„Wenn ich es mit neuen Eltern zu tun bekam, war einer meiner ersten Sätze: Trauen Sie keinem Pfarrer!“ So äußerte sich am Freitag der Jesuitenpater Friedhelm Mennekes in der Frankfurter Rundschau.
Vor dem Hintergrund der kürzlich bekannt gewordenen Mißbrauchsfälle an Jesuiteninternaten hat der 69 Jahre alte emeritierte Professor für Pastoraltheologie, der in einer Frankfurter Vorortpfarrei auch als Pfarrer wirkte, dem als kirchenfeindlich bekannten Blatt ein Interview gegeben.
Die von linkskatholischer Seite gewohnten Forderungen nach Aufhebung des Zölibats und nach Einführung des Frauenpriestertums werden auch von Mennekes erhoben. Die Kirche sei auf die Sexualmoral fixiert und die zölibatäre Lebensform des Priesters sei die Ursache für den sexuellen Mißbrauch durch katholische Geistliche.
In welcher Welt lebt eigentlich Pater Mennekes? Während die nackte Haut und der Themenbereich Sexualität in den Medien allgegenwärtig sind, wird in den meisten Kirchen die Sexualmoral in der Predigt ganzjährig gemieden, um nirgendwo anzuecken. Wenn sich kirchliche Vertreter tatsächlich zu diesem Thema äußern, dann wegen der Interviewer, für die Themen unterhalb der Gürtellinie meist besonders interessant sind. Die Gleichsetzung von Kirche und Sexualmoral geschieht meist eben dort.
Der Zölibat ist heute besonders notwendig
Daß Fälle von sexuellem Missbrauch durch Geistliche vorkommen, ist leider wahr. Falsch ist es jedoch, hierfür den Zölibat verantwortlich zu machen und alle Pfarrer unter Generalverdacht zu stellen. Die meisten Missbrauchsfälle geschehen immer noch durch Familienangehörige. Der Zölibat ist gerade heute besonders notwendig, da er der Hypersexualisierung unserer Gesellschaft entgegensteht und auf andere – nämlich geistige – Lebensziele verweist.
In besagtem Interview kritisiert Friedhelm Mennekes das „System Kirche“, das „eine reife erotische Persönlichkeit verhindert“. Dem Papst wirft er vor, dieser „hetzt gegen die Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften“. Es scheint, als ob für Mennekes das Ausleben jeder sexuellen Phantasie mit Glück gleichgesetzt wird. Wer ist hier eigentlich „fixiert“?
Die Sexualität ist ein hohes Gut, das dem Menschen geschenkt ist, das aber auch mit einer großen Verantwortung verbunden ist. Wo der Mensch sich nur noch von Begierden und Trieben steuern läßt, verliert er seine Würde und wird unfähig für eine liebende zwischenmenschliche Beziehung. Das gilt für den Jugendlichen ebenso wie für den Verheirateten oder den zölibatär Lebenden.
Sexualität als Quelle der Liebe und der Freude
Ausgehend von der heiligen Schrift haben gerade die letzten Päpste gezeigt, wie die Sexualität zur Quelle der Liebe und der Freude werden kann. Dadurch haben sie der ideologischen Verführung durch den Zeitgeist eine Alternative gegenübergestellt. Doch Applaus erhält heute nur derjenige, der den Papst kritisiert, nicht, wer Kritik am Zeitgeist übt.
Daß die Papstkritik in vorliegendem Fall von einem Jesuiten kommt, mag verwundern, da doch der Jesuitenorden neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam noch die Papsttreue als viertes Gelübde kennt. Auf dieses Gelübde angesprochen, meinte Pater Mennekes einmal, er sei dem künftigen Papst gehorsam, da dieser den Zölibat sicherlich abschaffen werde.
Ich ziehe daher folgende Konsequenz: Den Ratschlag von Pater Mennekes, keinem Pfarrer zu trauen, befolge ich zunächst einmal in Bezug auf seine eigenen Aussagen.