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Haftjahrzehnte

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Derzeit ist es kaum möglich, Michail Chodorkowski zu entkommen. Auf allen Kanälen und in fast allen Gazetten wird das neue Urteil gegen ihn auf der Titelseite abgehandelt: vierzehn Jahre Gesamthaft. Dabei mutiert der frühere russische Multimilillardär und Oligarch, der sein Vermögen in den Wirren der auseinanderfallenden Sowjetunion gemacht hat, begonnen mit der Gründung einer Bank als erste Amtshandlung nach dem Studienabschluß, in der Berichterstattung deutscher Medien zusehends zum demokratischen Dissidenten.

Mit welchen Methoden und mit wessen Unterstützung die verschiedenen Oligarchen damals ihren Reichtum tatsächlich anhäuften, gehört wohl zu den Dingen, die man am besten gar nicht so genau wissen will. Daß der jetzige Prozeß einen politischen Hintergrund hat, ist offenkundig; ob er deshalb juristisch so ganz haltlos ist, wie er derzeit in Deutschland dargestellt wird, darüber kann von hier aus kein Urteil abgegeben werden.

Das Schicksal von Friedrich von der Trenck

Es gab jedenfalls immer die verschiedensten Gründe, warum einzelne Personen in einen erkennbar politischen Konflikt mit der Staatsjustiz kamen, manchmal mit Prozeß, manchmal ohne. Gelegentlich blieben die Gründe auch im nachhinein unklar. Angesichts der verkündeten Haftdauer Chodorkowskis kam hier spontan der Fall Friedrich von der Trenck in den Sinn, früherer Ordonnanzoffizier Friedrichs des Großen, aus nicht ganz eindeutig ermittelbaren Gründen in Ungnade gefallen, inhaftiert, mehrfach geflohen und schließlich ohne Prozeß für lange Jahre mit Ketten an den Stein geschmiedet.

In der deutschen Geschichte ist das ein sehr ungewöhnlicher Fall, der auch schon viel Stoff für literarische Bearbeitung und Verfilmung geliefert hat. Ungewöhnlich auch das weitere Schicksal Trencks, der schließlich doch in die Freiheit entlassen wurde, nach Frankreich ging und dort auf der Guillotine endete. Eine allgemeingültige Moral der Geschichte ergibt sich auch daraus nicht, so wenig wie aus dem Fall Chodorkowski. 

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