen.

Freitag, 30. Mai 2014

Realityrest OSZE: Alle Spione, außer Putin. – Ach, Wladimir, komm zu Mutti Merkel!

Sonnabend, 31. Mai 2014

Eigentlich wäre es so einfach: Alle, die andere als „populistisch“ oder „europafeindlich“ bezeichnen, disqualifizieren sich von selbst – gäbe es einen Schiedsrichter. So ist es ein Spiel ohne Grenzen.

Das Kauderwelsch der Politik: Es wäre schon viel gewonnen, wenn sich alle Beteiligten darauf verständigten, niemals mehr Volker Kauder ein Podium zu bieten. Das wäre eine echte Alternative für Deutschland. Auch ohne den Vorsitzenden der Unionsfraktion kann Deutsch gesprochen werden.

Sonntag, 1. Juni 2014

„Europa heute“ geht zu Ende – höre die Abkündigung der Moderatorin im Deutschlandfunk ohne die Anführungsstriche.

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