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Streiflicht: Dieter Hundt, treten Sie zurück!

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Streiflicht
 

Dieter Hundt, treten Sie zurück!

Mit ihrer jüngsten Forderung nach einer Verkürzung der Elternzeit auf ein Jahr hat die derBundesvereinigung der Arbeitgeberverbände die Maske fallen lassen. Priorität hat für sie allein die im Sinne des Profits maximale Verfügbarkeit der Mitarbeiter für den Betrieb. Ein Kommentar von Dieter Stein.
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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

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Mütter sollen nach dem Wunsch der BDA bereits nach einem Jahr in ihren Beruf zurückkehren Foto: pixelio/Helene Souza

Die Wirtschaft ist der Motor im Industriestaat Deutschland. Deutschland ist Wirtschaft: rauchende Schlote, die besten Autos der Welt, Ingenieurkunst, Maschinenbau, Tüftelei, effiziente Organisation. Dafür werden wir weltweit bewundert: Made in Germany.

Herzstück sind eigentümergeführte mittelständische Betriebe, oft seit Generationen in Familienbesitz. Familie heißt: Denken in Generationen. Einst waren die Deutschen für ihren Familiensinn berühmt! Nicht Quartalsbilanzen entscheiden über die Unternehmensplanung, sondern daß nach Jahrzehnten noch Substanz vorhanden ist, die vererbt werden kann.

Die BDA läßt ihre Maske fallen

Leider haben mittelständische Familienunternehmer neben der Arbeit kaum Zeit, sich öffentlich für ihre Interessen einzusetzen. Es gibt rührige Verbände (Stiftung Familienunternehmen, Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer, Bund der Selbständigen), doch sie werden vom großen Tanker, der von der Großindustrie dominierten Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) regelmäßig an den Rand gedrängt.

So auch jetzt wieder, als BDA-Präsident Dieter Hundt in einem Grundsatzpapier die stufenweise Verkürzung der Elternzeit von drei auf ein Jahr forderte. Begründung: „Die in Deutschland mit bis zu drei Jahren im europäischen Vergleich längsten Elternzeiten haben sich negativ auf die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt ausgewirkt.“ Frauen sollen genötigt werden, nach einem Jahr ihre Kinder abzugeben!

Es ist erfreulich, daß die BDA damit ihre Maske hat fallen lassen: Priorität hat für sie allein die im Sinne des Profits maximale Verfügbarkeit der Mitarbeiter für den Betrieb. Im Idealfall verzichten Frauen von vornherein auf den Kinderwunsch, dann sind sie nahtlos verfügbar. Der von der Politik vorangetriebene flächendeckende Ausbau der Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr trifft sich mit dem ökonomischen Wunsch vor allem der Großindustrie, Mitarbeiterinnen möglichst sofort wieder im Betrieb zu haben.

Erosion der Fundamente unserer Volkswirtschaft

Wir blicken hier in einen Abgrund von Verantwortungslosigkeit. Daß diese unverschämte Forderung bisher keinen Aufschrei ausgelöst hat und es sich noch keine namhafte Zahl von Betrieben öffentlich verbeten hat, von der BDA vertreten zu werden, zeigt, wie weit die Verwahrlosung reicht. Die Zerstörung der Familie, der seit vier Jahrzehnten anhaltende dramatische Geburtenrückgang, bedeuten schließlich auch heute schon die Erosion der Fundamente unserer Volkswirtschaft.

Das müßte die BDA beschäftigen! Nachdem sie schon aus egoistischen Motiven die millionenfache Masseneinwanderung aus Billiglohnländern befürwortete; so glauben skrupellose Manager, das Kinderkriegen lasse sich notfalls auch nach Sri Lanka oder Afrika outsourcen. Deutschland verspielt mit dem Untergang der Familie seine Zukunft. Herr Hundt, treten Sie zurück!

JF 48/12

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