Beim Auswärtsspiel der deutschen Nationalmannschaft in Ungarn wurde am Stadioneingang jeder Deutsche viermal kontrolliert: Zunächst mußte man die Eintrittskarte und den Personalausweis vorzeigen, danach folgte eine Leibesvisitation durch Ordner, dann nochmal eine Leibesvisitation durch ungarische Polizeikräfte; und kurz vor dem Sitzplatz hieß es noch einmal: Eintrittskarte vorweisen.
Auf der circa 400 Meter langen Strecke zum Gästeblock stand alle fünf bis zehn Meter links und rechts des Weges ein ungarischer Polizist in vollständiger schwarzer Schutzkleidung mit Knie- und Gelenkschützern, Sicherheitsstiefeln und Schutzhelm mit Visier; quasi eine „Allee aus Polizisten“.
Es wurde schnell klar, warum das so ist: Auch der „deutsche Mob“ (so die Selbstbezeichnung der deutschen Hooligans) war nach Budapest gereist. Zunächst dachte ich, ich hätte einen „Tinnitus im Auge“, denn ich sah nur Pfeifen: grobschlächtige Kerle in eindeutiger Szenekleidung, meist tätowiert, die vor Kraft kaum gehen konnten.
Gewaltbereite Fans in Budapest
Alle, die sich sonst in den Bundesligen auf die Fresse hauen und spinnefeind sind, waren in Budapest vereint und sind auch ins Stadion hineingekommen. Zunächst sah es im deutschen Fanblock aus, als hätten mehrere deutsche Boxclubs einen Ausflug zur Nationalmannschaft gemacht.
Etwa 150 bis 200 gewaltbereite Fans waren ohne Karte nach Budapest gereist und haben – wohl vom ungarischen Verband – direkt vor Ort eine Eintrittskarte erhalten. Angeblich war für die Krawallmacher die Eintrittskarte vor Ort noch günstiger als für den Otto-Normal-Fan, der beim Deutschen Fußballbund (DFB) die Eintrittskarte bestellt hatte.
Schon am Nachmittag versuchten sich die „Herren Hooligans“ an abgesprochenen Orten zu treffen – mangelnde Planung und fehlende Ortskenntnisse verhinderten wohl ein frühzeitiges Zusammentreffen. Im nachhinein war es dann auch nicht verwunderlich, daß die ungarische Polizei, wie berichtet wurde, den deutschen Fanblock rund 20 Minuten vor Spielbeginn vor ungarischen Hooligans schützen mußte, die zu ihren schlagkräftigen Kollegen aus Deutschland wollten.
Polizeieinsatz in der Innenstadt
Nachdem das dritte Tor für die deutsche Nationalmannschaft gefallen war und das fußballerische Kräfteverhältnis klar war, standen etwa 150 deutsche Hooligans auf, um gemeinsam das Stadion zu verlassen: Man hatte wohl noch Termine für die „dritte Halbzeit“.
Gebremst wurden sie wiederum von der ungarischen Polizei, die niemanden vorzeitig aus dem Stadion ließ und auch nach dem Spiel darauf achtete, den deutschen Fanblock zusammen und geschlossen zum Ausgang „zu begleiten“.
In den deutschen Medien konnte man nicht lesen, daß es zu Ausschreitungen in der ungarischen Hauptstadt gekommen ist – deswegen vermuten wir mal zugunsten der ungarischen Sicherheitsbehörden, daß diese eine Auseinandersetzung der Hooligans durch großen Polizeieinsatz in der Innenstadt verhindern konnte.
Ich persönlich sehe im Stadion lieber Familien, bei denen sich die Töchter schwarz-rot-goldene Herzchen auf die Wange malen und nach dem Spiel ausrasten, wenn Lukas Podolski seine Hose auszieht und in die Menge wirft. Mir sind Menschen suspekt, die sich Runen oder ein „Eisernes Kreuz“ auf den kompletten Oberkörper tätowieren lassen und „Zick, zack, Zigeunerpack“ während der ungarischen Nationalhymne rufen, obwohl sie doch vermeintlich Stolz und Ehre für sich beanspruchen.
Ob diese Hooligans sich nach dem Spiel von den Ungarn zusammenschlagen lassen, ist eine andere Sache. In einem Fußballstadion sollten sie nichts zu suchen haben.