In den letzten Wochen gingen gleich zwei Nachrichten zum heiklen Thema der Gruppenintelligenz durch die Medien, ohne daß es zum üblichen Geschrei kam. Vielleicht liegt es am „rein wissenschaftlichen“ (nicht „rechtspopulistischen“) Hintergrund der Studien; vielleicht kann aber auch eine gewisse Normalisierung bemerkt werden. Im einen Fall ging es um die Frage nach den „klügsten Ländern“, im anderen um die These, daß die durchschnittliche Intelligenz während der Menschheitsgeschichte nicht zu-, sondern abgenommen habe.
Zwar erscheint der aktuelle Vergleich der verschiedenen „Bildungsstandorte“ durch die Economist Intelligence Unit auf den ersten Blick unspektakulär, aber die – wenig überraschenden – Ergebnisse wären anders aufgenommen worden, hätte man die Rangliste der Länder nicht nach schulischen Leistungen und Bildungsangeboten, sondern im Hinblick auf die Intelligenz ihrer Einwohner aufgestellt. Auch dann hätten südeuropäische Länder schlechter als nordeuropäische abgeschnitten und Asiaten Spitzenplätze belegt (diesmal Südkorea, Hongkong, Japan und Singapur auf den Plätzen 2 bis 5), während es kein muslimisches oder afrikanisches Land auf einen durchschnittlichen Platz gebracht hätte – allerdings wäre der Urheber der Studie des „Rassismus“ geziehen worden.
Betrachtet man nur Bildungssysteme und sonstige soziale Voraussetzungen, kann man den Glauben hegen, daß sich diese beliebig optimieren ließen; spricht man von Völkern, wird sofort die Ideologie eines unveränderlichen genetischen Determinismus unterstellt und kritisiert.
Kultureller Rahmen, der intellektuelle Leistungen fördert
Beides ist jedoch falsch, und die Ergebnisse dieser und vergleichbarer Untersuchungen lassen sich auch ganz anders interpretieren. Wieso taucht zum Beispiel Frankreich mit seinem „fortschrittlichen“ Schul- und Ganztagsbetreuungswesen nicht einmal unter den ersten 20 Ländern auf, während die Südostasiaten mit ihren autoritären Schulsystemen die vordersten Plätze belegen? Und folgt der erste Platz Finnlands tatsächlich nur aus seiner guten Schulpolitik (die das Schwergewicht nicht auf Ganztagsbetreuung legt) und nicht auch aus seiner homogenen, nordeuropäischen Bevölkerungsstruktur beziehungsweise dem „Verzicht“ auf Einwanderung aus Anatolien oder dem Maghreb?
Wagt man aber die Behauptung, daß Intelligenz ethnisch variiert oder gar ethnisch (mit-) bedingt ist, braucht man dennoch keinem „Essenzialismus“ (vulgo „Rassismus“) zu verfallen, denn die Intelligenz der Völker ist durchaus, wenn auch über längere Zeiträume und nicht durch kurzfristige „Bildungsprogramme“, veränderlich. In einem kulturellen Rahmen, der intellektuelle Leistungen fördert und mit besseren Fortpflanzungschancen honoriert, wird die Intelligenz eines Volkes – selbst wenn es den Status einer diskriminierten Minderheit hat – langfristig zunehmen; herrscht aber eine religiös verbrämte Ideologie vor, nach der die sture, kollektive Befolgung ein für allemal „offenbarter“ Vorschriften das einzige Bildungsziel ist, während geistige Regsamkeit, die stets das Vorgegebene hinterfragt, (womöglich mit dem Tode) bestraft wird, muß die Intelligenz abnehmen, erst recht wenn weitere Faktoren wie soziale Inzucht (durch Verwandtenehe) hinzukommen.
Unstrittig ist der Einfluß der frühkindlichen Ernährung auf die individuelle Intelligenzentwicklung, allerdings wird, zum Beispiel von Richard Lynn, auch eine Wirkung der klimatisch bedingten Ernährungssituation menschlicher Populationen angenommen: Die Nordeuropäer sind nach Auffassung des höchst unkorrekten britischen Forschers aufgrund ihres höheren Fleischkonsums, der zur Entwicklung eines größeren Gehirns geführt habe, intelligenter als die Bewohner des Südens. Natürlich kann man auf die südeuropäisch-vorderorientalischen Hochkulturen der Antike als Einwand verweisen, aber dieser wird womöglich durch die Herkunft der erst verhältnismäßig spät eingewanderten Kulturträger dieser Regionen entkräftet.
Bauern weniger intelligent als Jäger und Sammler
Glaubte man lange Zeit, daß die durchschnittliche Intelligenz in den westlichen Ländern, gemäß dem sogenannten Flynn-Effekt, der als Folge verbesserter Lebensbedingungen der unteren Schichten interpretiert wurde, immer weiter zunimmt, so zeichnet sich in den letzten Jahrzehnten eine Umkehr dieser Entwicklung ab, worauf bekanntlich Thilo Sarrazin im Anschluß an Volkmar Weiss hingewiesen hat. Verbesserungen des Lebensstandards führen, wenn sie auf einem sehr niedrigen Niveau ansetzen, zwar zu einer Hebung des Intelligenzniveaus; hat sich aber, bedingt durch demokratische Partizipation der Unterschichten, ein allumfassender Sozialstaat etabliert, wird Unproduktivität de facto belohnt und der durchschnittliche IQ sinkt.
Jüngst hat der Biologe Gerald Grabtree von der Stanford University denselben Gedanken auf die frühgeschichtliche Menschheitsentwicklung angewandt: Die neolithische Revolution, durch die unsere Vorfahren von Jägern und Sammlern zu Ackerbauern wurden, hat sie langfristig immer dümmer werden lassen, da das Überleben in der Wildnis mehr Intelligenz erfordere als das Leben in einer agrargesellschaftlichen Großfamilie. Der Jäger müsse auf immer neue Herausforderungen reagieren, während der Bauer überlieferte Regeln anzuwenden habe und die Sippengemeinschaft es sich leisten könne, auch den Schwachen und Minderbegabten „durchzupäppeln“.
Bleiben die Ursachen fraglich, so scheint der Befund evident: Wir verblöden – abgesehen von den Finnen, diesem kleinen „gallischen Dorf“ an der Peripherie Europas. Und die Politik wird alles dafür tun, daß dies so bleibt, denn Dumme sind leichter beherrschbar.