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Streiflicht: Fukushima als Menetekel

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Tschernobyl_Wikimedia_Wanrouter
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Streiflicht
 

Fukushima als Menetekel

Zweifellos empfinden viele Menschen die Havarie mehrerer Kernreaktoren in Japan als Zeichen an der Wand. Die bittere Wahrheit ist aber, daß wir an der Kernenergie nicht vorbeikommen. Ein Kommentar von Dieter Stein.</i
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Das havarierte Kernkraftwert Tschernobyl: Wir sind dazu verdammt, Kernforschung fortzusetzen: Wikimedia/Wanrouter

Zweifellos empfinden viele Menschen die Havarie mehrerer Kernreaktoren in Japan infolge eines schweren Erdbebens als Zeichen an der Wand. Kernenergie ist Symbol der technischen Potenz unseres Zeitalters. Die Entdeckung der Kernspaltung im Jahre 1938 durch den deutschen Chemiker Otto Hahn machte den Weg zur Entfesselung einer Energieform frei, die ungeahnten Fortschritt verhieß. Sie beflügelte einen Zeitgeist, der alles für technisch machbar hielt.

Doch weckte diese Kraft auch die Begehrlichkeit des Militärs im Wettlauf um die Superwaffe. Der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki demonstrierte, welche vernichtende, dämonische Macht diese Technologie in die Hände der Politik legte.

Eine Weltbevölkerung von inzwischen sieben Milliarden Menschen, von denen nur noch ein schwindender Teil in Hütten und am Lagerfeuer leben will, gebiert einen Energiehunger, der gestillt werden will. Indien, China und andere Schwellenländer denken überhaupt nicht daran, bei ihrem Anschluß an den Westen auf den Einsatz der Kernenergie zu verzichten. Weltweit schreitet ihr Ausbau deshalb voran.

Angst ist ein schlechter Ratgeber

Die Kernenergie zeigt am extremsten die Janusköpfigkeit jeder Wissenschaft, nämlich Segen und Fluch in einem zu sein. Aufgrund ihrer geheimnisvollen Unsichtbarkeit vermag sie uns zu faszinieren – aber auch zugleich die stärksten Ängste zu wecken.

Noch bedrohlicher als der für Kernkraftwerke notwendige Sicherheitsaufwand wirkt die menschlich nicht faßbare Dauer, für die wir glauben, kommenden Generationen den strahlenden Müll hinterlassen zu dürfen. Aber: Der Geist ist aus der Flasche und wird nicht wieder in diese zurückkehren. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Von ihr läßt sich die Politik in Deutschland derzeit einen hektischen Aktionismus diktieren.

Verantwortungsvoll ist es, den Bürgern zu erklären, daß wir vernünftigerweise auch nach dem Reaktorunglück in Japan dazu verdammt sind, Kernforschung fortzusetzen und anstelle eines isolierten Ausstiegs daran aktiv mitzuwirken, daß Kernenergie beherrschbarer wird. Der Ausstieg aus der Kernforschung war insofern ein Fehler der rot-grünen Bundesregierung.

Das Unglück zwingt zur Demut

Kernkraft wird sich realistischerweise genausowenig wie Nuklearwaffen vollständig bannen lassen, denn von diesen hängt ab, wer unter den Großmächten souverän ist, also über Krieg und Frieden entscheiden kann.

Die bittere Wahrheit ist, daß wir noch auf Jahrzehnte an Kernenergie als „Brückentechnologie“ nicht vorbeikommen werden. Das Unglück von Japan warnt uns aber auch vor den Grenzen menschlich beherrschbarer Sicherheit und zwingt zur Demut. Wir sehen, welchen Preis wir und kommende Generationen für unseren Lebensstandard bezahlen. Wir haben die Erde nicht im Griff. Sie entzieht sich unserer letztendlichen Kontrolle.

JF 12/11

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