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Für ein freies Deutschland

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Der mecklenburgische SPD-Landtagsabgeordnete Brodkorb diskutiert neuerdings auf seinem rührigen Internetforum ‚Endstation Rechts‘, ob in der JUNGEN FREIHEIT die Wehrmacht verherrlicht wird und ob darin ein Widerspruch zur gleichzeitigen Wertschätzung Stauffenbergs und seiner Mitstreiter als „Helden” zu sehen ist.

Brodkorb selbst scheint nicht dieser Ansicht zu sein, wohl aber Buchautor Stefan Kubon, der über solche Fragen mit Blick auf die JF gar promoviert hat.

Man mag diese ganze Fragestellung für verquer halten. Sie sucht glatte Antworten auf Basis glatt unzutreffender Prämissen wie etwa der, die Wehrmacht habe einen Angriffskrieg geführt und der Rest der Welt sich nur verteidigt. Demnach steht jeder, der nicht aus der Wehrmacht desertiert ist, mindestens am Rande des Verbrechens, also auch Stauffenberg.

Über dessen Motive berichtet nicht nur die JF durchgängig und oft. Dabei spielen die Begriffe „Heiliges Deutschland” oder „Geheimes Deutschland” eine große Rolle, in deren Namen Stauffenberg möglicherwiese gehandelt hat. Eines von beiden soll er vor seinem Tod in einem Ausruf beschworen haben, über die Frage, welches, gibt es unterschiedliche Aussagen. Es gibt jedoch noch eine dritte Variante dessen, was Stauffenberg gerufen haben soll.

Stauffenberg wollte politische Macht übernehmen und Deutschland prägen

Sie findet sich in den Erinnerungen von Friedrich Berber. Der Professor für Völkerrecht arbeitete als völkerrechtlicher Gutachter unter anderem für das deutsche Außenministerium. Er unterhielt als Mitglied einer Quäkerverbindung seit den frühen dreißiger Jahren bis in den Krieg hinein aber auch Kontakte nach England, wo er zusammen mit anderen humanitäre Unterstützung für Personen organisierte, die vom NS-Regime verfolgt wurden. Berber nun gibt an, ein Gespräch mit dem Leiter von Stauffenbergs Exekutionskommando mit angehört zu haben:

„Wie er uns so gegenüberstand, rief er laut: Ich sterbe für ein freies Deutschland!, Da gab ich das Kommando: Gebt Feuer! Da lag er mit einem Mal ganz still, da hat er nichts mehr gerufen!”

Es mag tatsächlich sein, daß Stauffenberg angesichts des Todes ein „freies Deutschland” als sein Ziel ausgerufen hat. Im Gegensatz zu den eher versonnen-innerlichen Konzepten des geheimen oder heiligen Deutschland zielte er schließlich als Attentäter auf den Diktator zugleich mitten in die politische Realität des Jahres 1944 hinein. Er wollte politische Macht übernehmen und Deutschland prägen.

Stauffenberg ist kein eindimensionaler Held

Dies bedeutete für ihn zweifellos, daß Deutschland frei sein sollte, frei nicht nur von den diktatorischen Verhältnissen des Jahres 1944, sondern auch von der Okkupationslust der Kriegsgegner. Letzteres würde sich wohl im Erfolgsfall des Attentats als Illusion herausgestellt haben, aber es bleibt als Absicht festzuhalten.

Wahrscheinlich war Stauffenberg daher kein versonnener und eindimensionaler Held, dem es nur um die moralische Reinigung ging. Sein Attentat auf Hitler beinhaltete auch den geplanten Tod soldatischer Kameraden. Es stellte in einer außenpolitisch existentiell gefährlichen Situation zudem „Hochverrat” dar, wie Stauffenberg selbst einmal im spöttischen Tonfall kommentierte.

Doch war er der Meinung, dies müsse getan werden. So hat die deutsche Geschichtspolitik heute etwas vergessen, nicht nur diejenige sozialdemokratischer Prägung. „Held” kann jemand sein, der sich in einem Geschehen aufrecht behauptet, aus dem es keinen Ausweg und in dem es kein moralisch einwandfreies Handeln gibt. Vielleicht ist dies sogar der typische moderne Held, insbesondere in Kriegszeiten. Und sicher gibt es keinen Grund, den deutschen Streitkräften des Zweiten Weltkriegs diese Form des Heldentums abzusprechen.

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