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Abschied von der Linkspartei

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Alle nach dem Göttinger Parteitag erfolgten Analysen, selbst die parteiinternen, gehen von einem semantischen Trugschluß aus, indem angenommen wird, die „Linken“ hätten den „Reformflügel“ geschlagen. Was ist „links“ an Oskar Lafontaine, einem SPD-Renegaten, der über Jahrzehnte klassisch sozialdemokratisch regierte, indem er den Strukturwandel an der Saar mit einer katastrophalen Haushaltslage zu kompensieren versuchte? In nationale Verantwortung gelangt, warf er 1999 hin, sechs Jahre später trat er indigniert aus der SPD aus und hat allein aus verletzter Eitelkeit alle möglichen privaten Rechnungen gegenüber einstigen Weggefährten offen.

Diese zu begleichen wurde sein politischer Lebensinhalt. Deshalb sein Wechsel zur Linken, die ihn seitdem hofierte und eine Kulisse bot, nach der es ihn narzißtisch stets verlangte. Neuerdings liiert mit einer Möchtegern-Luxemburg, wurde er vollends zur Karikatur, und die Linke sein Vehikel. Und was ist links am schwäbischen Ver.di-Gewerkschaftler Riexinger, einem Bankkaufmann, der ein Jahrzehnt freigestellter Betriebsrat der Leonberger Bausparkasse war?

Die blassen Figuren einer emotionslinken Bionade-Bourgeoisie

Verändert hat sich in der Linken seit ihrem Schicksalsparteitag vor allem eines: Ab jetzt wedelt der Schwanz mit dem Hund. Gab es je eine echte Linke? Es gab die PDS, eine Partei der ostdeutschen Wendeverlierer, immerhin eine Truppe mit genauer Identität und fester Klientel. Nachdem sie sich in den neuen Bundesländern etabliert hatte, wurde sie dort „regierungsfähig“ und saß, solcherart erstarkt, der fatalen Illusion auf, in den Westen expandieren zu können, indem sie sich mit den Anti-Schröder-Protestlern der WASG verbündete, einem Sammelbecken von Gewerkschaftlern und politneurotischen Alt-Linken aus der Alt-Bundesrepublik, die innerhalb der SPD keinen Platz mehr fanden. Vergleichsweise eine Minorität im linken Lager, die nun allerdings innerhalb der Partei „Die Linke“ nach einem Husarenstreich voller Häme die Schlüsselfunktionen besetzt und so vollends konterkariert, was die PDS einst war.

Man mag von Gregor Gysi und Dietmar Bartsch politisch halten, was man will, aber diese beiden Persönlichkeiten standen für eine Übergangspartei, die nun verlor gegenüber einer Befindlichkeits-, Gefühls- und Pseudolinken des satten Westens, die es wohl schick fand, als „links“ zu gelten, dies aber nur aus der kleinbürgerlichen Gewißheit ihrer Saturiertheit heraus. „Gekämpft“ wurde mit Menschenketten, Mahnwachen von Kerzenhaltern und Latschdemos gegen Aufrüstung und Atomkraft, während sich die Gewerkschaftler im Kampf um ein paar Lohnprozente schon seit Jahrzehnten auf die Trillerpfeife aus rotem Plastik reduzieren – das Symbol ihrer politischen Legasthenie. Diese blassen Figuren einer emotionslinken Bionade-Bourgeoisie dominieren jetzt eine Partei mit, historisch gesehen, allzu großem Namen. Und gelten dabei sogar noch als „die Radikalen“ – etwas, was sie schon immer sein wollten, in ihrer Kleinkariertheit aber nie vermochten. Sollte es einem um den Verlust des selbstgefällten politischen Gegners nicht gar ein wenig leid tun?

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