Deutschland liegt im Auge eines Taifuns. Im Zentrum dieser großen Tropenstürme herrscht gespenstische Windstille, während im weiteren Radius bereits der vernichtende Orkan wütet. Der Taifun der Euro-Krise läßt rund um Deutschland Regierungen wanken, die von der Wut der Bürger über irrwitzige Sparprogramme und galoppierende Arbeitslosenzahlen weggefegt werden.
In Deutschland bleiben die sich am Horizont auftürmenden Gefahren des Euro-Debakels für den Normalbürger abstrakt und erschließen sich nur Experten. Noch sind die Arbeitslosenzahlen auf einem historischen Tief, boomt das Baugewerbe und sind die Bücher der Exportwirtschaft gefüllt. Noch.
Goldpreis als Barometer des Vertrauens in die Währungen
Es gibt ein Barometer, das den Verfall des Vertrauens in die Währungen gnadenlos anzeigt: den Preis des Goldes. Seit dem Jahr 2000 hat sich der Kurs des Edelmetalls mehr als vervierfacht. Mit der Aufgabe der Goldbindung des Dollars und der Aufkündigung des Bretton-Woods-Systems im Jahr 1973 wurde der Startschuß zu einer märchenhaften Papiergeldvermehrung gegeben, die Geburtsstunde für jene mit virtuell geschaffenem Geld aufgepumpten „Blasen“, die im Zuge der Weltfinanzkrise zu platzen begannen.
Trotz der Aufgabe der Goldbindung halten alle Nationalbanken der Welt große Goldvorräte vor, um noch einen Rest realen Gegenwerts für ihre Währungen zu erhalten. Die Deutsche Bundesbank verfügt nach eigenen Angaben immerhin über einen Goldbestand von 3.400 Tonnen im aktuellen Wert von 140 Milliarden Euro.
Jetzt sind Bürgerinitiativen aktiv geworden und skandalisieren zu Recht den Umstand, daß lediglich fünf Prozent dieses Goldes in den sicheren nationalen Tresoren der Bundesbank in Frankfurt lagern – 66 Prozent des Goldes liegen jedoch in Amerika, 21 Prozent in London, acht Prozent in Paris, also auf dem Gebiet der ehemaligen westalliierten Siegermächte.
Die deutsche Geldpolitik darf sich nicht erpreßbar machen
Für Deutschland ist dieses Gold ein letzter Anker seiner Souveränität. Damit verbunden ist die potentielle Kraft, zu einer eigenen Währung zurückzukehren, wenn der Euro zusammenbricht, was immer wahrscheinlicher wird. Zumal Deutschland derzeit gezwungen wird, erhebliche Teile der Hoheit über seinen Haushalt und die Steuergelder seiner Bürger an einen intransparenten Brüsseler Apparat abzutreten, um eine dauerhafte Fiskal- und Transferunion in die Wege zu leiten.
Wie auch immer die nächsten Schritte der deutschen Währungspolitik aussehen werden: Die deutschen Goldreserven müssen umgehend einer aktuellen Inventur unterzogen und von der Bundesbank nach Frankfurt geholt werden. Die deutsche Geldpolitik darf sich nicht dadurch erpreßbar machen, daß diese prestigeträchtigen Reserven unserem Zugriff entzogen sind. Anders überstehen wir diesen Sturm nicht.
JF 19/12