Das Internet ist toll, weil die Kommunikation so direkt ist. Freilich kommt’s zu Mißverständnissen, aber beim völligen Fehlen von Mimik, Stimmlage und Augenzwinkern ist das verständlich. Letzten Freitag mußte ich in diesem Zusammenhang über einen Kommentar schmunzeln:
„Böcker, kommen Sie zur Vernunft und verplempern Sie Ihr Leben nicht im neurechten Death Valley der Ironie-Resistenz, kehren Sie zurück in die politische Mitte, werden Sie liberal.“
Etwa zeitgleich bekam ich eine E-Mail von einem alten Freund, es ging um mein schreibendes Wirken in „rechten Gefilden“. Da habe ich nicht geschmunzelt. Unter anderem hieß es:
„Muß ich mir um deine politische Gesinnung Sorgen machen?“
Ja, mußt du. Und – zum Teufel! – was soll ich denn in der politischen Mitte? Ist das nicht der Ort, an dem man aufpassen muß, mit wem man spricht? Wo man schief angesehen wird, wenn man eine gewisse Denkrichtung nicht mit der handelsüblichen Abscheu behandelt?
Akademischer Schnickschnack
Wenn man sich als Deutscher die Liebe zum Vaterland erlaubt, dann kann man einfach nicht dort schreiben, wo man „Liebe zum Vaterland“ verklausulieren muß. Dann kann man nicht dort schreiben, wo ein Bekenntnis zur eigenen Herkunft mit Argwohn betrachtet wird. Wie viele ernstzunehmende Zeitungen gibt es, in denen das geht?
Es gibt Bücher, die auf Hunderten von Seiten definieren, was liberal, was sozial, was konservativ ist. Meinetwegen auch den Unterschied zwischen links und rechts. Und all das hat wieder so viele Facetten, daß es nur so kracht. Mir fehlt einfach die intellektuelle Kapazität, die Details zu erfassen, geschweige denn, mich selbst zu verorten. Ist doch alles akademischer Schnickschnack.
Die Kategorisierung ist nämlich viel einfacher: Es gibt die Sphäre, in der man sich von „Rechts“ distanzieren muß, und es gibt die Sphäre, in der es unnötig ist, formulierungstechnisch rumzueiern. Da ist es dann irrelevant, welcher der drei großen politischen Strömungen man angehört. Denn, das wird in Deutschland allzu leicht vergessen, man muß gar nicht rechts oder konservativ sein, um Nationalstolz zu empfinden. Kann man aber.