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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Das Guttenberg-Prinzip

Das Guttenberg-Prinzip

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Mir müsste mal erklärt werden, weshalb eine Figur wie der derzeitige Verteidigungsminister Guttenberg auf Seiten der Konservativen und Rechten Beifall genießt. Für mich verkörpert er in persona das Prinzip bundesdeutscher Leitkultur, daß Selbstpräsentation und Eigennutz stets Priorität gegenüber der Handlungskompetenz in Krisen- und Problemfällen genießen.

Weshalb gehen Konservative einer wie eine Karikatur daherkommenden Personifikation des derzeitigen politischen Stils auf den Leim, bloß weil die Frisur immer sitzt und der deutsche Satzbau stimmt. Habitus ist noch lange nicht Kompetenz, Syntax noch keine politisch substantielle Rhetorik, ein Zufallsaufstieg noch kein echter Verdienst.

Dem Konservatismus ist an Verbindlichkeit, Haltung und festen Werten gelegen. Wie kann man da einem hinterherlaufen, der spätestens nach der Kunduz-Affäre seine Wendungen und Pirouetten wie ein Operettenheld vollzieht und der nicht ein einziges Mal bereit war, seinen Teil oberster Verantwortungsträgerschaft kritisch wahrzunehmen?

Weil er zu Lasten seines Mitarbeiterstabes das Prinzip Narzissmus zeitgeistkonform beherrscht, werden wir Guttenberg als Bundeskanzler zu erwarten bzw. zu befürchten haben. Das wäre nach allem, was ich erkennen kann, eine ganz fatale Wahl! Dieser Newcomer im aristokratischen Wichs ist kein konservativer Politiker. Im Gegenteil. Er ist nicht mehr als die Reklame seiner selbst.

Die öffentliche Wahrnehmung scheint bereits vergessen zu haben, daß der Praktikant im Ministerrang im Zuge der Kunduz-Ereignisse um Oberst Klein den bis dato loyalen und hochkompetenten Generalinspekteur der Bundeswehr Wolfgang Schneiderhan und den verlässlichen Staatsekretär Peter Wichert aus sehr zweifelhaften Gründen geschaßt hat.

Guttenberg ist unerfahren

Wenn der redliche General Schneiderhan sich hinsichtlich des damals vermeintlich falschen Briefings soweit aus dem Fenster lehnte, seinen Minister offenbar reinen Gewissens der Lüge zu bezichtigen, ist dies zwar kein Beweis gegen Guttenberg, dürfte aber wohl mit Blick auf die Ethik eines deutschen Offiziers ein schwergewichtiger und genau zu prüfender Vorwurf sein. Im Gegensatz zu Guttenberg verstanden sich Schneiderhan und Wichert nicht als Turbokarrieristen, sondern stiegen mit meßbaren Verdiensten und dank wertvoller Erfahrungen auf.

Beides fehlt ihrem Minister bis heute. Er ist unerfahren und hat einen schnell entscheidenden General zunächst so reflexartig gestützt, wie er seine ministerialen Beamten überhastet feuerte, um sich selbst aus der Schußlinie wegzuducken.

Bestimmt ist es Guttenberg sogar von der Mehrheit des TV-Volks auf den Sofas der Republik als Sympathiebonus angerechnet worden, gemeinsam mit dem faden Johannes B. Kerner für Sat.1 eine süßliche Talk-Show im Kriegsgebiet abzuziehen, die in ihrer Art und Weise mit allem bricht, was je politische Kultur war, und die zudem wohl noch mit Steuermitteln finanziert wurde.

Ein Kapitän auf der Brücke ist auch Guttenberg nicht

Es mag nachvollziehbar sein, daß nach dem tragischen Todesfall einer jungen Kadettin auf der „Gorch Fock“ und der verständlicherweise daraus an Bord resultierenden Betroffenheit der verdiente Kommandant Norbert Schatz kurzerhand abgesetzt und durch seinen eigenen Vorgänger Brühn ersetzt wurde; aber es gehört ansonsten in jeder Firma und Behörde zum guten Stil, daß man erst mal mit dem in Verdacht stehenden verdienstvollen Mann spricht und ihn umfassend hört, bevor man ihm per Fernschreiben die Legitimation entzieht.

Weshalb ein solches Verfahren sogleich den Beifall des Wehrbeauftragten Königshaus und des Chefs des Bundeswehrverbandes Kirsch findet, weiß ich nicht. Es dürfte damit zu tun haben, daß sich die Welt vom Schreibtisch aus anders darstellt als von der Brücke des Kapitäns.

Ein Kapitän auf der Brücke ist auch Guttenberg nicht: Morgens noch verbittet er sich mit der ihm eigenen Theatralik Vorverurteilungen des Gorch-Fock-Kommandanten, abends aber nimmt er ihm in gleicher Dramatik die Befehlsgewalt. Und das gilt manchem Zuschauer dann als Entschlossenheit, vor allem natürlich dem Jungminister selbst.

„Kommunikations- oder Vermittlungsproblem“

Da wird von konservativer Seite her vermutlich gleich wieder von „Kante zeigen“ die Rede sein, weil man es klasse findet, wie so ein Grundwehrdienstler aus dem Gebirgsjägerbataillon 233 im Rang eines Stabsunteroffiziers der Reserve vom Ministersessel aus als Jurist ohne zweites Staatsexamen doch zu befehlen und zu entscheiden versteht. Nein, es handelt sich hier gerade nicht um  Führungsstärke, sondern um lavierende Inkonsequenz zum eigenen Vorteil.

Man erkläre mir: Was ist denn nun besser geworden als unter dem unglücklichen Franz Josef Jung? Guttenberg selbst will jetzt den Informationsfluß in seinem Hause umkrempeln. Aha! Auch das ist Leitlinie bundesdeutscher Politik: Sitzt man in der Klemme oder hat man einfach Mist gebaut und Dreck am Stecken, dann gibt es dafür eine „Sprachreglung“: Man hat dann nämlich nur ein „Kommunikations- oder Vermittlungsproblem“, mehr nicht.

Und man darf, ja man muß sakrosankt auf dem Posten bleiben, weil man da nun mal schon sitzt und nach eigenem Ermessen hingehört. Daß man vom eigenen Parteiklüngel irgendwo hingesetzt wurde, ist nach Selbstverständnis der Republik nämlich hinreichender Indikator für Verdienst und nicht etwa, mit welchen gemutmaßten Meriten man dorthin kam.

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