Bei rund 6500 Katholiken habe ich im Jahr mehr als 100 Beerdigungen. Wie die Exequien gefeiert werden, ist daher von großer Bedeutung, vor allem da sich bei solchen Anlässen – zumindest im dörflichen und kleinstädtischen Milieu – viele Menschen in der Kirche einfinden, die sonst nicht kommen.
Seit Beginn des neuen Kirchenjahres ist nun in der katholischen Kirche ein neues liturgisches Buch (Rituale) für die kirchliche Bestattung in Kraft getreten. Positiv fällt auf, daß der Begriff der Seele wieder auftaucht, der im Vorgänger-Buch fehlte, was der irrtümlichen Auffassung einer Auferstehung im Tode Vorschub leistete. Nach christlichem Glauben muß aber die vom Leib getrennte Seele bis zum jüngsten Tag warten, um mit dem Auferstehungsleib wieder vereinigt zu werden.
Grundsätzlich trägt das Buch der Tatsache Rechnung, daß es heute unterschiedliche Formen von Beerdigungen gibt. Es geht auf viele Spezialfälle ein, erfreulicherweise auch auf die Totgeburt, womit die christliche Auffassung unterstrichen wird, daß auch dem ungeborenen Kind personale Würde zukommt. Da die Zahl der Urnenbeisetzungen stark zunimmt und in städtischen Gebieten sogar die der Erdbestattungen übersteigt, ist auch hierfür ein eigenes Kapitel vorhanden.
Bestattung durch Laien befördert Verweltlichung der Kirche
Wer jedoch das Bestattungsrituale etwas genauer liest, dem fällt auf, daß fast durchgängig vom „Leiter der Feier“ die Rede ist. Zwischen den Zeilen wird damit auch der beauftragte Laie für einen Dienst legitimiert, der bisher dem geweihten Priester oder Diakon vorbehalten war. Die kirchliche Bestattung durch Laien verdunkelt aber nicht nur das kirchliche Amtsverständnis, sondern leistet in der Praxis auch einer Verweltlichung der Kirche Vorschub, die nach rein irdischen Maßstäben Menschen in unterschiedliche Klassen einteilt.
Man darf annehmen, daß bei angesehenen Personen des öffentlichen Lebens nach wie vor der Priester die Feier hält; für den Normalbürger scheint ein Laie zu genügen.
Wird hier die Beerdigung zweiter Klasse wieder eingeführt? Immerhin kommt doch allen Menschen die gleiche Würde zu. Vor dem Angesicht Gottes zählt allein der in Werken bezeugte Glaube, nicht aber die gesellschaftliche Stellung.
Widerspruch in sich
Völlig kurios mutet nun der Anhang an. Für Menschen, denen wegen Kirchenaustritt oder aus sonstigem Grund, eine kirchliche Bestattung verwehrt werden muß, wird ein Ritus angeboten, bei dem der Priester oder Diakon mitwirkt, aber sein Amt hierbei nicht ausüben darf. Also eine nichtliturgische Liturgie – ein Widerspruch in sich!
Während das ganze Buch im gesamten deutschen Sprachraum Gültigkeit hat, ist dieser Anhang nicht zugelassen für das Erzbistum Vaduz (Liechtenstein). Der konservative Erzbischof Wolfgang Haas konnte eine solche Praxis offensichtlich nicht verantworten und hat sich mutig gegen den Rest des deutschsprachigen Episkopats gestellt.