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Langenscheidt-Verlag: Wird Talahon das „Jugendwort des Jahres“?

Langenscheidt-Verlag: Wird Talahon das „Jugendwort des Jahres“?

Langenscheidt-Verlag: Wird Talahon das „Jugendwort des Jahres“?

Ein grauhaariger Mann mit einem Longboard und eine Gruppe sogenannter Talahons: Die Jury vom „Jugendwort des Jahres“ kennt keine jungen Leute Fotos: picture alliance / Zoonar | Anatolijs Jascuks / TikTok Montage: JF
Ein grauhaariger Mann mit einem Longboard und eine Gruppe sogenannter Talahons: Die Jury vom „Jugendwort des Jahres“ kennt keine jungen Leute Fotos: picture alliance / Zoonar | Anatolijs Jascuks / TikTok Montage: JF
Ein grauhaariger Mann mit einem Longboard und eine Gruppe sogenannter Talahons: Die Jury vom „Jugendwort des Jahres“ kennt keine jungen Leute Fotos: picture alliance / Zoonar | Anatolijs Jascuks / TikTok Montage: JF
Langenscheidt-Verlag
 

Wird Talahon das „Jugendwort des Jahres“?

Seit heute darf wieder das „Jugendwort des Jahres“ gewählt werden. Doch bereits die von einer Jury getroffene Vorauswahl spricht Bände. Jahrzehntealte Begriffe, Floskeln, die kein Mensch benutzt und natürlich viel politische Korrektheit.
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Wer zum ersten Mal bei der hohen Treppe im Hausflur schnaufen muß, wer zum ersten Mal ein graues Haar an sich entdeckt und wer immer mehr Sätze mit „früher“ beginnt, wird langsam alt. Niemand von uns wird davon verschont. Manche nehmen es mit Würde, manche kaufen sich zum 50. Geburtstag eine Lederjacke und ein Motorrad. Und manche nehmen an der Auswahl für das „Jugendwort des Jahres“ teil, das jedes Jahr vom Langenscheidt-Verlag gekürt wird.

Anders ist die Auswahl der Begriffe seit Jahren jedenfalls nicht zu erklären. Daß politisch unliebsame Begriffe wie „Stolzmonat“ gar nicht erst zur Abstimmung kommen? Geschenkt. Was erwartet man auch von einem Mainstream Verlag im Deutschland der 20er Jahre. Daß jedoch regelmäßig Worte und Phrasen auftauchen, die kein Mensch jemals irgendwo gehört hat, macht die jährliche Zeremonie fast noch absurder.

Ein bekanntes Meme über Erwachsene im jugendlichen Dresscode: So muß die Jury vom „Jugendwort des Jahres“ aussehen Foto: Times Union Media
Ein bekanntes Meme über Erwachsene im jugendlichen Dresscode: So muß die Jury vom „Jugendwort des Jahres“ aussehen Foto: Times Union Media

Uralte und nicht geläufige Begriffe

Beispiel gefällig? „Nein Pascal, ich denke nicht.“ Angeblich sagen das coole Kids als „Ausdruck der Ablehnung, besonders wenn jemand unrealistische Erwartungen hat. Beispiel: Wenn er sagt, daß du dich als erstes melden und die Dates planen sollst – ‘Nein Pascal, ich denke nicht.’“ Nie gehört. Doch auch das andere Extrem taucht auf. „Diggah“. Langenscheidt nennt das eine „Anrede für einen Freund oder Bekannten.“

Die Schulzeit des Autoren ist seit mehr als zehn Jahren vorbei und schon damals wurde rumgediggaht, was das Zeug hält – auch von den Älteren. Um dieses vom norddeutschen Lokalkolorit zum gesamtdeutschen, saloppen Synonym für „Freund“ oder „Kumpel“ gewordene Wörtchen für neu zu halten, muß man ungefähr zwei Dekaden lang unter einem Stein gelebt haben. Wahrscheinlich setzt die Jury auch noch auf Faxgeräte und Disketten.

„Talahon“ wird falsch erklärt

Ein tatsächlich brandneuer Begriff, der gute Chancen auf den Sieg haben dürfte, ist dagegen „Talahon“. Das Wort wird – und hier sind wir wieder bei der politischen Voreingenommenheit der Verantwortlichen – recht vage erklärt. „Vermutlich ein Insider-Begriff oder eine lokale Referenz. Beispiel: ‘Mit meiner Brusttasche fühle ich mich heute wie ein Talahon.’“

Tatsächlich kommt das Wort aus dem Arabischen. „Tala huna“ heißt „Komm her.“ Auf TikTok feiern selbsternannte Talahons – fast alle von ihnen mit islamischem Migrationshintergrund – ihren asozialen Lebensstil. Der Talahon trägt Gucci-Basecap („Vertrau mir Bruder, ist original – nicht aus Türkeiurlaub“), Umhängetasche, bewegt sich fast ausschließlich per E-Scooter von A nach B und filmt sich auf TikTok beim Schattenboxen, meist unterlegt von aggressiver Rapmusik. Aus dem Schutz der Gruppe heraus reklamiert der Talahon den öffentlichen Raum. Er spuckt auf den Boden, pöbelt Passanten an, belästigt Frauen. Nicht selten hat er ein Messer in der Tasche.

Schafft das „Jugendwort des Jahres“ einfach ab!

Weil der Begriff seit Monaten durchs Internet geistert, steht er zurecht auf der Liste. Doch die verharmlosende Pseudo-Definition der Unwort-Jury spricht Bände. Man stelle sich vor: ein virales Internetphänomen von ostdeutschen Jugendlichen, die mit strammer Scheitelfrisur und strengem Polohemden-Dresscode auf der Straße herumlungern und Frauen, Migranten und Linken – nicht selten mit körperlicher Gewalt – das Leben schwermachen. Standesgemäß unterlegt von Rechtsrock und preußischer Marschmusik. Wäre das für Langenscheidt auch „vermutlich ein Insider-Begriff oder eine lokale Referenz“?

Noch vor der endgültigen Entscheidung über das „Jugendwort des Jahres“, die voraussichtlich am 19. Oktober fallen wird, steht fest, daß die Jury denkbar schlecht besetzt ist. Weder scheint sie willens zu sein, Begriffe, die das linke Weltbild der bunten Multikulti-Party trüben, akkurat wiederzugeben. Noch ist sie in der Lage, eine Top10 mit ausschließlich neuen – oder wenigstens nicht jahrzehntealten – Begriffen aufzustellen. Vorschlag zur Güte: Wir schenken uns das „Jugendwort des Jahres“ und die Juroren altern künftig wieder oldschool – mit Lederjacke und Motorrad.

Ein grauhaariger Mann mit einem Longboard und eine Gruppe sogenannter Talahons: Die Jury vom „Jugendwort des Jahres“ kennt keine jungen Leute Fotos: picture alliance / Zoonar | Anatolijs Jascuks / TikTok Montage: JF
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