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Marc Jongen, ESN Fraktion

Die Bahn spricht Deutsch

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Wunder gibt es immer wieder. „Warszawa“ heißt wieder Warschau, „Praha“ wieder Prag. Die Deutsche Bahn besinnt sich wieder auf eine verständliche deutsche Sprache. Die Deutsche Bahn besinnt sich wieder auf eine verständliche deutsche Sprache. (Damit Sie nicht wieder zurückgehen müssen, weil Sie sich verwundern und glauben, den Satz zweimal lesen zu müssen, habe ich ihn für Sie freundlicherweise gleich noch einmal hingeschrieben. Ich hoffe, Sie erreichen damit nicht verspätet Ihr Leseziel.)
 
Daß sich die Bahn um verständliches Deutsch bemühe, sei jedenfalls der neuesten Ausgabe der Mitarbeiterzeitschrift DB Welt zu entnehmen, berichtete dpa am 4. Juni. Eine neue Richtlinie zielt auf eine klarere Ansprache der Kunden. Zunächst soll sie an 4.000 größeren Bahnhöfen gelten. Es wäre zu schön, um wahr zu sein. Keinen „Service Point“ mehr, sondern eine Auskunft, keinen „Counter“ mehr, sondern einen Schalter, keine „Tickets“ mehr, sondern Fahrkarten, keinen „Codeshare Service“ mehr sondern, naja, keine Ahnung, was das bedeuten soll. Das ist eben „Bahndeutsch“.
 
Aber halt, genug geträumt, so weit sind wir noch nicht. Es geht vorerst nur um die Lautsprecherdurchsagen. Das ist immerhin ein erster Schritt. Die Durchsagen sind ein nicht wegzudenkender Bestandteil im Leben eines Bahnreisenden. Sie bieten oftmals den einzigen Zeitvertreib auf dem Bahnsteig. Und der Denkansatz ist gut: Wenn die Züge schon nicht pünktlich kommen, soll man sich wenigstens nicht mehr zusätzlich über das Dummdeutsch der Durchsagen ärgern müssen.

„Wir bitten um Entschuldigung“

Also keine Züge mehr, die „in der Ankunft später eintreffen“, sondern die später ankommen. Die Nichtbegründung „Verzögerungen im Betriebsablauf“ für Verspätungen soll weitgehend entfallen. Statt „Wir bitten um Ihr Verständnis“ soll es nun ganz höflich heißen: „Wir bitten um Entschuldigung“.
 
Ob es allerdings verständlicher ist, wenn in Zukunft von „RE“ statt von Regionalexpreß die Rede ist, darf bezweifelt werden. Und solange der „Service Point“ nicht ausgedient hat, können wir nicht zufrieden sein. Englische Beschriftungen sollten wenigstens so gewählt sein, daß sie von Englischsprachigen verstanden werden.

Und man munkelt, daß es noch eine zahlenmäßig bedeutende Zielgruppe geben soll, die die Deutsche Bahn bisher übersehen hat: Bahnreisende, die am liebsten Deutsch sprechen. Also ganz schnell auf die Schilder auch die deutsche Bezeichnung malen!
 
P.S.
Diese Kolumne endet hier. Sie entstand ohne die Unterstützung der Deutschen Bahn. Der Beitrag ist keine verdeckte Öffentlichkeitsarbeit. Ende der Durchsage.

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