In den USA ist ein Streit um angebliche Homophobie und die Meinungsfreiheit entbrannt, der mehrere hunderttausend Amerikaner dazu veranlaßte, sich mit einer Schnellrestaurantkette zu solidarisieren. Dan Cathy, Geschäftsführer des Unternehmens Chick-fil-A, das sich auf den Verkauf von Hühnerfleischprodukten spezialisiert hat, hatte in einem Radiointerview gesagt: „Ich glaube, wir beschwören Gottes Gericht über unser Land, wenn wir unsere Faust schütteln und sagen: ’Wir wissen besser als Du, was eine Ehe ausmacht.‘“
Zudem hatte Cathy, der als bekennender Baptist bekannt ist, gegenüber einer Zeitschrift erklärt, daß für ihn und seine Firma „die biblische Definition der Familie“ maßgebend sei: „Wir sind ein Familienunternehmen, im Besitz von Familien, geführt von Familien, und wir sind noch immer mit unseren ersten Ehefrauen verheiratet. Dafür danken wir Gott.“ Cathy hatte sich also nicht gegen die Homo-Ehe, sondern für das klassische Familienbild von Mann, Frau und Kindern ausgesprochen.
Es kam, wie es bei solchen Diskussionen fast immer kommt: Cathy und seine Firma wurden als „homophob“ abgestempelt. Es kam zu zahlreichen Protesten und Demonstrationen. Es wurde gefordert, man solle Chick-fil-A und die 1.600 Filialen boykottieren und nicht mehr in diesen Restaurants essen. Die Bürgermeister der Städte Boston, Chicago und San Francisco warfen dem Unternehmen Diskriminierung vor und erklärten sogar, sie wollen die Fast-Food-Kette nicht mehr in ihren Städten haben. Der Bürgermeister von Chicago wolle zukünftig den Bau neuer Filialen stoppen, denn Cathys Werte entsprächen nicht den Werten der Menschen in Chicago.
Homophobie als politischer Kampfbegriff
Immer, wenn es um Homosexualität geht und sich jemand nicht eindeutig für diese Lebensform ausspricht, wird ihm oftmals ein intolerantes Weltbild, „Homophobie“ und Engstirnigkeit unterstellt. Dabei ist es meines Erachtens bei den meisten heterosexuellen Menschen nicht der Fall, daß sie sich an dieser Lebensform stören. Es ist ihnen vielmehr völlig egal, ob der Nachbar, ein Freund oder ein Politiker ein gleichgeschlechtliches Begehren hat. Man nimmt dies zu Kenntnis und läßt es dabei bewenden.
Aber trotz jeglicher Toleranz oder sogar Sympathie gegenüber Homosexuellen ergibt sich keine Notwendigkeit, sich damit automatisch auch für die Homo-Ehe, für den Familienzuschlag für homosexuelle Beamte oder für ein Adoptionsrecht für Schwule oder Lesben aussprechen zu müssen oder aktiv zu unterstützen. Man kann hier aus guten Gründen auch anderer Meinung sein: Es mag sein, daß eingetragene Partner einander zu Fürsorge und Unterstützung verpflichtet seien.
Aber das Ehegattensplitting hatte auch die Intention, daß die Einverdiener-Ehe deswegen begünstigt wird, damit sich einer der Ehepartner um die Erziehung der Kinder kümmern kann. Wenn der „Aufwand für die Kindererziehung“ nun vom Bundesverfassungsgericht zur finanziellen Nebensache erklärt wird, dann sollte man Homosexuelle nicht begünstigen, sondern das Ehegattensplitting und die Familienzuschläge für Beamte komplett streichen.
Ein Kind braucht einen Vater und eine Mutter
Bei der Erziehung von Kindern stimme ich dem schwulen Designer Harald Glööckler zu, der erklärte: „Ich stehe zu meinen konservativen Ansichten: Ich finde es falsch, wenn zwei Männer oder zwei Frauen Kinder adoptieren. Ein Kind braucht einen Vater und eine Mutter, es braucht beide Pole in seinem Leben, deshalb werde ich niemals Kinder adoptieren.“
Über all diese Positionen und Meinungen kann man sachlich diskutieren. Ohne Boykottaufrufe. Ohne Verteufelungen. Ohne sofort zu rufen: „Homophobie!“ Seid hetero oder homo, es ist egal – aber nervt nicht pausenlos alle Anderen mit Eurer Opferrolle. Als Schwuler muß man nicht in die Rolle des Daffyd Thomas der Serie „Little Britain“ schlüpfen, der der rigorosen Überzeugung ist, er werde von allen und jedem aufgrund seiner sexuellen Orientierung verachtet. Dies ist nicht der Fall.
Der Moderator der Radioshow, in der die Aussage zur Ehe von Dan Cathy getroffen wurde, sagte, daß sich wahre Toleranz darin zeige, daß man Meinungen akzeptiert und respektiert, die sich von der eigenen unterscheiden. Leider gehe der Trend jedoch dazu: „Entweder du stimmst mit mir überein, oder Du hältst den Mund.“
Zehntausende bestellten Hähnchen-Menü aus Solidarität
Das Unternehmen Chick-fil-A hatte beschwichtigend eine Erklärung abgegeben, daß es „jeden Menschen mit Ehre, Würde und Respekt behandeln wird – ungeachtet seines Glaubens, seiner Herkunft, seiner sexuellen Orientierung oder seines Geschlechts.“ Die Schnellrestaurantkette wolle die Debatte über die Homo-Ehe der Regierung und der Politik überlassen.
Am 1. August kam es zu Solidaritätsbekundungen gegenüber Chick-fil-A. Der Tag wurde zum „Tag der Dankbarkeit“ erklärt und zehntausende Amerikaner, darunter zahlreiche konservative Politiker, stürmten die Filialen, standen stundenlang an und bestellten sich Hähnchen-Menüs der Restaurantkette. Es waren Solidaritätsbesuche, um ein Zeichen für Meinungsfreiheit zu setzen und um Zustimmung zu den Werten des Firmen-Inhabers zu signalisieren.