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Streiflicht: Die anderen Gesichter

Streiflicht: Die anderen Gesichter

Streiflicht: Die anderen Gesichter

Björn Höcke
Björn Höcke
Björn Höcke: Das Maß an Unfairneß ist ungeheuer Foto: dpa
Streiflicht
 

Die anderen Gesichter

Das Maß an Unfairneß gegenüber Menschen, die sich in der AfD engagieren wollen, ist ungeheur. Die nun bekanntgewordene Rede des Thüringer Landeschefs Björn Höcke gibt allerdings den Gegnern der Partei eine Steilvorlage, die AfD in der rechtsradikalen Ecke zu entsorgen. Ein Kommentar von JF-Chefredakteur Dieter Stein.
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Am Montag war ich eingeladen als Gastredner auf einer Veranstaltung der AfD in Berlin. Thema: Medienmanipulation. „Warum berichten viele Medien einseitig über uns?“ Das beschäftigt die Zuhörer. Wie kommt es, daß ein intelligenter FAZ-Redakteur wie Volker Zastrow die AfD als „völkische Bewegung“ tituliert und ihr eine „Gier nach Gewalt“ attestiert? Warum verschweigen die meisten Medien die Überfälle auf AfD-Politiker und Büros, daß die Partei fast keine Veranstaltungsorte mehr findet, die Bundestagsparteien zuletzt mit der kurzfristigen Änderung des Gesetzes zur Parteienfinanzierung die AfD finanziell erdrosseln wollen.

Das Maß an Unfairneß ist ungeheuer, dem Menschen insbesondere durch Medien begegnen, die sich in einer von der etablierten Politik abweichenden Partei wie der AfD engagieren wollen. Bei meinem Vortrag blickte ich neugierig ins Publikum und sah in die Gesichter. Es fielen mir einige auf, darunter zwei junge Frauen, die ich danach ansprach. Die eine würde mancher vielleicht durch Kleidung und Haarschnitt bei einer evangelischen Friedensgruppe verorten. Fröhlich hatte sie sich in der Versammlung vorgestellt, sagte, sie komme politisch aus der Mitte – eine rundum sympathische Frau! Die zweite, ihr Linguistikstudium gerade abschließend, adrett, politisch zuvor nicht aktiv gewesen, offenes Lächeln, erklärte, sie wolle sich insbesondere wegen der Asylkrise engagieren und sei deshalb zur AfD gestoßen.

Halbherzige Reaktionen

Die am vergangenen Freitag bekanntgewordene Rede des thüringischen AfD-Chefs Björn Höcke, in der er verquer biologistisch, rasseideologisch unterschiedliche Geburtenraten in Europa und Afrika erklärt, sind nun eine Steilvorlage, die AfD begründet in der rechtsradikalen Ecke zu entsorgen. Viele der anwesenden AfD-Mitglieder und Sympathisanten erlebte ich am Montag peinlich berührt und beschämt.

Für Höckes erneute, bewußt provokative Entgleisung muß die Parteiführung fast dankbar sein. Sie schafft den Anlaß, den Kurs der Partei deutlich zu klären. Will sich die AfD, die die einmalige Chance hat, sich als frische, moderne politische Alternative zu etablieren, von radikalen Sektierern Programmatik und Außenbild bestimmen lassen?

Auch bei den Grünen kam es in den achtziger Jahren zunächst zum Abbruch eines gemäßigten Flügels, später dann unter schweren Kämpfen zur Abtrennung eines linksextrem-fundamentalistischen Flügels. Es kam sogar zum Ausschluß von Landesverbänden. Ähnliches steht der AfD noch bevor. Die Reaktion des Bundesvorstandes von Sonntag war halbherzig. Die AfD könnte mit einem Befreiungsschlag nur gewinnen. Wichtig ist, daß endlich das andere, sympathische Gesicht zum Vorschein kommt. Wir werden uns in der nächsten Zeit in einer Serie einmal Mitgliedern widmen, die mehr Beachtung für ihr Engagement verdient haben.

Björn Höcke: Das Maß an Unfairneß ist ungeheuer Foto: dpa
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