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Streiflicht: Willkommen im Missionsgebiet

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Willkommen im Missionsgebiet

Der Papst kommt nach Deutschland. Doch das Oberhaupt der Katholiken kommt nicht nur in seine Heimat, sondern in ein Krisengebiet der Kirche, eine Zone seelsorgerischen Notstands. Er trifft auf ein Land, dessen religiöse Indifferenz zugenommen hat. Ein Kommentar von Dieter Stein.
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Nonne beim beten: Die großen Volkskirchen leiden unter massivem Mitgliederschwund Foto: Pixelio/Stihl024

Der Papst kommt nach Deutschland. Er trifft auf ein Land, dessen religiöse Indifferenz zugenommen hat. Beide großen Volkskirchen verlieren seit Jahrzehnten Mitglieder. 1990 waren in Deutschland noch über 70 Prozent der Bürger Angehörige einer Kirche. Im Jahr 2010 ist dieser Anteil unter 60 Prozent gesunken. Dazu kommt eine parallel zum demographischen Niedergang verlaufende Überalterung. Schwer getroffen hat nun die katholische Kirche zuletzt die Erschütterung durch Mißbrauchsskandale.

Im Zuge von Aufklärung, Säkularisierung, Modernisierung und Demokratie ist dies der Lauf der Dinge, sagen viele. Tatsache ist jedenfalls: Das Oberhaupt der Katholiken kommt nicht nur in seine Heimat, sondern in ein Krisengebiet der Kirche, eine Zone seelsorgerischen Notstands, kurz: ein Missionsgebiet. Falls denn die Kirche sich nicht nur noch als ein Apparat in Abwicklung versteht, sondern sich immer noch vom Missionsbefehl des Gottessohnes befeuert sieht: „Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ 

Die Erinnerung an den zehnten Jahrestag des 11. Septembers hat die anhaltende Erschütterung des Westens durch die Herausforderung eines islamistischen Terrorismus ins Gedächtnis gerufen. Die europäischen und amerikanischen Eliten blicken ratlos auf den Verlust der Anziehungskraft ihrer Zivilisation und die Herausforderung durch wachsende Parallelgesellschaften insbesondere moslemischer Einwanderer.

Die Selbstabschaffung durch eine Kultur des Todes ist hausgemacht

Neben der liberalen Apathie gegenüber dieser Entwicklung wurde ein Anti-Islamismus geboren, der seine rationale Begründung in einer faktischen Überfremdung hat. Daß die Religion der Einwanderer von Islamkritikern obsessiv zum Feind stilisiert wird, lenkt aber vom eigentlichen Hauptproblem ab: der eigenen biologischen und religiös-kulturellen Schwäche. Für den Niedergang nationaler Identität und die Auflösung des Christentums kann man zuallerletzt den Islam verantwortlich machen.

Die mutigen Christen, die beim „Marsch für das Leben“ am kommenden Wochenende in Berlin auf die erschütternde Zahl von in Deutschland täglich 1.000 im Mutterleib getöteten Kindern hinweisen (seit 1970 über acht Millionen!), werden von atheistischen Linksextremisten und nicht von Moslems angegriffen. Die Selbstabschaffung durch eine Kultur des Todes ist hausgemacht, die vermeintliche Stärke des Islams ist nur der Spiegel eigener geistig-religiöser Schwäche. 

Deshalb ist es zu wünschen, wenn der Papst sich in Deutschland mit den Gründen dieser Selbstauflösung seiner Kirche und des Christentums beschäftigt und aufzeigt, wie eine abendländische Renaissance gelingen kann.

JF 38/11

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