Mit welchem Aufbruchsgeist die Frankfurter Buchmesse nach dem Krieg gestartet war. In der Frankfurter Paulskirche, Parlament der ersten gesamtdeutschen Nationalversammlung von 1848, formulierte SPD-Oberbürgermeister Walter Kolb den Auftrag der Messe in seiner Eröffnungsrede am 18. Februar 1949: „Von Frankfurt soll ein neues geistiges Deutschland ausgehen – frei von Zensur, frei vom Mißbrauch der Idee.“
Wie wenig von diesem Geist übriggeblieben ist. Diese Zeitung war kontinuierlich seit 1991 mit einem Stand auf den Buchmessen in Frankfurt am Main vertreten – bis 2023. Wir sind Zeugen der schrittweisen Veränderungen. Konservative, rechte Verlage waren immer seltene Kuriosität – an einer Hand abzuzählen. Tätliche Angriffe von Linksextremisten, verbale Attacken gab es wiederholt. Die Messeleitung verhielt sich jedoch lange neutral.
Das Klima änderte sich in den vergangenen zehn Jahren. Die Grenzöffnung von 2015 und eine verschärfte Migrationsdebatte, der Aufstieg der AfD und als Gegenbewegung ein immer fanatischerer „Kampf gegen Rechts“ schlugen sich auch auf der Buchmesse nieder. 2017 war eine Zäsur: Hier positionierten sich der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Messeleitung erstmals demonstrativ gegen „rechte Verlage“ und meinten, „Zeichen setzen“ zu müssen.
Zensurfrei nach dem Seitenwechsel
Die Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen protestierte damals gegen die von der Messeleitung orchestrierten massiven Störaktionen gegen rechte Verlage mit einer „Charta 2017“. Zu einem Dialog kam es nicht. Messeverantwortliche wurden stattdessen von öffentlich-rechtlichen Medien und der Politik bestärkt – wodurch es in den Folgejahren immer absurder wurde. Ab 2018 bündelte die Messe rechte Aussteller in einer grotesken Sackgasse und steigerte die Schikanen.
Die Corona-Jahre erstickten den Messebetrieb. Viele kleinere Verlage wendeten sich aus wirtschaftlichen Gründen dauerhaft ab. Heute dominieren schrumpfende Ausstellungsflächen staatlich subventionierte NGOs, Behörden, zwangsfinanzierte Sender und eine politisch immer konformistischere Verlagslandschaft.
Susanne Dagen hat jetzt in Halle die alternative Buchmesse „Seitenwechsel“ ins Leben gerufen. Über 60 Aussteller präsentieren dort am 8./9. November einen Gegenentwurf zu politischer Eintönigkeit und intellektueller Diskursverweigerung aus Frankfurt. Die JUNGE FREIHEIT ist auch dabei. Es ist ein prächtiges Signal für Privatinitiative und Selbstermächtigung von Bürgern, die politische Bevormundung leid sind!