Die Außenministerin war dieser Tage in China. Von ihren Gastgebern scheint Annalena Baerbock offenbar alles andere als zuvorkommend behandelt worden sein. Die Worte, mit denen die Grünen-Politikerin über die von ihr im „Land der Mitte“ gesammelten Eindrücke berichtete, klingen jedenfalls so, als versuchte die kommunistische Führung des Landes inzwischen nicht einmal mehr, den Eindruck zu erwecken, dem Westen in irgendeiner Weise freundlich gesinnt sei. Oder Interesse an einer bilateralen Beziehung auf Augenhöhe zu haben.
Es sei „wirklich zum Teil mehr als schockierend“ gewesen, in welchem Maße China nach außen hin „offensiver“ und auch „aggressiver“ auftrete, sagte Baerbock nach ihrer Rückkehr nach Deutschland. Dieser beidseitig undiplomatische Umgang miteinander ist neu. Bisher präsentierte sich China stets als harter, aber dennoch (zumindest nach außen hin) verläßlicher Verhandlungspartner.
China ist schon lange mehr Rivale als Partner
Von Seiten der Europäischen Union galt die offizielle Sprachregelung: „China ist für uns Partner, Wettbewerber und systemischer Rivale“. Auch die Außenministerin hielt sich zunächst an die bedächtig nichtssagende Formulierung der EU, fuhr dann aber für viele vermutlich überraschend fort: „Unser Eindruck ist leider, daß der Aspekt Rivale immer mehr zunimmt“.
China war übrigens schon lange weit mehr ein Rivale als ein Partner. Viele konnten oder wollten das bisher nur nicht sehen. Sei es aus Naivität, schlichter Gier oder einer aus beiden Aspekten gesponnen Seidenstraßen-Romantik.
In Deutschland hat die vergangenen Tage vor allem ein neuer Fall oder Anfall von Wokeness die Gemüter erregt. Im Zentrum der mehr als skurrilen Posse: ein geplanter Auftritt einer Senioren-Tanzgruppe auf der Bundesgartenschau in Mannheim.17 Damen des Rheinauer AWO-Balletts, alle im Alter zwischen 60 und 86 Jahren, waren mit ihrer Show mit dem Titel „Weltreise in einem Traumschiff“ für die Großausstellung zum Thema Gartenbau gebucht worden. Bei diesem wollten die Rentnerinnen unter anderem mit mexikanischen Sombrero-Hüten auftreten.
Früher war nicht alles besser, aber weniger bekloppt
Schon daran merkt man, daß die Frauen aus einer Zeit stammen, als die Welt nicht nur noch in Ordnung war, sondern vor allem auch noch einigermaßen richtig tickte. Sonst wären sie niemals auf die Idee gekommen, mit so einer „kulturellen Aneignung“ auch nur den Hauch einer Chance zu haben, im Jahr 2023 auf einer deutschen Bühne auftreten zu dürfen. Schnell wurden sie dann von der Veranstaltungsleitung auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Immerhin: Nachdem in den Medien zunächst von einem generellen Auftrittsverbot für das AWO-Ballett die Rede war, hat man sich später auf gemeinsame Lösung geeinigt. Wohlgemerkt eine gemeinsame und nicht etwa eine vernünftige. Grund diesen „Durchbruch“ mit Tequila zu begießen, gibt es allerdings nicht. Auch wenn man, beim Lesen der Regeln für die Einigung, durchaus einen Schnaps gebrauchen könnte.
Die Oma-Tanztruppe der AWO darf jetzt doch auf der Bundesgartenschau auftreten. Allerdings nur „oben ohne“. Also ohne die kulturunsensible Kopfbedeckung.
Auch bei zwei weiteren, der ursprünglich sechs beanstandeten Kostüme wird es Änderungen geben. So werden aus den Pharaonen ägyptische Arbeiter und die Asiatinnen werden moderner. Die Groteske um die Senioren-Tanzgruppe lehrt uns einmal mehr: Früher war vielleicht nicht alles besser, vieles aber zumindest deutlich weniger bescheuert.
„Influencerin“ läßt Follower an ihrer Abtreibung teilhaben
Die Heldin der Woche ist die Anne Wünsche. Zumindest schienen große Teile der Massenmedien die 31jährige dazu erklären zu wollen. Die große Tat, die die Blondine aus Cottbus vollbracht hat, um diesen Status bei den Journalisten zu erlangen, war die Abtreibung ihres ungeborenen Kindes.
„Ich habe verhütet und jetzt stehe ich hier. Ich will das nicht, aber ich muß!“, kommentierte die ehemalige Darstellerin der Trash-Soap „Berlin – Tag und Nacht“ ihre Entscheidung auf Instagram. Dort folgen Wünsche mehr als 1,1 Millionen Follower in einer Art Liveticker, der in typisch postmoderner Würdelosigkeit die Öffentlichkeit am Weg bis zur Abtreibung teilhaben ließ.
Richtig hätte Wünsches Aussage wohl eher umgekehrt lauten müssen: Ich muß das nicht, aber ich will. Die privilegierte Influencerin handelte nicht aus der Not der Verzweiflung heraus; auch wenn sie sich alle Mühe gab, es für das Abtreibungspublikum so klingen zu lassen. Sie berief sich nicht auf gesundheitliche Gründe oder eine finanzielle Notlage, die es ihr in ihren Augen unmöglich machen würde, ihr Baby auszutragen.
Vielmehr war es der jungen Frau einfach ein neues Leben zu viel. Es wäre ihr viertes Kind gewesen. Vor neun Monaten brachte sie einen Sohn zur Welt. Vater soll ihr derzeitiger Freund, der Synchronsprecher Karim El Kammouchi sein. Zwei weitere Kinder, die Töchter Miley (10 Jahre) und Juna (7 Jahre), hat die Internet-Berühmtheit aus „früheren Beziehungen“.
Bild-Zeitung nennt Darstellung „offen und mutig“
Den Verlauf der Abtreibung schildert die Schauspielerin in allen traurigen Details: „Die Ärztin holte mich und wir gingen in den Operationssaal. Als ich die Bank sah, auf die ich mich legen sollte, die einem Frauenarztstuhl sehr ähnlich war, wollte ich am liebsten umdrehen und wieder gehen“, schrieb sie auf Instagram, dem Medium, das sie für ihre makabre Inszenierung gewählt hat. Ihr seien Gedanken gekommen, wie „Abhauen, nach Hause fahren und mich verkriechen“.
Am Ende war das Ego dann aber doch stärker als alle vermeintlichen Skrupel: „Ich lege mich auf die Liege, die Ärzte reden ruhig auf mich ein, meine Beine fangen an zu zittern. Ich atme durch und mir rasen wieder Tausende Gedanken durch den Kopf“ beschreibt die Marketing-Fachfrau den Vorgang, der den Anfang des Endes des Lebens ihres ungeborenen Babys einleitete. Was sie so lapidar niederschrieb, begeisterte die Bild-Zeitung zu den Worten „So offen, so mutig!“
Weiter schrieb Wünsche: „Sie setzen mir die Sauerstoffmaske aufs Gesicht und keine zehn Sekunden später schlafe ich ein. Das war’s. Es ist passiert.“ Sie wisse, daß sie „die richtige Entscheidung“ für sich und ihre Familie getroffen habe. Mehr muß sie nicht mehr sagen. Denn das ist alles, was in diesen Zeiten zählt.